Wie DB Schenker mit E-Lkw-Neuheiten die Limits auslotet
Zunächst zum Scania-Lkw: DB Schenker schickt den bis zu 64 Tonnen schweren und 24 Meter langen R450e auf eine seiner regulären Langstreckenverbindungen in Schweden. Der E-Lkw wurde für den regionalen Transport konzipiert, soll aber im Feldversuch nun eine circa 300 Kilometer lange Route zwischen Jönköping und Södertälje zurücklegen. Dafür hat er gegenüber der sonst regulär größtmöglichen Batteriekonfiguration ein zusätzliches Batteriepack an Bord. Als Fahrzeit sollen drei Stunden genügen.
Die Testfahrten erfolgen dabei im Rahmen des Projekts E-Charge, hinter dem ein Konsortium von 14 Partnern steht, die gemeinsam Batterie-elektrische Langstreckentransporte entwickeln und testen. Nach dreijähriger Vorbereitungs- und Forschungsarbeit geht es nun mit DB Schenker auf die Straße. Der Lkw soll in den Abend- und Nachtstunden Güter zwischen den Terminals in Jönköping und Södertälje transportieren und diese tagsüber an Kunden und Kundinnen verteilen. Die Tests sind dabei an die Fahr- und Ruhezeiten der Fahrer angepasst.
Besonderes Einzelstück für Schweden-Test
Die sieben Batteriepacks à 104 kWh im Elektro-Testfahrzeug von Scania verfügen über eine Gesamtkapazität von 728 Kilowattstunden – regulär sind es im Serienmodell maximal sechs Packs mit 624 kWh (468 kWh netto). Die Anzahl der Batterien wurde laut DB Schenker erhöht, um unter nordischen Wetterbedingungen mit 64 Tonnen zulässigem Bruttogesamtgewicht und 24 Metern Länge die rund 300 Kilometer ohne Zwischenladen absolvieren zu können. Der Lkw R 450e sei der erste Batterie-elektrische Langstrecken-Lkw von Scania mit dieser Reichweite, so der Logistikkonzern. Geladen wird der Lkw während des Feldversuchs mit HPC-Ladegeräten von ABB, die an den Terminals von DB Schenker bereitstehen.
Anna Hagberg, Leiterin des Bereichs Netzwerk & Linienverkehr bei DB Schenker, kommentiert das Vorhaben wie folgt: „DB Schenker testet den neuen E-Truck im täglichen Verkehr. Dies ist ein wichtiger Schritt, um die Elektrifizierung der gesamten Transportkette zu ermöglichen. Für DB Schenker geht es darum, vollelektrische schwere Lkw auf Langstrecken zu testen und Erfahrungen zu sammeln. Die Elektrifizierung spielt eine entscheidende Rolle bei der Abkehr von fossilen Brennstoffen. Da der Schwer- und Langstreckenverkehr die größten Emissionen verursacht, ist die Elektrifizierung unglaublich wichtig.“
Eine weitere Premiere in Regie von DB Schenker vollzieht sich aktuell südöstlich von uns in Österreich. Dort entsandte der Logistiker diese Woche den ersten Volta Zero auf die Straßen der Alpenrepublik. In einem zehntägigem Feldtest kommt der elektrische 16-Tonner in Linz-Hörsching zum Einsatz. Auf dem Papier hat der mittelgroße und extra für die innerstädtische Logistik konzipierte E-Lkw eine Reichweite von bis zu 200 Kilometern. DB Schenker bezeichnet ihn als „ersten Lkw seiner Art“ und will Exemplare des Modells in seinem europäischen Terminals einsetzen, um Waren von den Verteilerzentren in die Innenstädte und umliegenden Stadtgebiete zu transportieren.
Die Partnerschaft zwischen DB Schenker und Volta Trucks besteht seit 2021, ist aber durch Herausforderungen in Form einer Insolvenz des schwedischen E-Lkw-Startups geprägt. Volta Trucks fand nach seiner Insolvenz bekanntlich relativ schnell einen Käufer, nämlich Luxor Capital, eine in den USA ansässige Investmentgruppe. „Volta und Luxor sind derzeit in einem Restrukturierungsprozess des Unternehmens und streben eine Wiederaufnahme der Serienproduktion in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 an. DB Schenker steht in engem Kontakt mit Volta und Luxor, um das Ziel emissionsfreier Lkw in Europa weiter voran zu treiben“, äußert DB Schenker zum aktuellen Stand der Kooperation.
DB Schenker und Volta Trucks haben vor der Insolvenz bei der Konzeption des Fahrzeugs eng zusammen gearbeitet, wobei „laufend Feedback der Fahrer eingeholt wurde und in die Optimierung des Fahrzeugs eingeflossen ist“, wie DB Schenker skizziert. Resultat sei ein revolutionäres, vollelektrisches und sicherheitsoptimiertes Fahrzeug, das die lokalen Emissionen auf null reduziert. Zusätzlich werde durch ein Rundumsichtfeld und einer viel niedrigeren Sitzhöhe als bei einem herkömmlichen Lkw die Sicherheit für den Fahrer sowie für andere Verkehrsteilnehmer maßgeblich erhöht.
DB Schenker erprobt BEV- und FCEV-Lkw
„Wir haben den Anspruch, weltweit die Nummer eins in der grünen Logistik zu sein. Der Einsatz der Volta Zero Trucks im innerstädtischen Verkehr ist eine Revolution und ein wichtiger Meilenstein für die Erreichung dieses Ziels, da wir damit belegen können, dass ein Transport mit Null Emission im innerstädtischen Bereich möglich ist“, sagt Alexander Winter, CEO von DB Schenker in Österreich und Südosteuropa.
DB Schenker hat bereits viele E-Lkw in Betrieb – darunter Serienmodelle von Renault Trucks oder Volvo Truck -, gehört parallel aber zu jenen Akteuren, die Lkw-Neuheiten gegenüber aufgeschlossen sind. So erprobte das Unternehmen frühzeitig den Mercedes eActros, den MAN eTruck, den eTrailer von Trailer Dynamics oder eben den Volta Zero. Bei all diesen Beispielen handelt es sich um Batterie-elektrische Anwendungen. Mit einem ersten Hyzon Hymax 250 testete der Logistikkonzern aktuell aber beispielsweise auch einen H2-Sattelschlepper als 40-Tonnen-Fahrzeugkombination im täglichen Verkehr zwischen der Geschäftsstelle Köln und dem belgischen Eupen.
Den Ausbau der E-Flotte bezeichnet DB Schenker als einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu den Klimazielen des Unternehmens. Konkret will der Logistikdienstleister die Belieferung in den europäischen Städten bis 2030 CO2-neutral durchführen. Bis 2040 strebt das Unternehmen die komplette CO2-Neutralität an.
dbschenker.com (Österreich), dbschenker.com (Schweden)
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