Weltpremiere Opel Frontera: Neuer Aufschlag für Elektro-Ära / Startpreis 29.000 Euro
Während der Vorgänger Opel Crossland noch als Crossover zwischen einem Van und einem SUV durchging, orientiert sich der Frontera bei der Karosserie eher an dem Namensgeber aus den 1990er Jahren, als es schon einmal einen Opel mit dieser Verkaufsbezeichnung gab. Der Frontera ist ein SUV – im Jahrgang 2024 jedoch im frischen Opel-Markendesign gehalten, das auch der neue Grandland trägt. Greifbar ist der Look, seit Opel Anfang April erste Bilder des neuen Frontera veröffentlicht hat. Zur Weltpremiere in Istanbul enthüllen die Rüsselsheimer nun, dass das Modell nicht nur als Fünf-, sondern auch als Siebensitzer in den Handel kommen soll. Und auch, von welchem Preis Kunden ausgehen müssen – nämlich von rund 29.000 Euro. Dazu gleich mehr.
In der Mitteilung zur Weltpremiere des Modells gibt sich die Stellantis-Marke vom neuesten Stromer im Sortiment überzeugt, die Rede ist vom „Start eines neuen Kapitels in der erfolgreichen Geschichte des Unternehmens“. Nur: Zur Technik macht Opel wie schon bei der Design-Vorstellung keine detaillierteren Angaben. electrive konnte aber bei einem Vorab-Termin einige Eckpunkte in Erfahrung bringen.
Der Frontera erhält jenen Antrieb, den Stellantis im vergangenen Jahr mit dem Citroën ë-C3 vorgestellt hat – beide Fahrzeuge basierten auf der Plattform CMP Smart Car und sollen gemeinsam in der Fabrik im slowakischen Trnava gebaut werden. Also sind für den Opel der 83 kW starke Elektromotor und die 44 kWh große Batterie mit LFP-Zellen von SVOLT gesetzt. Im kleinen ë-C3 soll das für 326 Kilometer nach WLTP reichen. Beim Frontera ist „von mehr als 300 Kilometern“ die Rede – passt also.
Opel stellt beim Frontera aber zusätzlich eine „Long-Range-Version“ mit bis zu 400 Kilometern Reichweite in Aussicht. Der Hersteller führt also eine zweite Batterie-Variante ein, ohne dazu aber zum aktuellen Zeitpunkt nähere Details zu nennen. Da die CMP Smart Car mit der e-CMP von Stellantis verwandt ist, könnte sich eventuell der 115-kW-Antrieb mit der 54-kWh-Batterie (bekannt etwa aus dem Opel Astra Electric) anbieten. Denn diese bietet – je nach Modell – etwas über 400 WLTP-Kilometer. Bestätigt ist das aber nicht.
Mit dem 44-kWh-Akku im Basismodell sind aber die Eckdaten des Ladesystems klar: Geladen wird mit bis zu 100 kW an Gleichstrom-Ladesäulen, von 20 auf 80 Prozent soll ein Ladevorgang 26 Minuten dauern. Für das AC-Laden ist ein 11-kW-Ladegerät verbaut, hier wird ein vollständiger Ladevorgang von null auf 100 Prozent rund vier Stunden benötigen.
Alles andere als der Griff zu Konzern-Antriebstechnik wäre in der strengen Kosten- und Plattformlogik auch eine Überraschung gewesen. Die Unterscheidung zu den Schwestermodellen – im Falle des Frontera eher zum ë-C3 Aircross als zum kleinen ë-C3 – muss also über das Design und die Ausstattung erfolgen. Mit 4,38 Metern ist der Frontera in etwa genauso groß wie das Aircross-Modell bei Citroën.
Der Frontera trägt dabei den Opel Vizor, also das durchgängige, schwarze Element zwischen den Scheinwerfern anstelle eines Kühlergrills. Mit der steilen Front, dem prägnanten Vizor und den typischen LED-Tagfahrlichtern ist auch das neue Modell schnell als Opel erkennbar. Am Heck gibt es im Detail etwas andere Lösungen als etwa beim neuen Grandland: Vermutlich aus Kostengründen gibt es beim Frontera noch einen klassischen, aufgeklebten Modell-Schriftzug und auch keinen beleuchteten, 3D-Opel-Schriftzug – sondern schlicht ein schwarzes Logo.
Da das Kompakt-SUV mit dem modernen Design als robust und cool positioniert werden soll, um etwa junge Familien anzusprechen, wird innen die funktionale und geräumige Auslegung betont. Die Siebensitzer-Variante bewirbt Opel in diesem Kontext auch als „optimales Shuttlefahrzeug“. Vorne gibt es zwei Zehn-Zoll-Widescreen-Bildschirme, einer als Cockpit-Display, einer als Touchscreen für das Infotainment. Das Lenkrad und der Fahrstufen-Wählschalter in der Mittelkonsole sind in Aufbau und Design aus den aktuellen Opel-Baureihen bekannt. Neu ist in der Einstiegsversion des Frontera eine „Smartphone-Station“ anstelle des Infotainment-Bildschirms. Sobald die Station per App verbunden ist, wird dann das eigene Smartphone zur Bedieneinheit für das Infotainment des Frontera – für alle, die das eigene Smartphone-System der Opel-Bedienlogik vorziehen. Das Infotainment lässt sich aber auch mit den Lenkradtasten steuern.
Da sich Opel neben dem Fokus auf Beleuchtungs-Technologien innerhalb der Stellantis-Marken auch über den Sitzkomfort definieren soll, gibt es im Frontera das patentierte Intelli-Seat-Feature – Opel gibt an, diese Sitzinnovation „für eine breite Käuferschicht erschwinglich“ zu machen. Dabei handelt es sich um eine spezielle, mittig in der Sitzfläche von Fahrer und Beifahrer verlaufende Vertiefung, die den Druck auf das Steißbein verringert – und so den Komfort auf langen Touren erhöhen soll.
Bei einem betont praktischen Auto muss aber auch der Laderaum stimmen. Mit aufgestellten Rücksitzen finden mehr als 460 Liter an Gepäck im Kofferraum Platz. Werden die Sitze umgeklappt (auch möglich im Verhältnis 60:40), erhöht sich das Volumen auf bis zu 1.600 Liter. Der zweite Ladeboden mit einem weiteren Staufach ist serienmäßig. Wer die optionale Dachreling bestellt, kann auch noch bis zu 200 Kilogramm Dachlast transportieren. Eine Anhängelast erwähnt Opel nicht.
Dafür soll es im Innenraum noch einige „schlaue Lösungen“ geben. Zum Laden mobiler Endgeräte gibt es vier USB-Anschlüsse und einen Wireless Charger. Größere Geräte wie Tablets, die normalerweise nicht passend im Innenraum Platz finden, sollen sicher in der Mittelkonsole aufbewahrt werden können – ein flexibles Band hält sie an Ort und Stelle. Die Smartphones der Passagiere auf den Rücksitzen können auch in eigenen Smartphone-Taschen verstaut werden, die in die Lehnen des Fahrer- und Beifahrersitzes integriert sind.
Opel frohlockt, dass der Frontera als Fünfsitzer bereits für rund 29.000 Euro erhältlich sein wird. Zum Vergleich: Der ë-C3 kostet je nach Ausstattung zwischen 23.300 und 27.800 Euro. Da der Frontera mit 4,38 Metern jedoch eine ganze Fahrzeugklasse über dem ë-C3 angesiedelt ist, ist der Sprung auf die 29.000 Euro durchaus gerechtfertigt. Zwar hat Opel-CEO Florian Huettl zuletzt betont, dass Opel weiter an einem 25.000-Euro-Modell arbeitet. Der Frontera wird das aber nicht – vielleicht aber ein elektrischer Opel auf Basis der CMP Smart Car in der Vier-Meter-Klasse.
Huettl kommentierte die Weltpremiere wie folgt: „Wir feiern in diesem Jahr 125 Jahre Automobilbau bei Opel. 125 Jahre, in denen wir stets vorangegangen sind, um den Menschen innovative, alltagstaugliche und vor allem erschwingliche Mobilität zu bieten. Der komplett neue Opel Frontera setzt genau dafür ein starkes Ausrufezeichen. Er wird als rundum flexibles, geräumiges und elektrifiziertes SUV neue Kundengruppen erschließen.“
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