BYD und Chery liebäugeln mit E-Auto-Fertigung in der Türkei

Die türkische Regierung verhandelt mit einer Reihe von chinesischen Autoherstellern über Investitionen in Fabriken in der Türkei. Die Gespräche mit BYD und Chery sollen bereits weit fortgeschritten sein. Dabei dürften die drohenden Strafzölle der EU auf chinesische E-Autos als Katalysator wirken.

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Bild: BYD

Wie „Bloomberg“ berichtet, sind mehrere chinesische Hersteller an Produktionsstandorten in der Türkei interessiert – vermutlich vor allem, um mögliche Strafzölle der EU zu vermeiden. Denn die Türkei unterhält mit der EU eine Zollunion. Und: Die Türkei ist auch für sich genommen ein aufstrebender Markt, in dem E-Autos im vergangenen Jahr 7,5 Prozent der Autoverkäufe ausmachten. Seit Ende vergangenen Jahres können chinesische Hersteller dort aber quasi keine Stromer mehr absetzen: Die Türkei verschärfte im Dezember die Einfuhrbestimmungen gegen Elektroautos aus China – vermutlich vor allem, um TOGG, den ersten einheimischen Hersteller von Elektrofahrzeugen, vor der günstigen Konkurrenz zu schützen.

„Bloomberg“ gegenüber bestätigt Fatih Kacir, Minister für Industrie und Technologie, die Gespräche mit BYD und Chery über lokale Produktionsstandorte. Dazu passt, dass Michael Shu, Geschäftsführer von BYD Europe, vergangene Woche verkündete, dass er Raum für ein zweites europäisches Werk im Jahr 2025 sieht, zusätzlich zu dem bereits im Bau befindlichen Werk in Ungarn.

„Wir würden die Gespräche gerne so schnell wie möglich abschließen. Wir haben mit beiden Unternehmen einen langen Weg zurückgelegt“, sagte der Minister für Industrie und Technologie der Nachrichtenagentur. Gesonderte Verhandlungen mit SAIC und Great Wall Motor seien ebenfalls im Gange. Kacir sieht sein Land aufgrund der Zollunion mit der EU und der hoch entwickelten Automobilindustrie als „idealen Standort für Exporte in die EU“. Fahrzeuge gehörten im vergangenen Jahr in der Tat zu den wichtigsten Exportgütern der Türkei. Ford produziert vor Ort über sein Joint Venture Ford Otosan etwa den E-Transit für Europa.

Jede Entscheidung, ein Fahrzeugwerk in der Türkei zu eröffnen, würde den chinesischen Konzernen „auch privilegierte Möglichkeiten für Batterieinvestitionen bieten“, so Kacir weiter. TOGG und der chinesische Batteriehersteller Farasis Energy bauen im Rahmen eines Joint Ventures aktuell bereits eine Batteriefabrik in der nordwestlichen Stadt Bursa. Die Pläne für ein türkisches Batteriezellenwerk in Regie von LG Energy Solution und Koç liegen dagegen aktuell auf Eis, da Ford als vorgesehener Abnehmer der Zellen aktuell sparen muss. 

bnnbloomberg.ca

2 Kommentare

zu „BYD und Chery liebäugeln mit E-Auto-Fertigung in der Türkei“
Uwe Bosse
21.05.2024 um 20:28
Wenn z.B. BYD in Ungarn und der Türkei Elektro-Autos bauen, kann ich das nur begrüßen. Die kommen dann ganz bestimmt auch nach Deutschland, wo die Produktion zu teuer würde. Die wirklich nicht sinnvollen Sonderzoelle auf Autos "Made-in-China" werden so geschickt umgangen. Natürlich hätte ich die Arbeitsplätze am liebsten in Deutschland. Aber einen Teil der tarifgebundenen Arbeitsplätze haben die Gewerkschaften seit Mitte der 19-70er Jahre kaputt gemacht. Leider ist die Arbeitslosigkeit noch nicht als Deutschlands Problem Nr 1 anerkannt worden. Drückeberger gab's schon immer, aber neue Arbeitsplätze schüttelt man nicht schnell aus dem Ärmel.
Etienne Engel
22.05.2024 um 17:42
Die USA erhebt solche Zölle und die sind sehr wohl Sinnvoll. Es sei denn, sie wollen noch mehr Arbeitsplätze von der EU nach China schicken.War es nicht beim ersten PV Boom genau so?

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