Formel E: Evans und da Costa gewinnen in Shanghai
Die beiden diesjährigen e-Prix fanden erstmals auf einer Kurz-Version der Formel-1-Strecke in Shanghai statt – zuvor gastierte die Formel E in China etwa in Peking auf einer Strecke rund um den Olympia-Park (das erste Formel-E-Rennen der Geschichte) und auf einem Stadtkurs durch den Ferienort Sanya statt.
Auch die neue Strecke hat aber nichts an den Kräfteverhältnissen in der aktuellen Saison geändert: Porsche und Jaguar sind im Grunde genommen auf alles Kursen schnell, die Rennwagen von Stellantis (DS und Maserati) sowie Nissan (Werksteam und McLaren als Kundenteam) können vereinzelt mithalten.
In Shanghai wurde das gut sichtbar: Für das elfte Saisonrennen am Samstag konnte DS-Pilot Jean-Eric Vergne die Pole Position holen, als Zweiter ging Oliver Rowland im Nissan ins Rennen – direkt vor Evans im Werks-Jaguar und Pascal Wehrlein im Porsche ))X Electric. Der Meisterschaftsführende Nick Cassidy im zweiten Jaguar hatte die KO-Phase der Qualifikation verpasst und ging als Zehnter ins Rennen. Aber auch auf dem gekürzten Formel-1-Kurs war es die gewohnte Energiespar-Schlacht. Das Feld blieb beinahe das ganze Rennen eng beisammen und kein Fahrer wollte die Führungsarbeit übernehmen – wer keinen Windschatten eines vorausfahrenden Autos hat, verbraucht mehr Energie und gibt den hinterherfahrenden Autos seinerseits einen Windschatten. Die Formel E gab in einer TV-Einblendung an, dass auf dieser Strecke das Windschatten-Fahren pro Runde 0,4 Prozent Ladestand spart.
Die meiste Führungsarbeit erledigten Wehrlein und Evans – beide hatten einen höheren Energieverbrauch als etwa Cassidy, der sich im Pulk langsam nach vorne arbeitete und mit seinem Ladestand vorsichtig umging. In der Schlussphase entschied sich Jaguar gegen eine Teamorder, um dem in der Gesamtwertung besser platzierten Cassidy zu helfen. Stattdessen wurde das Rennen frei zu Ende gefahren. Da Evans seine Attacke zum richtigen Zeitpunkt gesetzt hat, ging er als erster über die Ziellinie. Dahinter verteidigte Wehrlein seinen zweiten Platz geschickt, Cassidy konnte seinen höheren Akku-Stand nicht ausnutzen und musste sich mit Platz drei begnügen – vor Rowland im Werks-Nissan, Weltmeister Jake Dennis im Kunden-Porsche des Andretti-Teams und Pole-Sitter Vergne im DS.
Auch im zwölften Saisonrennen am Sonntag ging die erste Startreihe an DS und ein Nissan-angetriebenes Auto: Jake Hughes im McLaren-Nissan ging als Erster ins Rennen, vor Stoffel Vandoorne im DS und Antonio Felix da Costa im Werks-Porsche. Das Sonntags-Rennen war für 28 Runden angesetzt, eine weniger als am Vortag – so können die Teams nicht ihre Strategie übernehmen und verfeinern, sondern müssen neu planen.
So ergab sich im zweiten Rennen in Shanghai ein anderes Bild: Das Feld war etwas weiter auseinander gezogen und es war nicht so einfach, in der Energiespar-Phase des Rennens von einer schlechten Startposition weit nach vorne zu fahren. Das musste auch Pascal Wehrlein erfahren, der die KO-Phase der Qualifikation verpasst hatte und sich im Getümmel des Mittelfelds nach einem leichten Kontakt einen Reifenschaden zuzog – nach dem nötigen Boxenstopp kam der Deutsche nur als 20. ins Ziel.
Vorne hielt sich sein Teamkollege da Costa aber beständig in der Spitzengruppe, überlies die Führungsarbeit aber Hughes im McLaren und Norman Nato im Andretti-Porsche. Gegen Rennmitte konnte sich dieses Trio leicht vom Verfolgerfeld bestehend aus den beiden Werks-Jaguar und den DS von Vandoorne und Vergne absetzen. Der Portugiese im Werks-Porsche konnte mit seiner Energie-Strategie nun punkten und eine Führung etablieren, die er bis ins Ziel nicht mehr abgab. Nach dem zweiten Lauf in Berlin ist es der zweite Saisonsieg für da Costa, ein dritter Sieg in Misano wurde nicht gewertet, da das Auto wegen eines vermeintlich illegalen Bauteils nicht regelkonform war. Für den jungen Briten Jake Hughes im McLaren war Platz 2 das erste Podium in der Formel E, während Nato im Kunden-Porsche seinen deutlich höher eingeschätzten Teamkollegen Dennis weit hinter sich lies. Die Platze 4 und 5 gingen an das Jaguar-Duo Cassidy und Evans.
Vor den letzten beiden Doppelrennen der Saison in Portland und London führt Nick Cassidy (Jaguar) die Fahrerwertung mit 167 Punkten vor Pascal Wehrlein (Porsche) mit 142 Zählern an – die Nullnummer von Wehrlein im Sonntagsrennen hat den Rückstand wieder anwachsen lassen. Auf Platz 3 folgt Mitch Evans (132 Punkte) knapp vor Nissan-Fahrer Oliver Rowland (131 Punkte). Der fünftplatzierte Jake Dennis (keine Punkte im Sonntagsrennen) benötigt bei noch vier ausstehenden Saisonrennen ein kleines Wunder, um mit derzeit 113 Punkten seinen Titel noch zu verteidigen.
Auch in der Teamwertung liegt Jaguar mit 299 Punkten vor Porsche (226). Sollte die starke Form des britischen Teams anhalten, wird es für Porsche wohl schwierig, Jaguar noch abzufangen. Der Kampf um Platz 3 in der Team-Wertung ist noch offen: Derzeit liegt Nissan (157 Punkte) knapp vor DS-Penske (154) und Andretti-Porsche (153).
Ende Juni finden die Saisonrennen 13 und 14 in den USA auf der Strecke in Portland statt, bevor es Mitte Juli traditionell zum finalen Double Header nach London geht.
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