Aiways Europe strebt per SPAC an die US-Börse

Der Europa-Ableger des chinesischen E-Auto-Herstellers Aiways will über eine Fusion mit einer SPAC-Firma an die US-Börse gehen. Hintergrund ist, dass Aiways entschieden hat, zur reinen Exportmarke zu werden – vorerst mit Fokus auf Europa. Dazu braucht das Unternehmen dringend Kapital-Nachschub.

Bild: Aiways

Der Zusammenschluss von Aiways Europe und der US-Börsenhülle Hudson Acquisition soll nach Unternehmensangaben bis Ende dieses Jahres erfolgen. Den Wert des dann fusionierten Unternehmens schätzt Hudson auf rund 400 Millionen Dollar. Dass Aiways Europa an die Börse gebracht werden soll, liegt an der strategischen Entscheidung des chinesischen Herstellers, sich aufgrund des massiven Preiskampfes in China aus dem dortigen Markt zurückzuziehen und zur reinen Exportmarke zu werden. Vor diesem Hinterrund benötigt das Unternehmen Kapital, um unter anderem wieder die Produktion seiner beiden Modelle aufzunehmen.

Um Aiways war es nach Berichten über die finanzielle Schieflage und den Produktionsstopp im eigenen Werk in China im Herbst und Winter ruhig geworden. Im März äußerte sich dann Bernd Abel, der Aiways-Kommunikationsdirektor für Übersee, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters wie folgt: „Wir brauchen eine große Investition und sind zuversichtlich, dass wir es schaffen können.“ Diese große Investition erfolgt nun also über einen beschleunigten Börsengang via SPAC. SPACs sind bereits an der Börse gelistete Investmentfirmen, die genau zum Zweck der Fusion mit einem anderen Unternehmen gegründet wurden, deshalb die Bezeichnung „special-purchase acquisition company“ (SPAC).

Hudson Acquisition ist an der NASDAQ entsprechend bereits unter dem Tickersymbol HUDA gelistet und gibt in einer Mitteilung an, dass die Fusion für Aiways ein wichtiger Meilenstein beim Aufbau einer soliden und dauerhaften Präsenz in Europa sei. „Die Integration mit HUDA verschafft Aiways Europe einen effizienten Zugang zu Wachstumskapital, eine enge Abstimmung mit europäischen Designkonzepten und das starke Engagement eines angesehenen Managementteams aus Branchenführern“, so die Börsenhülle.

„Aiways Europe und seine Tochtergesellschaften sind stets bestrebt, auf ihren Kernkompetenzen aufzubauen, um den Unternehmenswert zu steigern. Der Zusammenschluss mit HUDA ist ein weiterer Schritt in diese Richtung, und wir freuen uns sehr, dass wir unseren Aktionären weiterhin etwas bieten können“, sagt Alexander Carsten Klose, Geschäftsführer von Aiways Europe. „Das neue Unternehmen wird strategisch positioniert sein, um unsere Vision und unsere Ressourcen auf dem europäischen EV-Markt zu nutzen.“

Sollte es gelingen, mit frischem Kapital die im vergangenen Sommer im Werk in Shangrao eingestellte Produktion der bestehenden Modelle U5 und U6 wieder aufzunehmen, hofft Aiways, dieses Jahr zwischen 15.000 und 25.000 Autos zu exportieren und innerhalb weniger Jahre „sechsstellige Zahlen“ zu erreichen. Dahingehend wurde Kommunikationschef Bernd Abel im März bei „Reuters“ zitiert. Zudem arbeite Aiways an einem günstigeren Elektroauto, das bei etwa 25.000 Euro starten könnte.

Noch kämpft das Unternehmen aber uns Überleben. Im vergangenen Juni hatten chinesische Medien berichtet, dass die Fahrzeugproduktion im Aiways-Werk in Shangrao bereits im Februar 2023 gestoppt wurde, da weder Zulieferer noch Mitarbeiter weiter bezahlt werden konnten. Hintergrund war wohl auch der Einstieg eines neuen Investors, der sich länger als geplant hinzog. Nach zwei Chefwechseln im Jahr 2022 folgte ein weiterer im August 2023. Mit der Ernennung von Hugo Zhu deutete sich bereits an, dass sich Aiways künftig auf das Geschäft außerhalb Chinas konzentrieren will – zuvor hatten die alten Investoren gefordert, das China-Geschäft zum Laufen zu bringen, bevor man sich weiteren Märkten widmet. Zu den Investoren des 2017 gegründeten Elektrofahrzeugherstellers gehören der Technologieriese Tencent, der Ride-Hailing-Konzern DiDi und der Batteriehersteller CATL.

In China sind zuletzt einige E-Auto-Startups unter Druck geraten und mussten den Betrieb teilweise auch einstellen – etwa WM Motors und Human Horizons mit seiner Marke HiPhi. Anders als diese vorrangig auf China fokussierten Marken hat Aiways vor dem Produktionsstopp seine Autos bereits in 16 europäischen Ländern verkauft, allerdings in eher geringen Stückzahlen. Sollte Aiways dank des Börsengangs die Produktion wieder aufnehmen können, ist ein Erfolg nicht garantiert: Die Fahrzeuge der Konkurrenz haben sich enorm weiterentwickelt.

globenewswire.com, carnewschina.com

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