BYD enthüllt E-Doppeldecker mit Blade-Batterie an Bord

BYD hat einen neuen elektrischen Doppeldecker für den britischen Markt enthüllt. Der BD11 soll nicht nur über ein Fahrgestell der neuesten Generation verfügen – sondern beherbergt auch die Blade-Batterie des Herstellers. BYD hebt damit Synergien zwischen seinem Pkw- und Busgeschäft.

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Bild: BYD

Enthüllt hat BYD den BD11 dort, wo er auch das größte Interesse hervorrufen soll: in der britischen Hauptstadt London. Der chinesische Hersteller gibt an, dass das 10,9 Meter lange Fahrzeug speziell für den öffentlichen Nahverkehr in Großbritannien konzipiert worden sei. Nirgendwo sonst sind Doppelstockbusse bekanntlich so gefragt, wie auf der grünen Insel. Der BD11 soll dort denn auch noch in diesem Jahr seinen Marktstart feiern. BYD merkt dabei an, dass das nun enthüllte Modell tatsächlich „für London“ gedacht sei. Eine Variante für „die Provinz“ soll bald folgen. Worin der Unterschied zwischen beiden Versionen bestehen wird, präzisiert das Unternehmen allerdings nicht. Dafür flechtet BYD einen Hinweis ein, dass der BD11 auch außerhalb Großbritanniens auf den Markt kommen könnte. Mit Blick auf die Ladeoptionen (zu diesen gleich mehr) erwähnt das Unternehmen beiläufig, dass diese „eine attraktive Lösung für öffentliche Nahverkehrsnetze in der ganzen Welt“ seien. Grundsätzlich verfolgt BYD für Kontinental-Europa aber eine andere Stoßrichtung, die eher auf Solobussen fußt.

Vorgestellt hat BYD den BD11 als 10,9 x 2,55 x 4,3 Meter umfassenden Niederflurbus mit 5,44 Meter Radstand und 19,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Zu den Antriebsdaten ist bekannt, dass die Blade-Batterie in dem neuen E-Doppeldecker auf bis zu 532 kWh Energiegehalt kommen wird. Bei dieser Batterie handelt es sich um eine Eigenentwicklung von BYD. Der Name bezieht sich auf das ungewöhnliche Format: Die prismatischen Zellen sind sehr lang und ähneln daher einer Schwertklinge. Die länglichen Zellen, die ausschließlich mit LFP-Chemie hergestellt werden, werden quer zur Fahrtrichtung in die Batteriepacks verbaut. Dabei gibt es unterschiedliche Varianten: BYD nutzt in seinen eigenen Fahrzeugen sowohl Cell-to-Pack- als auch Cell-to-Body-Versionen seiner Batteriepacks. Bisher kam die Blade-Batterie vor allem in Autos zum Einsatz.

Im neuen E-Doppeldecker ist die Batterie in die Chassis-Struktur integriert, was nach der Cell-to-Body-Variante klingt. Dadurch könne das Gesamtgewicht des Fahrzeugs um 10 Prozent reduziert und gleichzeitig die Stabilität erhöht werden, teilt der Hersteller mit. Neben der Batteriekapazität von 532 kWh macht BYD eine Ladeleistung von auf dem Papier eindrucksvollen 500 kW publik. Diese Leistung wird per Panthograf übertragen. Daneben beherrscht das Modell sogenanntes Dual-Gun-Laden – also die parallele Aufladung über zwei steckerbasierte Ladegeräte. Die Ladezeit beträgt laut BYD im Idealfall zwei Stunden für 0 auf 100 Prozent.

Die Innovation des Fahrgestells fußt allen voran auf der beschriebenen Integration der Batterie ins Chassis. Neben der Gewichtseinsparung und Stabilität soll dieser Ansatz auch dazu führen, die Manövrierfähigkeit zu erhöhen und den Innenraum für die Passagiere zu vergrößern. 90 Passagiere kann das Modell laut BYD konkret befördern.

Beim Antrieb setzen die Chinesen anstelle eines Zentralmotors im BD11 auf zwei Radnabenmotoren, die je maximal 150 kW leisten. Es handele sich konkret um zwei 6-in-1-Baugruppen mit SiC-Technologie, die neben den Motoren weitere Funktionen vereinen. BYD erläutert: „Die Steuerung des Elektromotors, der Lenkung, des Luftkompressors, des Gleichspannungswandlers und des Stromverteilers sind geschickt in einem einzigen Paket zusammengefasst, was einen schnellen und bequemen Wechsel auf der Straße ohne lange Ausfallzeiten ermöglicht.“ Die zwei Radnabenmotoren selbst basieren auf Hairpin-Wicklungen. Durch den Antriebsansatz sei es gelungen, das Gewicht weiter zu reduzieren, so der Hersteller.

Das Motordesign soll laut BYD eine effizientere Raumnutzung und eine verbesserte Kühlung erlauben und bis zu 600 Nm Drehmoment bieten – „was besonders an steilen Hängen von Vorteil ist“. Ebenfalls an Bord: ein integriertes Wärmemanagement, das unter anderem die Abwärme von Motoren und Batterie nutzt, sowie ein Sicherheitspaket mit einer Reihe von Fahrassistenten.

„BYD hat sich der technologischen Innovation verschrieben und steht an der Spitze des globalen Übergangs zu einem umweltbewussten öffentlichen Verkehr“, kommentiert Frank Thorpe, Geschäftsführer von BYD UK Commercial Vehicles die Premiere des Fahrzeugs. „Der BYD BD11 wird eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung der Luftverschmutzung in London und bald auch zur Erreichung des britischen Ziels der Kohlenstoffneutralität beitragen.“

Dass BYD bei seinen Bussen zur Blade-Batterie greifen wird, hat sich übrigens bereits abgezeichnet: Zur Messe Busworld brachte der Hersteller im vergangenen Herbst zwei Elektrobus-Neuheiten für den europäischen Markt, von denen eine die Blade-Batterie ebenfalls an Bord hat. Und zwar die neue Generation von BYDs 12-Meter-Solobus. Auch im eBus B12 ist diese in das Chassis integriert und bietet eine maximale Kapazität von 500 kWh. Und: Auch der Solobus erhält dieselben Radnabenmotoren.

Als zweite Neuheit präsentierte BYD in Brüssel einen 13,7 Meter langen Doppeldecker-Reisebus namens YD-UNVI DD13, der für die Bedarfe europäischer Verkehrsunternehmen ausgelegt wurde. Das Modell kombiniert BYD-Antriebstechnik mit einem Aufbau von UNVI. Eine LFP-Batterie mit bis zu 484 kWh Kapazität erlaubt laut Herstellerangaben Reichweiten von bis zu 350 Kilometern. Präzisier geworden ist BYD seitdem noch nicht.

Doch noch mal zurück nach Großbritannien: BYD war auf dem dortigen Busmarkt lange nur über seine Kooperation mit Alexander Dennis (ADL) präsent. 2022 begannen die Partner aber, eigene E-Busse zu bewerben. So hat auch ADL inzwischen einen eigenen E-Doppeldecker in Großbritannien am Start, der ebenfalls 10,3 Meter lang ist, dabei aber über einen Voith-Zentralmotor 410 kW leistet, zwei NMC-Batterieoptionen (472 oder 354 kWh) bietet und bis zu 96 Passagiere befördert. Zum Vergleich: Der 2019 gemeinsam von BYD und ADL eingeführte und dort weiterhin erhältliche Enviro400EV hat die zwei BYD-Radnabenmotoren mit je maximal 150 kW sowie LFP-Batterien mit 375 oder 382 kWh an Bord. Er kann bis zu 87 Passagiere aufnehmen.

Quelle: Infos per E-Mail

1 Kommentar

zu „BYD enthüllt E-Doppeldecker mit Blade-Batterie an Bord“
mr-transport
23.05.2024 um 23:45
Unter der "grünen Insel" versteht man in allgemeinen Irland nicht die Britische Hauptinsel

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