TU Graz arbeitet an genauerer Batterie-Bewertung für Second-Life-Einsatz

An der TU Graz haben Forschende weitere Parameter ermittelt, anhand derer sich der Zustand ausrangierter Batterien aus Elektrofahrzeugen für die Anschlussnutzung als stationäre Stromspeicher zuverlässig bewerten lässt. Bisher erfolgt die Bewertung nur nach zwei Kriterien – mit weiteren Faktoren soll das genauer werden.

tu graz second life speicher 2024
Bild: Lunghammer – TU Graz

Aktuell dienen die verringerte Ladekapazität und die Zunahme des Innenwiderstands als Hinweis auf den Zustand einer gebrauchten Batterie. Für eine Entscheidung über eine mögliche Second-Life-Verwendung ist das „aber nicht ausreichend“, so die TU Graz in einer Mitteilung. Daher haben die Forschenden Lithium-Ionen-Zellen, die in Fahrzeugen unter realen Bedingungen im Einsatz waren, und baugleiche, neuwertige Exemplare im Labor genau untersucht.

Während reproduzierbarer Lade- und Entladezyklen haben sie 31 verschiedene Messwerte erhoben und anschließend überprüft, wie gut diese den Alterungszustand der Batterien repräsentieren. 13 dieser Indikatoren stellten sich als aussagekräftig heraus – dazu gehören beispielsweise die Lade- und Entlade-Kapazität, die Temperaturdifferenz der Pole während des Ladevorgangs oder das Relaxationsverhalten der Batteriezelle nach dem Ladevorgang.

„Anhand dieser Indikatoren können wir auf den Stand der Alterung von Lithium-Ionen-Batterien schließen und erste Rückschlüsse auf unterschiedliche Nutzungsprofile ziehen, ohne dabei auf datenschutzkritische Informationen zur Nutzungshistorie der Akkus angewiesen zu sein“, sagt Jörg Moser, Leiter des Battery Safety Center Graz vom Institut für Fahrzeugsicherheit der TU Graz. „Auf dieser Basis können wir entscheiden, ob eine Batterie prinzipiell für eine Weiterverwendung in einem bestimmten Einsatzbereich in Frage kommt.“

Aber selbst damit ist noch nicht eine zweifelsfreie Weiterverwendung nötig, dafür fehlt laut den Forschern noch eine Bewertung des Sicherheitszustands der Batterien. Denn im „First Life“, also der Nutzung im Fahrzeug, kommt es zu chemischen Veränderungen der Materialien, was sich auf deren sichere Verwendung auswirken kann. „Es ist entscheidend, Batteriezellen und die darin ablaufenden Prozesse, Reaktionen und Veränderungen im Detail zu verstehen, um sie hinsichtlich ihres Sicherheitsverhaltens qualifizieren zu können“, sagt Christian Ellersdorfer. Er leitet am Institut für Fahrzeugsicherheit das COMET-Projekt SafeLIB, in dem ein Konsortium aus Forschungseinrichtungen sowie Automobil- und Technologieunternehmen an der sicherheitsrelevanten Bewertung neuer und gebrauchter Lithium-Ionen-Batterien arbeitet. Mit ersten Ergebnissen ist bis Ende des Jahres zu rechnen.

Dazu kommt: Da sich die Batterietechnologie ständig weiterentwickelt mit neuen Aktivmaterialien, Chassis-Integration usw., müssen auch die Methoden zur Bewertung solcher Batterien laufend angepasst werden. Zudem müssen auch Faktoren wie die Wirtschaftlichkeit von Second-Life-Anwendungen und juristische Fragen zu Datenschutz, Gewährleistung oder Haftung in Betracht gezogen werden. „Daraus ergibt sich ein interdisziplinäres Forschungsfeld, das wir an der TU Graz gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern in weiterführenden Forschungsprojekten bearbeiten wollen“, sagt Christian Ellersdorfer.

tugraz.at

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