SVOLT baut Batterie-Fabrik in Brandenburg nicht

Der chinesische Batteriehersteller SVOLT wird sein im September 2022 angekündigtes Werk im brandenburgischen Lauchhammer nicht umsetzen. SVOLT hat nach eigenen Angaben seine Standortstrategie neu bewertet – und kann sich eine Spitze gegen die Politik nicht verkneifen. Auch zu den Anlagen im Saarland äußert sich SVOLT.

Bild: SVOLT

In der Mitteilung des Unternehmens heißt es wörtlich: „Neben einer ohnehin geringen Planungssicherheit auf unterschiedlichsten Ebenen – von international drohenden Strafzöllen bis hin zu Marktverzerrungen durch langwierige sowie ungleich verteilte Fördermittel“, sei außerdem ein „signifikantes Kundenprojekt weggefallen“. Hinzu kämen „die wieder aufflammenden Diskussionen über das Verbrenner-Aus in der EU, die sich kontraproduktiv auf die geplanten Lokalisierungsbemühungen auswirken.“

„Der Automobilmarkt hat aktuell, hauptsächlich getrieben durch die Transformation zur Elektromobilität, überall auf der Welt mit erheblichen Schwankungen und Herausforderungen zu kämpfen“, sagt Kai-Uwe Wollenhaupt, President SVOLT Europe & Senior Vice President of SVOLT Energy Technology Company Ltd. „Dies führt bei manchen Automobilherstellern zu teilweise drastischen Strategieanpassungen.“

SVOLT hatte im September 2022 angekündigt, in der Lausitz eine weitere Zellfertigung für den europäischen Markt anzusiedeln – mit einer Kapazität von 16 GWh. Hierfür wurde in Lauchhammer ein Werk übernommen, in dem Vestas zuvor Flügel für Windräder produziert hatte. Laut den damaligen Angaben war der Produktionsstart für Anfang 2025 geplant. Wie viel das Unternehmen angesichts des anvisierten Produktionsbeginns bereits in Lauchhammer investiert hat, bevor nun die Reißleine gezogen wurde, wird in der Mitteilung nicht erwähnt. Klar ist, dass neben der Installation der Anlagen für die Batterieproduktion auch Umbauarbeiten an den bestehenden Gebäuden nötig waren.

Zellproduktion im Saarland verzögert sich weiter

Das heißt aber auch: SVOLT steht auf absehbare Zeit ohne eigene Zellproduktion in Europa da. Denn in der Mitteilung dementiert das Unternehmen Berichte, wonach es eine Veränderung zu den Planungen im saarländischen Überherrn gebe. Dort sollte die erste Europa-Fabrik von SVOLT entstehen, nach den ursprünglichen Planungen sollten Ende 2023 die ersten Batteriezellen im Saarland hergestellt werden. Doch der Bau hat sich aus diversen Gründen immer wieder verzögert.

Und auch jetzt gibt es keine Planungssicherheit und damit keinen Fortschritt. „Der Satzungsbeschluss des Gemeinderats Überherrn liegt nach wie vor zur Genehmigung beim zuständigen Ministerium. Es wurde also noch kein Baurecht geschaffen. Darüber hinaus wurden bereits Klagen gegen das Bauvorhaben angekündigt, sobald das Baurecht geschaffen wurde. Wann finale Rechtssicherheit besteht, ist also derzeit nicht absehbar. Rechtssicherheit ist jedoch eine unabdingbare Voraussetzung und somit die entscheidende Grundlage für die Planung zum weiteren Vorgehen. Sobald Rechtssicherheit besteht, ist der nächste, darauffolgende Schritt die finale Wirtschaftlichkeitsprüfung. Dieser Prozess wird nach Einschätzung von SVOLT Europe noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Eine genauere Auskunft zum zeitlichen Ablauf wäre reine Spekulation, da vieles nicht in der Verantwortung und außerhalb des Wirkungsbereichs von SVOLT Europe liegt“, erklärt das Unternehmen – und betont, dass man derzeit keine „unmittelbaren Pflichten“ am Standort habe, da dieser noch in der Verantwortung der Struktur Holding Saar (SHS) liege.

Bis zu einer eigenen Zellproduktion wird es also noch mehrere Jahre dauern, dafür will SVOLT bald in Europa Batterie-Module und -Packs aus importierten Zellen montieren – dieser Standort war von Anfang an im saarländischen Heusweiler geplant. Die schlüsselfertige Übergabe soll am 1. Juli stattfinden, so das Unternehmen. „Wir möchten uns an dieser Stelle sehr herzlich für die Unterstützung, die Kooperation sowie das erbrachte Vertrauen auf lokaler als auch auf Landesebene in Brandenburg und dem Saarland sowie bei unseren Partnern bedanken“, so Wollenhaupt. „Trotz dieser Entwicklungen betreibt SVOLT weiterhin ein starkes Engagement in Europa. Wir werden alle uns zur Verfügung stehenden Möglichkeiten nutzen, um positive Impulse für Wirtschaft und Umwelt gemeinsam mit unseren Kunden und Partnern umzusetzen.“ 

Neben der Standort-Strategie wurde auch das Vertriebsmodell neu bewertet. SVOLT will sich künftig nicht nur auf den Vertrieb individualisierter Batteriesysteme für Elektroautos konzentrieren (SVOLT liefert zum Beispiel die LFP-Batterien für den Citroen e-C3 und seine Schwestermodelle), sondern auch „einen zusätzlichen Fokus auf Geschäftsfelder legen, in denen standardisierte Batterien und deren Systeme Anwendung finden können, die leichter skalierbar und schneller umsetzbar sind“. Dazu zählt SVOLT etwa Antriebsbatterien für Nutzfahrzeuge, stationäre Energiespeichersysteme sowie deren Batteriezellen und Anwendungen im Non-Automotive-Bereich.

„Wir verstehen uns auch weiterhin als Innovations-Partner der Automobilindustrie. Die aktuelle Marktsituation legt jedoch eine Diversifikation nahe, um auch mittelfristig unsere wirtschaftliche Zukunft sichern zu können“, sagt Kai-Uwe Wollenhaupt. „Das ist ein entscheidender Schritt, um widerstandsfähiger gegenüber Marktschwankungen zu werden und gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zur globalen Energiewende zu leisten. Die Anpassung unserer vertrieblichen Ausrichtung ist damit eine Investition in die Zukunft.“

Quelle: Info per E-Mail

8 Kommentare

zu „SVOLT baut Batterie-Fabrik in Brandenburg nicht“
Robert
27.05.2024 um 11:01
"SVOLT baut Batterie-Fabrik in Brandenburg nicht" nun das ist wohl schon eine der ersten Auswirkungen der Demonstrationen gegen Tesla in Grünheide, es werden wohl noch weiter Projekte in Brandenburg beerdigt, und wer weiß wann Tesla ihre Fabrik abbaut und woanders wieder neu aufzubauen gibt genügend europäische Länder die Tesla mit Kusshand nehmen würden.
Micha
28.05.2024 um 12:07
@Robert Der Artikel nennt diverse andere Gründe, ich glaube, dass die Demos in Grünheide weder für Tesla noch für SVOLT entscheidend sind. Viel mehr die Union, die schon wieder das Verbrennen-Aus in Frage stellt, und einiges mehr
Michael Dierolf
28.05.2024 um 12:39
Wer in Deutschland noch investiert, in einem Land ohne Rechts Sicherheit , dafür mit den höchsten Energie kosten und mit einer Antifa die offensichtlich politisch gerne gesehen ist , dem ist eh nicht mehr zu helfen .
Karl Michael
28.05.2024 um 21:41
Das Unternehmen nennt explizit Faktoren wie diesen: „die wieder aufflammenden Diskussionen über das Verbrenner-Aus in der EU, die sich kontraproduktiv auf die geplanten Lokalisierungsbemühungen auswirken.“Da können Sie sich für die Abwanderung also bei Merz', Linnemanns und Hubers populistischer Union bedanken, statt was von "Antifa" zu rabulieren.
Hans
29.05.2024 um 10:39
Komisch, kaum wird Stimmung gegen eine aufkeimende Zukunftsindustrie gemacht, stehen große Investitionen auf dem Prüfstand oder werden abgesagt. Hätte uns doch nur jemand gewarnt!Also ich finds immer noch irre, dass Tesla sich überhaupt in Brandenburg niedergelassen hat. Okay, die Stimmung war damals noch ne andere. Sollte sich auf jeden Fall niemand wundern, wenn das nicht das letzte Projekt ist, was nicht nach Deutschland geht.
Stephan Schwarz
01.06.2024 um 10:35
Eine gefährliche Mischung: Die nostalgische und zukunftsfeindliche Politik der CDU und FDP (Debatte über die Rücknahme des Verbrenner-Aus, Festhalten am Fetischobjekt Schuldenbremse), und dann auch noch der zunehmende Rechtsextremismus, insbesondere im sowieso schon abgehängten Osten des Landes.Bereits Anfang des Jahres hatte der Solarhersteller Meyer Burger die Abwanderung aus dem sächsischen Freiberg beschlossen, weil die Flachpfeife Christian Lindner einem sog. "Resilienzbonus" eine Absage erteilt hat.
Fred Schröder
01.06.2024 um 12:34
Die Deutschland-Verräter von CDUCSUFDPSPD verdummen (PISA!) und verarmen systematisch unser Land, weil Dumme & Arme leichter zu manipulieren und zu schröpfen sind. Diese Strategie gibt es nachlesbar seit dem römischen Stadtstaat in allen Herrschaftsstrukturen.
Walter John
01.06.2024 um 14:55
Egal was auch nur möglich ist zur Arbeitsplatz Vernichtung, Verhinderung von neuen Arbeitsplätzen nur in Deutschland kann man gleich alles haben.

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