Tritium meldet Insolvenz an und sucht Käufer

Der australische Schnellladesäulen-Hersteller Tritium ist insolvent. Selbst beauftragte Administratoren und von Gläubigern ernannte Insolvenzverwalter haben die Kontrolle übernommen und die Suche nach Geldgebern bzw. Käufern aufgenommen.

Bild: Tritium

Das Unternehmen schreibt in einer Mitteilung an die US-Börsenaufsicht, dass Tritium DCFC und drei seiner australischen Tochtergesellschaften „zahlungsunfähig sind bzw. wahrscheinlich zahlungsunfähig werden“. Tritium wurde zwar in Australien gegründet und hat dort immer noch seinen Hauptsitz, ist aber seit Anfang 2022 per SPAC-Fusion in den USA an der Nasdaq börsengelistet – daher auch das sogenannte „6K-Filing“ an die US-Börsenaufsicht SEC.

Nachdem die Direktoren selbst die (wahrscheinliche) Zahlungsunfähigkeit erklärt haben, hat das Unternehmen drei Manager der Unternehmensberatung KPMG zu Administratoren ernannt. Zudem haben die Kreditgeber von Tritium selbst Konkursverwalter von der Kanzlei McGrathNicol Restructuring ernannt. Gemeinsam übernehmen sie nun die Kontrolle über die Vermögenswerte von Tritium und suchen nach Käufern.

„Unser unmittelbarer Fokus liegt auf der Stabilisierung des Betriebs und der engen Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern, Kunden und Lieferanten von Tritium, während wir versuchen, das bestmögliche Ergebnis für alle Parteien zu erzielen“, sagte Shaun Fraser, Partner von McGrathNicol Restructuring, in einer Erklärung, aus der das australische Portal The Driven zitiert. Und der KPMG-Manager Peter Gothard gab an, dass die Administratoren mit den Insolvenzverwaltern zusammenarbeiten würden, „um die Vermögenswerte zu sichern und den Geschäftsbetrieb von Tritium zu stabilisieren, um das Ergebnis für alle betroffenen Parteien zu maximieren“.

Dass die finanzielle Lage bei Tritium angespannt ist, hatte sich bereits 2023 angezeichnet. Im November wurde entschieden, dass das Unternehmen sein australisches Werk in Brisbane schließen wird, um künftig ausschließlich in den USA zu produzieren – das australische Werk war offenbar nicht profitabel zu betreiben und die Regierung wollte die Fabrik nicht weiter fördern. Im Vorfeld war Tritium mit dem Vorhaben gescheitert, eine Investition über umgerechnet 54 Millionen Euro für das Werk zu erhalten, in der Folge wurde die Anlage zugunsten der Fabrik in Tennessee geschlossen. Bereits damals hieß es von CEO Jane Hunter, dass die „strategische Umstrukturierung unseres Geschäfts erforderlich“ sei, „um sowohl die Rentabilität als auch den Aktionärswert zu steigern“. Um die Situation zu verdeutlichen: Beim Börsengang Anfang 2022 wurde Tritium mit fast zwei Milliarden US-Dollar bewertet. Seitdem ist der Aktienkurs aber so stark gesunken, dass das Unternehmen kaum noch die Richtlinien für eine Börsennotierung an der Nasdaq erfüllen konnte. Vor der Insolvenzanmeldung war Tritium weniger als vier Millionen US-Dollar wert. Und das trotz großer Aufträge von Unternehmen wie Ionity, BP und Shell.

Aber auch nach der Schließung der Fabrik in Brisbane hat sich die Lage nicht oder nicht ausreichend stabilisiert. Denn wie Insolvenzverwalter Shaun Fraser nun angab, war bereits vor der Ernennung der Kanzlei „ein Verkaufsprozess für das Geschäft und die Vermögenswerte von Tritium im Gange“. Details nannte er nicht, dieser Prozess wurde aber wohl vom Tritium-Management angestoßen, um Geldgeber an Bord zu holen. Darauf will Fraser nun aufbauen: „Wir werden dringend erneut mit interessierten Parteien und dem breiteren Markt zusammenarbeiten, um eine langfristige Kapital- und/oder Eigentumslösung für Tritium zu finden.“

Wie The Driven schreibt, muss eine erste Gläubigerversammlung bis zum 26. April stattfinden. Dann könnte es auch erste Informationen geben, wie es mit den bestehenden Arbeitsplätzen weitergeht und wie der Betrieb und die Wartung von Tritium-Ladesäulen sichergestellt werden können.

thedriven.io, tritiumcharging.com (6K-Filing als PDF)

2 Kommentare

zu „Tritium meldet Insolvenz an und sucht Käufer“
erFahrer
21.04.2024 um 20:43
Kein Wunder, den wenn der Börsenwert (Geldfluss für Manager) stets über den Produkten (Stromfluss für Ladende) steht. (Hardware-Support = 2 von 10)
Martin
22.04.2024 um 17:09
und was machen ionity, shell und bp nun?

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