B-ON und Chery planen Joint Venture für E-Nutzfahrzeuge
Chery und StreetScooter – dieses Duo hat eine Vorgeschichte: 2019 stand ein Verkauf der seinerzeit noch als Elektroauto-Sparte geführten Post-Tochter StreetScooter an den chinesischen OEM Chery kurz vor dem Abschluss, ehe der Deal platzte. Daraufhin polterte die Deutsche Post, die Produktion der Elektro-Lieferwagen einstellen zu wollen. Es kam bekanntlich anders: Im Januar 2022 übernahm B-ON (damals noch unter dem Namen Odin Automotive) die Produktion des StreetScooter in Düren. Und mit B-ON kommt Chery anno 2024 also ins Geschäft.
Beide Seiten wollen nun ein Joint Venture zur Entwicklung, Produktion und Vermarktung von E-Nutzfahrzeugen gründen. B-ON verspricht sich davon Zugang zu Finanzmitteln und der Produktionsbasis von Chery, der chinesische Automobilhersteller erhält im Gegenzug den Zugang zu den europäischen und US-amerikanischen Märkten (denn: B-On hatte in Deutschland über den Auftragshersteller Neapco und in Kalifornien über Karma Automotive produziert). Mit StreetScooter hat das Duo dabei nichts mehr am Hut. Denn nachdem die B-ON GmbH als Hersteller des Fahrzeugs 2023 insolvent gegangen war, übernahm der Aachener Professor Günther Schuh Anfang des Jahres wieder die Rechte – seines Zeichens Erfinder des StreetScooter.
B-ON will stattdessen eine neue Familie elektrischer Lieferfahrzeuge bauen. Den ersten Vertreter namens Pelkan stellte das Unternehmen vergangenen Oktober auf der Japan Mobility Show vor. Seinerzeit hieß es, der Pelkan solle 2024 Weltpremiere feiern und in den Handel kommen. Mit der nun folgenden Ankündigung, dass das Modell über das geplante Joint Venture bereits Mitte 2024 an Kunden auf dem europäischen Festland ausgeliefert werden soll, bestätigt sich dieser Zeitplan. Ob sich an dem E-Transporter durch die Zusammenarbeit mit Chery technisch noch etwas ändern wird, ist nicht bekannt.
Gemäß den im Oktober von B-ON veröffentlichten Modelldaten leistet der Pelkan maximal 85 kW bei einem maximalen Drehmoment von 256 Nm und wird mit zwei Batterievarianten (43 und 54 kWh) in den Handel kommen. Mit dem größeren 54-kWh-Akku soll der Lieferwagen mehr als 250 Kilometer WLTP-Reichweite schaffen. An einer DC-Ladesäule soll der Ladevorgang von 30 auf 80 Prozent SoC („State of Charge“) unter 30 Minuten dauern. Der AC-Ladevorgang von 0 auf 100 Prozent wird mit „unter 8 Stunden“ angegeben. Die Nutzlast soll laut B-ON bei 1.235 Kilogramm liegen, die Höchstgeschwindigkeit bei 120 km/h. Die Außenmaße des Pelikan beziffert der Hersteller auf 5.725 x 1.850 x 2.515 mm und den Radstand auf 3.380 mm.
Chery ist laut Reuters an B-ON beteiligt und wird Betriebskapital zur Finanzierung des Joint Ventures bereitstellen. Der chinesische Hersteller investiert aktuell kräftig, um nach Übersee zu expandieren: Erst dieser Tage bestätigte Chery, künftig zusammen mit dem spanischen Autohersteller Ebro-EV Motors in einem Werk in Barcelona Elektroautos zu produzieren.
„Als führender globaler Automobilhersteller haben wir seit langem die Notwendigkeit erkannt, auf eine elektrische Zukunft vorbereitet zu sein“, kommentiert Tongyue Yin, Chairman der Chery Group. „Innovative, agile Unternehmen wie B-ON sind einzigartig aufgestellt, um den aufstrebenden und schnell wachsenden Nutzfahrzeugmarkt in ihren lokalen Regionen zu beliefern, verfügen aber nicht über die Produktionsbasis, um die gesamte Nachfrage des Massenmarktes zu bedienen. Unsere Partnerschaft ist eine perfekte Verbindung. Gemeinsam haben wir eine große Zukunft vor uns.“
„Die Partnerschaft mit einem weltweit führenden Unternehmen wie der Chery Group ist ein entscheidender Moment für B-ON und sein Wachstum“, ergänzt Bruno Lambert, CEO von B-ON. „Gemeinsam sind wir in der Lage, qualitativ hochwertige und kostengünstige elektrische Nutzfahrzeuge anzubieten, die auf dem heutigen Markt unübertroffen sind, und ich bin äußerst optimistisch, was unsere gemeinsamen Aussichten angeht.“
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