Wiesbaden: ESWE-Depot bietet jetzt 120 Ladepunkte für E-Busse
Seit Projektbeginn 2019 hat Daimler Buses insgesamt 120 Batterie-elektrische eCitaro-Busse nach Wiesbaden ausgeliefert. In enger Zusammenarbeit realisierten beide Seiten – die ESWE und Daimler Buses – auch den Umbau des Wiesbadener Depots im laufenden Betrieb, um dort u.a. zuletzt 24 weitere Lademöglichkeiten zu schaffen und somit jedem E-Bus einen Ladepunkt zuweisen zu können. Das Projekt umfasste neben der Ladeinfrastruktur selbst auch das Betriebshofmanagement mit intelligentem Last- und Lademanagement.
Der Bund steuerte insgesamt 52,4 Millionen Euro für die Anschaffung der Elektrobusse und den Aufbau der Ladeinfrastruktur bei. Bei Projektstart 2019 firmierte das hinzugezogene Technik-Team von Daimler Buses noch direkt unter dem Dach des Herstellers, ehe das Unternehmen Mitte 2023 seine Tochter Daimler Buses Solutions gründete und damit die lade- und serviceseitige Elektrifizierung des Busbetriebs zu einem eigenen Business aufwertete.
Die ESWE Verkehrsgesellschaft war der erste Kunde, der ein Gesamtpaket bestehend aus E-Bussen und schlüsselfertigem E-System bestellt hat. Und laut Till Oberwörder, CEO von Daimler Buses, damit auch so etwas wie die Initialzündung zur Gründung der neuen Tochter: „Der Großauftrag von ESWE war für uns nicht nur im Hinblick auf das Volumen besonders, er legte auch gleichzeitig den Grundstein für die Daimler Buses Solutions GmbH und war damit von strategischer Bedeutung.“ Denn: ESWE habe eine Komplettlösung benötig und mit seinen Erfahrungen und Kenntnissen habe Daimler Buses den Betriebshof in Wiesbaden elektrifizieren können.
Oberwörder betont in diesem Kontext, dass die Nachfrage nach schlüsselfertigen Lösungen vorhanden sei: „Mit unserem Tochter-Unternehmen elektrifizieren wir mittlerweile über 20 Betriebshöfe in ganz Europa. So treiben wir die Transformation unsere Branche gemeinsam mit unseren Kunden aktiv voran.“
Doch zurück nach Wiesbaden: Die Fahrzeuge werden auf dem Betriebshofgelände mit bis zu 150 kW geladen. Dies erfolgt an den 24 neuen Ladepunkten über so genannte Charching Reels. Dabei wird ein Ladekabel samt Stecker aus mehreren Metern Höhe herabgelassen. Vorteil: Die Fläche unter den Traversen bietet Platz zum Parken und Rangieren und kann flexibel vom Fuhrpark genutzt werden.
Die Daimler Buses Solutions GmbH agierte als Generalunternehmer mit der entsprechenden Verantwortung für alle baulichen Maßnahmen. Das Technik-Team wirkte am Aufbau aller 120 Ladestationen mit – wie gesagt auch schon vor Gründung der GmbH. Die Arbeiten seien in drei einzelnen Bauabschnitten geplant und mit mehr als 20 Partnern nacheinander realisiert worden, schildert das Unternehmen. Zu den bewältigten Aufgaben gehörte etwa die Errichtung einer Trafostation zur Umformung des Stroms von Mittel- auf Niederspannung sowie die gesamte Kabelverlegung vom Übergabepunkt des Netzbetreibers auf dem Gelände. Weiterer Bestandteil des Auftrags war laut Daimler Buses Solutions das Lademanagement: Man habe die komplette Software des Betreibers auf den Betrieb einer E-Bus-Flotte umgestellt und das zugehörige Betriebskonzept erstellt, heißt es. Garantiert seien Funktion und Verfügbarkeit der installierten Anlage für die kommenden zwölf Jahre.
Die ESWE Verkehrsgesellschaft betreibt aktuell rund 290 Busse auf 43 Linien und befördern im Jahr rund 60 Millionen Fahrgäste. Von den mehr als 1.100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Unternehmens sind zwei Drittel im Fahrdienst tätig. Die Flotte setze sich „zum weit überwiegenden Teil aus Mercedes-Bussen zusammen“, heißt es. Mehr als ein Drittel der Flotte besteht inzwischen aus eCitaro-Exemplaren. Die zwischenzeitliche Integration von Wasserstoffbussen haben die Wiesbadener übrigens gestoppt. Die Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung hattte das im Jahr 2020 begonnene Projekt mit zehn Brennstoffzellenbussen vor gut einem Jahr beendet. Drei Antriebsarten seien eine zu viel, hatte die ESWE bereits 2022 festgestellt. Die Wasserstoffbusse sollten daher weichen.
Die Elektrifizierung des Fuhrparks geht in Wiesbaden also mit BEV-Bussen weiter. Die ESWE präsentierte vor diesem Hintergrund bei der Einweihung des Depots einen vollelektrischen Gelenkbus und gab an, für die Zukunft emissionsfreie Großraumfahrzeuge einzusetzen zu wollen. Vorerst soll nun ein elektrischer Gelenkbus testweise in den Dienst geschickt werden.
„ESWE Verkehr hat in kurzer Zeit 120 E-Solobusse beschafft und erfolgreich in seine Flotte integriert – und damit deutschlandweit Maßstäbe gesetzt“, so Andreas Kowol, Dezernent für Bauen und Verkehr und Aufsichtsratsvorsitzender der ESWE Verkehr. „Die Flotte der E-Solobusse ist nun verstärkt durch Gelenkbusse zu ergänzen, um die Kapazitäten gerade auf den hoch nachgefragten Linien zu vergrößern.”
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