Ist Fastned gekommen, um zu bleiben?

Der HPC-Markt wächst und wächst: Zwischen Hypernetz der EnBW, den Superchargern von Tesla und Schnellladesäulen an Tankstellen hat sich auch eine freundlich-gelbe Marke aus den Niederlanden breit gemacht. Die Rede ist von Fastned. Wir haben mit Deutschland-Chefin Linda Boll über die Chancen und Ziele von Fastned gesprochen – und eine mögliche Exit-Strategie.

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34 Autobahn-Standorte hat Fastned im Deutschlandnetz gewonnen und 92 Regional-Standorte noch dazu. Vor wenigen Tagen haben die Niederländer auch ihre erste „Autobahnraststätte der Zukunft“ eröffnet. Der Ladepark in Belgien bietet neben Schnellstrom auch einen Shop mit Restaurant und Toiletten. „Wir wollen unseren Teil zur Verkehrswende beitragen“, sagt Linda Boll im Gespräch mit electrive-Chefredakteur Peter Schwierz. Und: „Wir haben eine Mission.“ Das erklärte Ziel: Bis 2030 will Fastned 1.000 Standorte in Europa aufbauen.

Doch so sympathisch sich die Niederländer bei ihrer Expansion geben, so knallhart setzen sie auch ihre Interessen durch – etwa mit ihrer Klage gegen die Autobahn GmbH des Bundes. Den HPC-Rollout an den Raststätten von Tank & Rast hat Fastned damit für Jahre ausgebremst – und macht sich in der Zeit selbst so breit wie möglich. Bei einer Ausschreibung „ist ja nicht gesagt, dass wir dann da die Gewinner sind“, versucht Linda Boll den Eindruck zu entkräften, nur auf den eigen Vorteil aus zu sein. Die Klage, die inzwischen beim Europäischen Gerichtshof liegt, solle in erster Linie „eine gewisse Unabhängigkeit“ bringen. „Wir sind sehr an einer schnellen Lösung interessiert“, gelobt die Managerin. Ganz so uneigennützig ist Fastned dann aber doch nicht unterwegs: „Sonst hätten wir das natürlich alles nicht gemacht.“ Fastned will auf die Raststätten!

Bis der Europäische Gerichtshof endlich Klarheit schafft, stehen indes vor allem der schnelle Zubau, die eigenen Prozesse und die Suche nach Personal bei Fastned im Vordergrund. Eine Absage erteilt Linda Boll ihren früheren Kollgen aus der Ölbranche: Eine Ladesäulen-Pflicht an Tankstellen sieht sie nämlich skeptisch. Sie fragt sogar: „Wäre es nicht viel konsequenter, einfach mal so eine Tankstelle komplett abzureißen und dann lieber einen kompletten Ladehub hinzusetzen?“ Die Antwort auf diese Frage gibt die oben erwähnte Autobahn-Raststätte von Fastned in Belgien – inklusive Shop und Gastronomie-Angebot.

Ob das so entstehende HPC-Ladenetz von Fastned ein spannender Übernahme-Kandidat wäre, haben wir neben Linda Boll in diesem Podcast auch den Experten Wulf Schlachter gefragt. Der Chef der Beratungsfirma DXBe Management kann sich durchaus vorstellen, dass Fastned dafür infrage käme. Wie Linda Boll eine mögliche Exit-Strategie einordnet und wie sie mit den Verteilnetzbetreibern in Deutschland kämpft, erfahren Sie im Podcast. Viel Spaß beim Hören!

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4 Kommentare

zu „Ist Fastned gekommen, um zu bleiben?“
Richard
19.04.2024 um 08:25
Ich hoffe sie bleiben und ich hoffe noch mehr, das es irgendwann keinen Ladepreis/app/karte Dschungel mehr gibt und dazu Tank u Rast einen auf die Mütze bekommt.
Brinker C
19.04.2024 um 10:15
Ein SEHR gutes Interview. Ich kenne Fastned von ganz unterschiedlichen Standorten und ja, ich finde die auch sympathisch, die Standorte sind gut, zuverlässig und sichtbar, häufig auch dank der Überdachung. Was mir im Interview gefehlt hat ist die "Preisfrage"... wenn ich die Tage sehe, wie EnBW nahezu monopolartig die Preise in unterschiedliche Richtungen dreht und lediglich Tesla dagegen agiert, würde ich mir wünschen, dass Fastned ggfls.im Zusammenspiel mit Allego auch EIGENE kompetitive Tarifmodelle anbietet. Dass hier noch so wenig Wettbewerb ist und das Feld dem großen EnBW Player überlassen wird, ist schade... denn 0,73 EUR+/kWh sind einfach zu teuer und der Diesel macht bei vielen dann das Rennen.
erFahrer
21.04.2024 um 20:12
Großartiger Beitrag - vielen Dank electrive / Peter Schwierz - FASTNET kommt noch besser und sympathischer rüber ,ABER der Preis stimmt halt nicht, wie bei den anderen Kraken. Es könnte einen übel werden, wie hier Öl- und Stromkonzerne sich verhalten. Turbokapitalismus at it's best - abscheulich. ABER, diese tausenden von HPC-Notladern die mit diesem "schmutzingen Geld der Gier" jetzt errichtet werden, schaffen auch eMobil- Werbung, auch wenn dort kaum jemand lädt - das ist ein gutes Signal an die Einsteiger. Peter Schwierz hat es eingangs gut beschrieben "und weshalb soll es nicht so werden wie bei den Treibstoffen - der Preis zählt" . Verfügbarkeit werden alle Große erreichen, wenn es mal ABB, SIEMENS, Titium und EFACEC weg sind. Somit wäre mein Wünsche - 1. #Sortimo baut bitte eine weites Netzwerk mit Euerem Konzept über D (besonderes an den Grenzübergängen) auf - die aktuelle Reichweite der Fahrzeuge gibt es ja her. 2. Hallo Bürgerenergiegenossenschaften schließt euch Zusammen und lasst Strom von Eueren EE-Anlagen direkt und überall in die Fahrzeuge fliesen - ihr seid die Quelle Energie für die Bürger ( Danke an Inselwerke mit Bürgerstrom) .
Lothar Sturm
03.05.2024 um 11:09
Nicht Fastnet hat den Rollout von HPC-Ladern an den Autobahnraststätten ausgebremst, sondern eher alle Bundesregierungen seit der Vergabe der Konzession anTank und Rast. Die Konzession wurde seinerzeit nur unter der Maßgabe erteilt, das Tank und Rast den Wettbewerb der Tankstellen nicht behindern darf und kleinere Tankstellenbetreiber nicht übergangen werden. Die Bundesregierung hat die Vergaberechte für die Ladesäulen wegen der Vergleichbarkeit zu den Tankstellen dann ebenfalls an Tank und Rast vergeben. Tank und Rast hat dann Kooperationsverträge mit EnBW, Ionity, MER und E.ON geschlossen und diesen Gesellschaften die Stellplätzefür die Ladesäulen stellenweise sogar kostenfrei zur Verfügung gestellt. Und das ist wettbewerbsverzerrend. Das Tesla und Fastned sich dagegen wehren ist mehrcals gerechtfertigt.

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