Tesla: Gerüchte um Suspendierung des gesamten Supercharger-Teams

Elon Musk entlässt unbestätigten Informationen zufolge Teslas gesamtes Supercharger-Team unter Leitung von Rebecca Tinucci. Auch weitere Abteilungen stehen angeblich vor der Auflösung. Außerdem soll die Firma mit einem internen Schreiben den Druck auf ihre Führungskräfte erhöhen. (Update am Artikelende)

tesla model 3 performance 2024 21 min
Bild: Tesla

Im Nachgang der Entlassungen von rund zehn Prozent der Tesla-Mitarbeiter weltweit mehren sich die Hinweise, dass der texanische Elektroautobauer seine Belegschaft weiter verkleinert. Laut einem Bericht des Portals „The Information“, der unter anderem von Reuters aufgegriffen wurde, trifft es diesmal unter anderem die Supercharger-Sparte. Das schreibt das Portal unter Berufung auf eine interne E-Mail von Tesla-CEO Elon Musk an leitende Angestellte.

Dazu berichtet „The Information“, dass unter anderem Rebecca Tinucci, Senior Director des Supercharger-Geschäfts, und Daniel Ho, Direktor für Fahrzeugprogramme und neue Produktinitiativen, entlassen werden – zusammen mit allen ihren Mitarbeitern, darunter rund 500 Personen aus dem Supercharger-Team. „Hoffentlich machen diese Maßnahmen deutlich, dass wir beim Personalbestand und bei der Kostenreduzierung absolut hart vorgehen müssen. Während einige Führungskräfte dies ernst nehmen, tun dies die meisten noch nicht“, wird Musk zitiert.

Offiziell bestätigt sind die neuerlichen Entlassungen nicht. Auf Linkedin gibt Rebecca Tinucci ihre Position bislang auch immer noch mit “Sr Director of EV Charging at Tesla” an. Aber: Neu interpretieren lässt sich vor dem Hintergrund der neuesten Hinweise der Wechsel von Jeroen van Tilburg zu Ionity. Der Topmanager war bis vor Kurzem noch für das Tesla-Ladegeschäft in Europa verantwortlich, wurde von Ionity aber Mitte des Monats als Nachfolger von Michael Hajesch auf der CEO-Position vorgestellt.

In der nun publik gewordenen E-Mail an die Führungskräfte soll stehen, dass Tesla weiterhin einige neue Supercharger bauen und die im Bau befindlichen fertigstellen werde. Welche Folgen der Schritt – sollte er sich bestätigen – auf den weiteren Ausbau des Systems haben wird, ist bisher unbekannt.

Doch zurück zum weiteren Aderlass bei Tesla: Dem Portalsbericht zufolge wird auch ein Großteil des Öffentlichkeitsarbeit-Teams des ehemaligen Managers Rohan Patel vor die Tür gesetzt. Musk wird dahingehend zitiert, dass Tesla beim Personalabbau „absolut hart“ vorgehen müsse und dass Führungskräfte, deren Untergebene „offensichtlich den Test der Exzellenz, Notwendigkeit und Vertrauenswürdigkeit nicht bestehen“, ebenfalls vom Dienst entbunden würden. Damit erhöht Musk offenbar den Druck auf seine Manager.

Dass es unter dem Dach von Tesla brodelt, ist seit einigen Wochen bekannt. Das Unternehmen präsentierte für das erste Quartal rückläufige Absatz- und Geschäftszahlen. Kurz zuvor wurde bekannt, dass Tesla kurzfristig mehr als 14.000 Beschäftigte entlässt, darunter ganze Teams, die an „kritischen Projekten“ arbeiteten. Zeitgleich nahmen mehrere Topmanager ihren Hut. So bestätigte Tesla-Technikchef Drew Baglino per Social-Media-Post seinen Rücktritt, ebenso der gerade genannte bisherige Politik-Chef Rohan Patel. Laut dem Portal Electrek musste zudem Anthony Thurston gehen, Senior Manager of Cathode Materials & Manufacturing.

Tesla-CEO Elon Musk äußerte sich zu den geplanten Stellenstreichungen öffentlich bisher nur per Tweet: “Etwa alle 5 Jahre müssen wir das Unternehmen für die nächste Wachstumsphase umstrukturieren und rationalisieren”, schrieb er Mitte des Monats auf X.

Update 14.05.2024: Tesla hat einem Agenturbericht zufolge damit begonnen, einige Mitarbeiter seines Supercharger-Teams wieder einzustellen, die Elon Musk Ende April entlassen hatte. Darunter Max de Zegher, Direktor für das Ladegeschäft von Tesla in Nordamerika. Für Rebecca Tinucci, zuletzt Senior Director des Supercharger-Geschäfts, dürfte dies aber nicht gelten. Auf Linkedin gab sie ihre Position noch bis vergangene Woche mit “Sr Director of EV Charging at Tesla” an. Vor wenigen Tagen hat sie dort aber ihren Rücktritt bestätigt.

theinformation.com (Paywall) via reuters.com, electrek.co, bnnbloomberg.ca (Update)

12 Kommentare

zu „Tesla: Gerüchte um Suspendierung des gesamten Supercharger-Teams“
Alfred Adebar
30.04.2024 um 13:01
Elon Musk: Vom Paulus zum Saulus?! Ich persönlich fahre seit 12 Jahren rein elektrisch. Angefangen hat es mit einem Twizzy und damals habe ich sehnsuchtsvoll zu Tesla und seinem visionären Chef Elon Musk aufgeschaut. Mittlerweile hat sich die Lage ins genaue Gegenteil gewandelt. Die Autos von Tesla haben - obwohl technisch sicherlich gut - für mich keinen Charme mehr und zwar wegen Elon Musk. Sich selber gönnt Mister Neureich ein unanständig hohes Salär aber für seine Mitarbeitenden hat er nur Verachtung übrig. Pfui Daibel! Mit seinen jüngsten Versprechungen hat Herr Musk den Aktienkurs von Tesla ja deutlich steigern können. Bin mal gespannt wie lange noch die Leute diese Dampf-Plaudereien für bare Münze nehmen. Ich jedenfalls werde dem aufgeblasenstem Ego dieses Planeten nicht mehr auf den Leim gehen
Ralf
01.05.2024 um 11:26
Sie sind schlecht informiert. Musk bekommt bei Tesla lediglich das Pflicht-Mindestgehalt für CEOs: 37.440$/Jahr. Er wollte darauf verzichten, aber es ist Pflicht. Seine Aktienoptionen sind Leistungsgebunden. Sein Reichtum vom Aktienkurs abhängig. Tesla zahlt keine Dividende. Wenn die "Wallstreet" Tesla überbewertet, kann man das nicht Musk vorwerfen. Das periodische Gesundschrumpfen passiert bei Tesla nicht das erste Mal, ist aber wichtig, gerade in der aktuellen BEV-Absatzkrise. PS. Als Anhänger von Meinungsfreiheit und Demokratie feiere ich Elon Musk seit der Übernahme von Twitter mehr denn je.
Thomas Jakob
30.04.2024 um 13:50
Unanständig hohes Salär? Seit der Vereinbarung von 2018 über die an Erfolge genkünpften Aktienoptionen hat Musk kein Gehalt bekommen! Die zu erreichenden Meilensteine wurd damals als nahezu unerfüllbar angesehen und diverse Medien haben sich darüber lustig gemacht. Nun wurden alle Ziele erreicht und somit ist der Erhalt der Aktienoptionen gerechtfertigt. Zum populistisch übertriebenen Rest ihres Kommentars schreibe ich lieber nichts weiter. Sicher ist Elon Musk ein streitbarer Charakter. Aber er ist eine der wichtigsten Personen unserer Zeit, da er in einigen Bereichen viel bewegt hat. Raumfahrt, Elektromobilität, Künstliche Intelligenz und vieles mehr. Immer wurde gesagt dies und jenes ginge nicht, bis es doch jemand möglich gemacht hat.
Rainer
01.05.2024 um 11:26
Das ist das Problem. Die Aktien... Wer sich auf das Börsenparkett bewegt, verliert jeden Anstand und arbeitet nur noch für die Börse. Dabei ist es völlig egal was produziert wird. Ich würde auch niemals ein Produkt kaufen was aus einer Musk-Schmiede kommt. Da kann es so gut sein wie es will. Musk ist für mich einer der unsympathischsten Figuren im öffentlichen Leben außerhalb der Politik.
Jjj
30.04.2024 um 23:39
Elon Musk hat gar nichts bewegt. Er hat mit dem Geld seines Vaters in gute Leute investiert (die meisten Nerds hätten Elektroautos und Raumfahrt genommen), seine technischen Einflüsse auf Tesla sind katastrophal (Autopilot, Cybertruck, TÜV Letzter) und nachdem er Twitter zugrunde richtet macht er das gleiche jetzt mit Tesla. Wenn man ihn nicht von Space X fernhält wird die Marsrakete unterwegs explodieren.
Hans
30.04.2024 um 13:33
Geht mir ähnlich. Ich habe den Abgsaskandal nicht vergessen, VW hat deshalb weiterhin verschissen und kommt mir nicht ins Haus. Auf der Liste der Marken die ich nicht kaufen würde rangiert Tesla mittlerweile auf Platz 2. Sowas kommt von sowas. Die Mitarbeiter haben das nicht verdient. Die Aktionäre schon.
CC
30.04.2024 um 15:47
Naja - Während anderswo die Manager im Sattel bleiben zeigt Tesla, dass nicht nur der kleine Mann gehen muss. Das ist für alle bitter. Musk ist dem Erfolg verpflichtet und schon aktuell und weiterhin einer der größten Arbeitgeber weltweit. Die Aktionäre ermöglichen erst den Wachstum der Firma - das ist bei einer Firma wie Tesla mutig. Denn der Kurs ist enorm schwankend. Freie Marktwirtschaft pur.
Alexander Vollmer
01.05.2024 um 21:53
@CC - "... einer der größten Arbeitgeber weltweit"? Mit zukünftig gerade mal 125.000 Beschäftigten ist Tesla davon weit entfernt. Da gibt es andere, die mehr als zehnmal so viele Beschäftigte haben. Toyota hat mehr als die doppelte Anzahl Beschäftigte, Bosch dreimal. Und Volkswagen hat weltweit die vierfache Anzahl Beschäftigte.Tesla ist in Bezug auf Produktion, volkswirtschaftlichen Effekt und Beschäftigung nur ein mittelständischer Betrieb. Weit weg von Foxconn, Tata oder der Schwarz-Gruppe.
WM
30.04.2024 um 20:38
Was haben die unbestreitbaren Erfolge von Elon Musk mit seiner brutalen Art mit Mitarbeitern umzugehen und ihnen öffentlich die Exzellenz und Vertrauenswürdigkeit abzusprechen zu tun? Nichts. Er ist genial und gleichzeitig rücksichtslos. Politisch ist er eh schwer auszuhalten. Tesla fahre ich nicht. Mein nächstes Auto wird der ID.7. Top!
KBDCALLS
30.04.2024 um 23:01
Twitter lässt grüßen, ähm meinte natürlich X.
Hardy_S
01.05.2024 um 09:57
TESLA strukturiert sich international neu. Es wechselt im Fahrzeughandel bei Produktion und Betrieb zu neuen zu respektierenden Bedingungen durch Wettbewerb in allen Bereichen. So what: now is earning by working. Earning by phantasie is over. Musk drückt überall, nicht nur bei TESLA. Derzeit gibt es hammer harte Verhandlungen mit den Stromlieferanten - weltweit. Dazu gehe ich persönlich davon aus, dass Teile von TESLA "ausgelagert" werden durch fremde Beteiligungen oder / und neue Betriebsgründungen. Unverändert interessant - so empfinde ich das. Das US-Management ist traditionell gut abgesichert. Das hört sich schlimmer an, als es ist.
Alfred Adebar
01.05.2024 um 12:14
Stimmt schon - mein Kommentar ist polemisch. Ist halt Ausdruck meiner Enttäuschung über die Entwicklung von Elon Musk. PS: In meinem Sprachgebrauch umfasst das Wort „Salär“ neben dem Gehalt auch andere.finanzielle Zuwendungen. So weit mir bekannt, versucht Herr Musk ein Paket mit Aktien und Optionsscheinen im Wert von über 50 Milliarden USD zu erhalten, obwohl ein kalifornische Gericht im genau dieses Paket verweigert hat.

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