Joint Venture von Stellantis und Leapmotor nimmt im September Betrieb auf
Die Markteinführung soll in Europa zunächst in Frankreich, Italien, Deutschland, den Niederlanden, Spanien, Portugal, Belgien, Griechenland und Rumänien starten. Außerdem geben beide Seiten bekannt, dass bis Ende des Jahres erst 200 und bis 2026 dann 500 Vertriebsstellen entstehen sollen. Und dass ab dem vierten Quartal auch die Expansion in Regionen Indien & Asien-Pazifik sowie Naher Osten & Afrika und Südamerika vorgesehen sei. Was die Produktprioritäten angeht, sollen unter Leapmotor International zunächst die Modelle T03 und C10 auf den Markt kommen und in den nächsten drei Jahren die Einführung von mindestens einem weiteren Modell jährlich folgen. Dazu gleich mehr.
Zunächst zur Einordnung: Stellantis machte Ende Oktober bekannt, in Leapmotor zu investieren und für 1,5 Milliarden Euro einen 20-prozentigen Anteil an dem chinesischen Unternehmen zu erwerben. Der Deal soll den Verkauf von Leapmotor in China – und in Europa – ankurbeln und fußt auf der Gründung von besagtem Joint Venture namens Leapmotor International.
Bereits bekannt war, dass Stellantis 51 Prozent und Leapmotor 49 Prozent des Joint Ventures halten wird. Außerdem gaben beide Seiten bei Verkündung der Pläne bekannt, dass das Joint Venture „exklusive Rechte für den Export und den Verkauf sowie die Herstellung von Leapmotor-Produkten außerhalb von Greater China“ haben werde. Das Management-Team mit Hauptsitz in Amsterdam wird von CEO Tianshu Xin geführt, dem ehemaligen Leiter des China-Geschäfts von Stellantis.
Im November waren dann weitere Eckpunkte publik geworden: Wie aus dem Geschäftsbericht zu den aktuellen Quartalszahlen von Stellantis hervorging, strebt das Joint Venture bis zum Jahr 2030 den Verkauf von 500.000 E-Autos außerhalb Chinas an. Innerhalb Chinas will Leapmotor langfristig eine Million Elektroautos pro Jahr absetzen. Außerdem soll Leapmotor International zu einer weiteren Marke des Stellantis-Konzerns für kostengünstige E-Autos werden.
„Die Gründung von Leapmotor International ist ein großer Schritt nach vorn, um das dringliche Problem der Erderwärmung mit hochmodernen BEV-Modellen zu adressieren, die mit bestehenden chinesischen Marken auf den wichtigsten Märkten der Welt konkurrieren werden“, kommentiert Stellantis-CEO Carlos Tavares. „Dank unserer bestehenden globalen Präsenz können wir unseren Kundinnen und Kunden schon bald technisch ausgereifte Elektrofahrzeuge zu wettbewerbsfähigen Preisen anbieten, die ihre Erwartungen übertreffen werden. Unter der Führung von Tianshu Xin wurde weltweit eine überzeugende kommerzielle und industrielle Strategie zum schnellen Aufbau der Vertriebskanäle entwickelt, um das robuste Wachstum von Leapmotor zu unterstützen und Werte für beide Partner zu schaffen.“
„Die Partnerschaft zwischen Leapmotor und Stellantis zeigt ein hohes Maß an Effizienz und schlägt ein neues Kapitel in der globalen Integration von Chinas intelligenter Elektrofahrzeugindustrie auf“, äußert Jiangming Zhu, Gründer und CEO von Leapmotor. „Durch die Nutzung der Spitzentechnologie und -produkte von Leapmotor sowie der Unterstützung von Stellantis in Bereichen wie Vertriebskanälen in aller Welt, Dienstleistungen und Marketing hoffen wir, dass Benutzerinnen und Benutzer auf der ganzen Welt das außergewöhnliche Fahrerlebnis erleben können, das die Produkte von Leapmotor bieten. Wir glauben, dass diese Zusammenarbeit Leapmotor dabei helfen kann, ein angesehenes, erstklassiges Unternehmen für intelligente Elektrofahrzeuge zu werden.“
Für die Koordination der Zusammenarbeit haben beide Seiten bereits vergangenes Jahr ein „Verbindungsbüro“ eingerichtet – Stellantis-seitig von Manager Grégoire Olivier verantwortet, der auch als Vorstandsmitglied von Leapmotor fungieren soll. „Grégoire Olivier soll die Umsetzung der neuen strategischen Partnerschaft sicherstellen, einschließlich der Gründung des Vertriebs-Joint-Ventures und der Koordinierung mit Leapmotor über die Nutzung der Vertriebs- und Vertriebsressourcen von Stellantis“, hieß es. Olivier war zuvor Chief Operating Officer von Stellantis in China. Auf diese Position rückt nun Doug Ostermann, der ebenfalls Vorstandsmitglied von Leapmotor wird.
Kalkül von Stellantis ist, in China das „hochinnovative, kosteneffiziente EV-Ökosystem“ von Leapmotor zu nutzen, womit, wie im Vorfeld durchgesickert ist, wahrscheinlich die Leap 3.0-Plattform des chinesischen Herstellers gemeint ist. Letztere wurde im September auf der IAA in München vorgestellt. Bereits bei der Premiere betonte Leapmotor, dass man offen für Kooperationen sei, da das Unternehmen nicht nur Autos bauen, sondern auch „ein Anbieter von Kerntechnologien für Elektrofahrzeuge“ werden wolle, wie es Zhu Jiangming, CEO von Leapmotor, seinerzeit ausdrückte.
Die Exporte via Leapmotor International nach Europa werden nun also im September 2024 beginnen. Dies soll Stellantis unter anderem helfen, seine in der Strategie Dare Forward 2030 definierten Ziele zu erreichen. Alle Marken des Automobilherstellers sollen ab 2030 in Europa nur noch Elektro-Pkw verkaufen. In den USA liegt der angestrebte BEV-Anteil am Absatz von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen (einschließlich Pickups) bei 50 Prozent.
Im Fokus des Joint Ventures steht nun also der E-Kleinwagen T03 und das SUV-Modells C10 von Leapmotor. Bereits im März berichtete „Reuters“ unter Berufung auf Insider, dass Stellantis plane, den T03 in seinem polnischen Werk Tychy zu bauen. Dort wird seit vergangenem Jahr unter anderem auch der Fiat 600e hergestellt. Der T03 ist in Europa bereits in einigen Märkten erhältlich, etwa in Frankreich zu Preisen ab etwa 20.000 Euro.
Im März hieß es zudem, dass Leapmotor den Verkauf des C10 in Europa plane, konkret in Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien. Die Einführung dürfte nun in der Verantwortung des Joint Ventures liegen.
Im Februar kamen bereits Gerüchte auf, dass Stellantis E-Autos für seinen chinesischen Joint-Venture-Partner im italienischen Werk Mirafiori herstellen könnte. Auch diese Meldung basierte auf Informationen von Insidern – und ist weiterhin nicht bestätigt.
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