Chinesischer Autohersteller Chery produziert in Barcelona
Der spanische Ministerpräsident Pedro Sánchez sieht in der Partnerschaft von Chery und Ebro-EV Motors ein „Symbol“ für die Reindustrialisierung von Katalonien und ganz Spanien. Damit kehrt Leben in das Industriegebiet im Industrie- und Logistikbezirk „Zona Franca“ zurück. Dort hatte Nissan vor drei Jahren die Produktion eingestellt, was einen schweren Rückschlag für den Standort Barcelona bedeutete. Tausende Arbeitsplätze gingen dadurch mitten in der Pandemie verloren. Der Standort hat viel Tradition, denn er wurde vorher jahrzehntelang vom spanischen Nutzfahrzeughersteller Ebro genutzt, dessen Marke nun wiederbelebt werden soll.
Bei dem Joint Venture von Ebro-EV Motors und Chery sollen rund 1.250 Arbeitsplätze entstehen. Das Gemeinschaftsunternehmen will bis 2027 jährlich 50.000 Fahrzeuge produzieren, ab 2029 sollen es dann 150.000 Einheiten pro Jahr werden. Als erstes wird noch in diesem die Montage von Fahrzeugen der Chery-Marke Omoda hochgefahren, ein konkretes Modell wird aber noch nicht genannt. Ende des Jahres soll ein elektrischer Allrad-Pickup der EV-Motors-Marke Ebro folgen. Die Partner wollen dabei 400 Millionen Euro in die Wiederbelebung des ehemaligen Nissan-Werks investieren.
Jahrelang hatten sich Zentral- und Regionalregierung darum bemüht, in der „Zona Franca“ ein Zentrum für Elektromobilität zu schaffen. Nach mehreren Besuchen in China und langen Verhandlungen entschieden sich Ebro-EV Motors, das die Mehrheit an dem Gemeinschaftsunternehmen hält, und die katalanische Regionalregierung schließlich für Chery, wie die „FAZ“ berichtet. Bereits Mitte April hatte Reuters über die Verhandlungen berichtet, also dass Chery über eine solche Partnerschaft in dem ehemaligen Nissan-Werk E-Autos bauen könnte.
Die Entscheidung für Barcelona bedeutet aber auch einen Rückschlag für das Saarland: Laut der „FAZ“ hatte Chery auch mit Ford über die Übernahme des Werks Saarlouis verhandelt, wo Ford die Produktion einstellen wird. Auch dort hatte die Landesregierung Förderungen in Aussicht gestellt, die Verhandlungen kamen aber offenbar zu keinem Ergebnis.
Die Investition von Chery ist in kurzer Zeit die zweite große eines chinesischen Konzerns in ein eigenes Werk in Europa. Zuvor hatte der Elektroautohersteller BYD ein Großprojekt in Ungarn besiegelt. Demnächst könnte auch SAIC folgen, das seinen britischen MG-Standort aktuell nur für Forschung und Entwicklung nutzt, aber wieder in Europa fertigen möchte. Im Falle von BYD ein pikantes Detail: Auch diesem chinesischen Unternehmen wurde ein Interesse an dem Ford-Werk Saarlouis nachgesagt, aber auch BYD hat sich gegen eine Übernahme entschieden.
Chery hatte im vergangenen Jahr seinen Start in Europa angekündigt – mit mehreren Marken und Antriebsarten. Unter der Marke Omoda soll noch im ersten Halbjahr 2024 mit dem Omoda 5 EV das erste E-Auto von Chery in Deutschland auf den Markt kommen. Bei Jaecoo handelt es sich um eine Offroad-Marke, die SUV im Stil von Land Rover auf den Markt bringen soll. Auch für Deutschland sind das kompakte SUV Jaecoo 7 und der größere Jaecoo 8 angekündigt. Angaben zur Technik gab es bisher noch nicht.
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