Möglicher E-Kleinwagen-Deal von VW und Renault wohl gescheitert

VW und Renault sollen ihre Gespräche über eine mögliche Kooperation für E-Kleinwagen laut Insidern aufgegeben haben. Bereits vor rund einem Monat hatte es Hinweise gegeben, dass die Verhandlungen stagnieren, zusammen E-Autos zu Zielpreisen von unter 20.000 Euro zu realisieren.

Bilder: Renault, VW; Montage: electrive

Monatelang haben sich Gerüchte gehalten, wonach es mit der deutsch-französischen Kleinwagen-Kooperation klappen könnte: Renault hatte bereits kurz nach der Ankündigung des Twingo Electric klar gemacht, dass man einen Partner sucht. Und seitens VW hieß es im März, dass man zwar schon am Design des künftigen E-Kleinwagens arbeite, aber noch über die genaue Umsetzung entschieden werden müsse.

Wie „Reuters“ nun berichtet, ist der in den vergangenen Monaten vorangetriebene Deal geplatzt. Am Ende sei es nicht gelungen, eine gemeinsame Lösung zu finden, zitiert die Nachrichtenagentur einen Insider. Einer zweiten Quelle zufolge sollen die Verhandlungen bereits sehr weit fortgeschritten gewesen sein. VW habe sich letztlich aber zurückgezogen und wolle das Fahrzeug alleine entwickeln.

Bereits vor rund einem Monat hatte es Hinweise gegeben, dass die Kooperation scheitern könnte. Auch hier berichteten Insider – diesmal gegenüber dem „Manager Magazin“ – dass vor allem VW hadert. Oder besser gesagt: der Wolfsburger Betriebsrat.

Auch laut „Manager Magazin“ war das Projekt bereits „durchverhandelt“. VW sollte eine Architektur der Franzosen nutzen (im Raum steht eine günstigere Version der AmpR Small) und selbst den elektrischen Antrieb beisteuern. Gebaut werden sollte das E-Auto von Renault, womöglich im slowenischen Novo Mesto, wo etwa der aktuelle Twingo vom Band läuft. Während sich Volkswagen noch recht bedeckt hielt, gab es von Renault-CEO Luca de Meo zuletzt bereits Andeutungen, dass man mit den Wolfsburgern kurz vor einer Einigung stehe.

Doch die mächtige VW-Betriebsratschefin Daniela Cavallo hatte laut dem April-Bericht des „Manager Magazins“ noch nicht zugestimmt. Sie soll grundsätzliche Bedenken gegen die Allianz haben – wohl vor allem gegen den Plan, den Stromer von Renault bauen zu lassen. Denn Volkswagen hat gleich mehrere unterausgelastete Werke in Europa, etwa die MEB-Fabrik in Zwickau und Audi sucht noch immer nach einem Nachfolge-Projekt für das Werk Brüssel, wenn die Produktion der nächsten Generation des Q8 e-tron wie geplant nach Mexiko umzieht. Sprich: Es gibt Bedenken seitens der VW-Belegschaft, angesichts dieser Situation ein potenziell Stückzahlen-trächtiges Projekt woanders fertigen zu lassen.

Wie es nun mit dem potenziell ID.1 genannten Modell weitergeht, ist offen. Mangels geeigneter Plattform – der MEB in seiner aktuellen Version ist zu teuer und nicht für Kleinwagen geeignet – dürfte der ID.1 als Soloprojekt erst 2029 fertig werden. Gemeinsam mit Renault auf deren Plattform mit VW-Antrieben hätte man das wichtige 20.000-Euro-Modell wohl ab 2027 anbieten können.

reuters.com

8 Kommentare

zu „Möglicher E-Kleinwagen-Deal von VW und Renault wohl gescheitert“
Max
17.05.2024 um 17:45
Bestimmt haben die in China auch solche Frau Cavallos.
Chris
17.05.2024 um 22:43
Das Vorhaben einer gemeinsamen Lösung für ein erschwinglichen Elektrokleinwagen hat nichts mit der gegenwärtigen Auslastung der Werke zu tun. Diese basieren auf, wie bereits erwähnt, auf eine teurere und größere Plattform. Die Möglichkeit einen E-Kleinwagen zu einem frühest möglichen Zeitpunkt anzubieten und dabei von den Skaleneffekten zu profitieren ist damit verpasst. Man weiß aus Erfahrung,dass ein Modell mittlerweile später als angekündigt ankommt. BYD beispielsweise wird den Seagull oder Dolphin-Mini, den es bereits schon gibt, nächstes Jahr nach Europa bringen, und das zu einem Preis von ungefähr 17500€ und einer Reichweite von 305 -400 km. Der Markt für das Elektro-Kleinwagensegment wird bis dahin bereits somit von anderen Herstellern erobert werden. Es gilt jetzt nur noch, angesichts der schwierigen Situation im Elektroautomarkt eine Denkweise zu vertreten, das E-Auto für die Masse anzubieten zu können, den Markt abzugrasen und somit die Markenbindung zu sichern. Diese Chance ist mit der Aufgabe einer gemeinsamen Verwirklichung dieses Projektes verpasst worden. Das Argument, das dass Auto von Renault gebaut wird, gilt nicht, da es ja nicht in Frankreich gebaut wird und die Zulieferer dieses Modells gewiss ebensowenig dort beheimatet sind. Man hätte von diesem Modell viel lernen können und in diesem Segment viel an Erfahrung hinzugewinnen können. Das Feld wird jetzt anderen überlassen. Man weiss, wie schwierig es ist , ein E-Auto für unter 20000€ anzubieten und das muss dennoch sinnigerweise eine alltagstaugliche Reichweite von mindestens 350km haben. In einer Kooperation wäre die Umsetzung der Anforderungen möglich gewesen und man hätte damit vieles in anderen Bereichen rechtzeitig retten können.
Michael R.
17.05.2024 um 23:56
Das ist schade! Vielleicht doch nochmal aufraffen... In der Vergangenheit sind bei solchen Kooperationen häufig sehr gute, praktische und günstige Modelle entstanden. So werkelt wieder jeder vor sich hin und die Stückzahl wird dann von anderen, östlicher angesiedelten Herstellern gemacht.
T. Kirsch
18.05.2024 um 08:59
Da ist ein Fehler. Eine Betriebsratsvorsitzende alleine kann gar nicht zustimmen. Vom BetrVG gar nicht möglich. Es muss das gesamte Gremium zustimmen!
H D
22.05.2024 um 01:44
Korrekt, aber ein hier unwesentliches Detail, welches weder Journalisten noch Leser interessieret. Von außen geht man immer davon aus, daß die Vorsitzende Carvalho ihr Gremium überzeugen wird, und zwar zu Recht. Das ist nämlich Ihr Job, dafür wurde sie gewählt.
OliMo
19.05.2024 um 20:28
Und noch ein Bye Bye ... Auch Volkswagen wird bald kein "Volks"wagen mehr sein
Michael
21.05.2024 um 08:57
Der Markt für E-Kleinwagen wird sehr groß sein, wenn diese unter 20.000 Euro kosten, in der Stadt ca. 15 kWh/100 km verbrauchen und die öffentlich geladenen kWh maximal 50 Cent kostet. Und dann braucht der Markt auch viele Hersteller.
Johann Merz
21.05.2024 um 10:38
Toller Betriebsrat, tolle Gewerkscaften ! Ihr und die jetzige Regierung werden es schaffen .......

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