Wirtschafts-Sachverständige raten zu vollem Fokus auf Batterie-Lkw
Die Wirtschafts-Sachverständigen stehen der Regierung beratend zur Seite. Umgangssprachlich werden die Ratsmitglieder auch als die fünf Wirtschaftsweisen bezeichnet. In einer Mitteilung spricht sich der Rat dafür aus, sich bei Lkw auf Batterie-elektrische Antriebe und ein entsprechendes Ladenetz zu fokussieren. Im Wortlaut: „Um den Straßengüterverkehr schnell und effizient zu dekarbonisieren, sollte der Fokus staatlicher Unterstützung zunächst auf dem Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für Batterie-elektrische Lkw liegen. Eine Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ist aufgrund mangelnder Kapazitäten im Schienennetz nur begrenzt möglich.“
Als Begründung führen die Wirtschaftsweisen an, dass die Einsatzmöglichkeiten von Batterie-elektrischen Lkw sich in den vergangenen Jahren aufgrund der technologischen Entwicklungssprünge bei der Batterie- und Ladetechnologie deutlich erweitert hätten. „Batterie-elektrische Lkw können bereits heute dazu beitragen, die Emissionen im Straßengüterverkehr zu reduzieren. Andere emissionsarme Antriebe haben nicht dieselbe Marktreife“, präzisiert Monika Schnitzer, Vorsitzende des Sachverständigenrates Wirtschaft. „Angesichts knapper öffentlicher Mittel und Planungskapazitäten sollte der Aufbau einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur für Batterie-elektrische Lkw priorisiert werden. Dies wird die Marktdurchdringung von Batterie-elektrischen Lkw beschleunigen.“
Wasserstoff als alternativen Technologiepfad erwähnt der Rat in der Mitteilung mit keiner Silbe. Der „Spiegel“ schreibt aber, dass die Wirtschaftsweisen vor der Veröffentlichung der Empfehlung durchaus über den richtigen Weg zum sauberen Güterverkehr gerungen haben. So soll es eine abweichende Stimme gegeben haben: Die Nürnberger Ökonomin Veronika Grimm habe ein sogenanntes Minderheitenvotum abgegeben. Deutschland solle auch erwägen, den Lastverkehr auf Wasserstoff als alternativen Antrieb umzustellen, fordert sie laut „Spiegel“. Pikant sei der Streit, weil die übrigen Wirtschaftsweisen ihrer Kollegin Grimm vorwerfen, ihre Unabhängigkeit als neu gewählte Aufsichtsrätin von Siemens Energy zu riskieren – ausgerechnet ein Unternehmen, das auch Wasserstofftechnik anbietet, heißt es in dem Bericht weiter.
Im offiziellen Statement des Wirtschafts-Sachverständigenrats ist die Losung nun aber eindeutig: Die Regierung soll sich auf den Batterie-elektrischen Lkw konzentrieren – und vor allem den Ladenetzaufbau anschieben: „Um die Rahmenbedingungen für private Investitionen in die Ladeinfrastruktur zu verbessern, sollten öffentliche Flächen für Schnellladepunkte entlang der Autobahnen zügig und unbürokratisch bereitgestellt werden. Parallel müssen die Netzkapazitäten ausgebaut werden. Zudem ist es wichtig, dass Informationen zu weiteren geeigneten Standorten für Ladestationen sowie die dort aktuell und zukünftig verfügbaren Netzkapazitäten transparent kommuniziert werden“, präzisiert der Rat.
Zur Finanzierung machen die Wirtschaftsweisen ebenfalls Vorschläge: „Die Verkehrsinfrastruktur ist in einem desolaten Zustand. Ohne größere Investitionen wird sie sich weiter verschlechtern, da der Güterverkehr weiter zunehmen und die Belastung der Infrastruktur steigen wird“, erklärt Monika Schnitzer. Für die Modernisierung und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur solle stärker auf eine Nutzerfinanzierung, beispielsweise über eine fahrleistungsabhängige Pkw-Maut, gesetzt werden. Und: Eine feste Zuweisung von Mitteln an Investitionsfördergesellschaften könne die Infrastrukturausgaben verstetigen und für Planungssicherheit sorgen.
Zum Hintergrund: Der Güterverkehr ist für acht Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen verantwortlich, davon entfallen 98 Prozent auf den Straßengüterverkehr. Und: Lediglich sechs Prozent der straßengebundenen Transporte eignen sich der Rats-Mitteilung zufolge aufgrund der Transportstrecke und der Art der Verladung für eine Verlagerung auf die Schiene.
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