Daimler Truck und Netze BW wollen Autobahn-Raststätten für E-Lkw fit machen
Es konnten erste Standorte im Fernverkehr ausgemacht werden, an denen ein Bedarf zu erwarten und ein Ausbau der elektrischen Infrastruktur zielführend sei, wie das für die Energiewirtschaft zuständige Umweltministerium des Landes Baden-Württemberg mitteilt. Um Batterie-elektrische Antriebe auch im Straßengüterverkehr zu etablieren, sei der Aufbau einer entsprechenden Infrastruktur eine Grundvoraussetzung. „Dafür müssen jetzt die Weichen gestellt werden. Besonders mit Blick auf die Netzintegration der Lade-infrastruktur ist es wichtig, frühzeitig potenzielle Standorte auszumachen. Netzanschlüsse müssen geplant, Netze ertüchtigt werden“, so das Ministerium.
Im Fokus der nun unterzeichneten Absichtserklärung stehen die Autobahnraststätten Bruchsal (A5), Kraichgau (A6), Hohenlohe (A6), Illertal (A7), Denkendorf (A8) und Jagsttal (A81). Netze BW will hier den erforderlichen Netzausbau vorbereiten. Der Baubeginn sei dann „an einen konkreten Versorgungs- und Anschlusswunsch geknüpft“.
Wer dann die Lkw-taugliche Ladeinfrastruktur an diesen Standorten errichtet, um den geplanten Netzanschluss zu nutzen, wird in der Mitteilung des Stuttgarter Umweltministeriums nicht angegeben. Dabei kommen im Grunde genommen vor allem zwei Betreiber in Frage: Netze BW ist der größte Verteilnetzbetreiber im EnBW-Konzern – die EnBW ist wiederum der größte Schnellladeanbieter Deutschlands, hat aber bisher keine Ladestandorte für E-Lkw angekündigt. Der Fokus der Standorte auf Baden-Württemberg würde aber passen.
Genehmigungsprozesse sollen vereinfacht werden
Es könnte aber (zumindest bei einem Standort) auch Milence zum Zug kommen – Daimler Truck ist zusammen mit Traton und der Volvo Group einer der drei Shareholder des Lkw-Lade-Joint-Ventures. Milence plant zwar ein entsprechendes Schnellladenetz in Europa, verfügt aber derzeit über keinen Standort im deutschsprachigen Raum – gleich sechs Standorte in einem Bundesland sind dann eher unwahrscheinlich.
Der konkrete Aufbau von Ladesäulen ist aber gar nicht der Inhalt der Absichtserklärung. „Mit dem gemeinsamen Letter of Intent [PDF] bringen die Unterzeichner zum Ausdruck, dass sie diese vorausschauenden und vorbereitenden Maßnahmen begrüßen und die Standorte bei ihren zukünftigen Aktivitäten zum flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur berücksichtigen“, so das Ministerium. „Ebenso wird eine Optimierung von Genehmigungsprozessen und eine enge Verzahnung der in Baden-Württemberg laufenden Maßnahmen mit den Aktivitäten des Bundes zum Aufbau eines deutschlandweiten Netzes unterstützt.“
„Schwerlastverkehr trägt einen maßgeblichen Anteil zum CO2-Ausstoß im Straßenverkehr bei. Das muss sich ändern“, sagt Baden-Württembergs Umweltministerin Thekla Walker. „Mit dem Ausbau der Elektromobilität auch in diesem Bereich machen wir uns unabhängiger von fossilen Brennstoffen, gehen wir einen wichtigen Schritt in der Energiewende und können so viel für den Klimaschutz erreichen. Umso wichtiger ist es, jetzt in die Planung zu gehen und den Aufbau und Anschluss der notwendigen Infrastruktur in die Wege zu leiten.“
Martin Konermann, Technischer Geschäftsführer Netze BW GmbH, ergänzt: „Für das unterwegs Laden von elektrischen Lastkraftwagen an Autobahnen wird eine Ladeleistung von mehr als 30 Megawatt für große Rastplätze benötigt. Für so eine hohe Leistung muss ein Hochspannungsanschluss gebaut werden. Zudem müssen die Flächen entlang der Autobahnen gesichert werden. Beides sind Prozesse, die mit Planung und Genehmigung in Summe fünf bis zehn Jahre dauern können. Es ist somit entscheidend, frühzeitig mit der Planung und Errichtung solcher Lademöglichkeiten zu beginnen.“
Und der für die Technik verantwortliche Daimler-Truck-Vorstand, Andreas Gorbach, weist auf die „riesige Herausforderung“ beim Wandel zu einem CO2-freien Transport hin. „Bereits heute sind Batterie-elektrische Lkw für den Verteilerverkehr in Serienproduktion und Ende des Jahres folgt der Mercedes-Benz eActros 600 für den Fernverkehr. Unsere Kunden müssen ihre E-Lkw aber auch laden können, auf ihrem Betriebshof ebenso wie entlang wichtiger Verkehrsachsen“, so der Manager. „Nur so kann die Transformation gelingen. Daher gilt es nun gemeinsam mit Politik, Logistik- und Energiewirtschaft den Aufbau eines umfassenden Ladeinfrastrukturnetzes zügig voranzubringen.“
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