Formel E: Jaguar feiert Doppelsieg in Monaco
Die Formel-E-Rennwagen sind zwar für Stadtkurse entwickelt und deutlich kompakter als jene in der Formel 1, dennoch gilt die Rennstrecke in Monaco als eine Herausforderung – seit einigen Jahren nutzt auch die Formel E die ikonische Formel-1-Rennstrecke, früher wurde nur eine Kurzanbindung ohne die weltbekannten Passagen wie Casino, die Fairmont-Spitzkehre oder den Tunnel befahren.
Überholmanöver sind in der Formel E dank der kleineren Autos zwar etwas einfacher, in Monaco aber dennoch kein simples Unterfangen. In der Formel 1 ist in Monaco die Startaufstellung enorm wichtig, denn Positionsgewinne im Rennen sind oft nur mit riskanten Manövern oder über die Rennstrategie mit den Boxenstopps möglich. Nicht so in der Formel E: Die Top Fünf des Rennens sind zwar auch auf den ersten fünf Plätzen gestartet, jedoch in einer komplett anderen Reihenfolge.
In der Qualifikation hatte noch Porsche-Pilot Pascal Wehrlein die Duell-Phase für sich entschieden und seinen 99X Electric dank des Final-Siegs über Ex-Weltmeister Stoffel Vandoorne auf Startplatz 1 gestellt. In der Formel E ist die Pole Position in Monaco aber kein Garant für eine Podestplatzierung: Der Deutsche brachte seinen Porsche „nur“ auf Platz fünf ins Ziel – beim Energiemanagement und dem strategischen Einsatz des „Attack Modes“ waren am Samstag Jaguar und DS Penske besser.
So ging der Rennsieg an den von Platz vier gestarteten Evans vor seinem Teamkollegen Nick Cassidy (Startplatz 3). Das Podium komplettierte Vandoorne, der seinen Teamkollegen Jean-Eric Vergne (Startplatz 5) hinter sich halten konnte. Die beiden Jaguar-Rennwagen waren aber uneinholbar und kamen mit mehreren Sekunden Vorsprung ins Ziel. Nick Cassidy konnte sich sogar in der vorletzten Runde etwas zurückfallen lassen, um Energie zu sparen – damit er in der letzten Rennrunde mit etwas mehr Energie sich den Extra-Punkt für die schnellste Rennrunde sichern konnte.
Wie selbst auf der engen Strecke in Monaco überholt werden kann, haben Oliver Rowland im Nissan und Antonio Felix da Costa im zweiten Werks-Porsche gezeigt: Rowland war nach einer schwachen Qualifikation nur auf Platz 15 gestartet, kam aber als Sechster ins Ziel. Bei da Costa könnte man meinen, dass ein siebter Platz nach Startplatz sieben ein ereignisloses Rennen war – der Portugiese war aber unverschuldet in eine Kollision verwickelt und fiel weit zurück. Platz sieben ist hier also das Ergebnis starker Überholmanöver.
Mit dem Sieg auf der Formel-1-Rennstrecke im Fürstentum hat der Neuseeländer Evans zum ersten Mal in diesem Jahr ein Rennen gewonnen – obwohl er als einer der Meisterschafts-Favoriten in die Saison gegangen ist. Mehr als ein zweiter Platz in Brasilien und drei fünfte Plätze waren aber bisher nicht drin, weil zum Teil auch das Rennglück gefehlt hat. Sein Teamkollege Nick Cassidy, der seine erste Saison für das Jaguar-Werksteam bestreitet, hat Evans derzeit im Griff – Cassidy stand in acht Saisonrennen bereits fünf Mal auf dem Siegerpodest, davon einmal ganz oben.
Mit dem fünften Platz (und dem Extra-Punkt für die Pole Position) geht Porsche-Pilot Wehrlein als Meisterschaftsführender in die anstehenden beiden Formel-E-Rennen in Berlin Mitte Mai. Wehrlein führt mit 102 Punkten vor Cassidy (95 Punkte) und Weltmeister Jake Dennis im Kunden-Porsche des Andretti-Teams (89 Punkte). Dennis hatte in Monaco von Anfang an Probleme mit der Abstimmung seines Rennwagens und blieb als 19. ohne WM-Zähler.
In der Team-Wertung konnte Jaguar mit dem Doppelsieg und 44 Punkten seinen Vorsprung deutlich ausbauen. Der britische Hersteller hat nun 172 Punkte, das Porsche-Werksteam konnte in Monaco 19 Zähler holen und hat nun 128 Punkte auf dem Konto. Dahinter geht es mit Andretti-Porsche (113 Punkte), Nissan (112 Punkte) und DS Penske (102 Punkte) eng zu, bevor bereits eine große Lücke zu Maserati (67) und McLaren-Nissan (63 Punkte) entstanden ist. Das Jaguar-Kundenteam Envision, immerhin Team-Weltmeister 2023, musste nun drei Nullnummern in Folge verzeichnen – und liegt mit 41 Zählern auf Rang acht.
Noch vor dem Rennen in Monaco hatte Jaguar TCS Racing, wie das Formel-E-Werksteam offiziell heißt, mit dem Commitment zur Teilnahme an der Gen4-Ära sein langfristig angelegtes Werks-Engagement in der ABB FIA Formel E-Weltmeisterschaft bestätigt. Die Gen4 der elektrischen Rennwagenserie startet zur Saison 2026/27 und ist auf eine Laufzeit von vier Jahren (bis 2030) ausgelegt.
Übrigens: Vor dem Monaco ePrix hat die Formel E auch die Evolutionsstufe der aktuellen Gen3-Rennwagen vorgestellt. Die Gen3 Evo genannten Autos erhalten leichte Änderungen am Design (gerade der in Misano viel kritisierte Frontflügel soll stabiler werden), aber auch an der Technik: Der bisher nur zur Rekuperation genutzte Elektromotor an der Vorderachse (von Einheitslieferant Lucid Motors) wird erstmals auch für den Vortrieb genutzt. Damit steigt nicht nur die Leistung der Rennwagen spürbar, dank des Allradantriebs beschleunigen die Gen3-Evo-Rennwagen der Formel E ab der nächsten Saison auch schneller als Formel-1-Rennwagen.
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