VW baut 20.000-Euro-Stromer in Eigenregie

Volkswagen hat nun offiziell beschlossen, Elektroautos zu Basispreisen um die 20.000 Euro zu produzieren – „aus Europa, für Europa“ und offenbar im Alleingang. Die Weltpremiere ist für 2027 vorgesehen.

volkswagen kleinwagen teaser 2024 01
Bild: Volkswagen

VW gibt in der Mitteilung selbst an, sich „bereits seit längerer Zeit“ damit zu beschäftigen, „kompakte, besonders preiswerte Elektrofahrzeuge in der Preisregion um 20.000 Euro anzubieten“. Die Mitteilung wurde wohlgemerkt vom Konzern, also der Volkswagen Group Communications, versendet und nicht von der Marke VW. Denn: Mit solchen Fahrzeugen sollen „die Volumenmarken des Konzerns“ ihr Versprechen erfüllen, Mobilität für Alle zu ermöglichen und den Einstieg in die E-Mobilität zu erleichtern. „Der Volkswagen Konzern nimmt mit seiner Markenvielfalt auch gesellschaftliche Verantwortung für bezahlbare, nachhaltige Mobilität wahr“, heißt es in der Mitteilung.

In diese Richtung äußert sich auch Konzern-CEO Oliver Blume in der Mitteilung. „Generationen von Menschen verbinden die starken Marken des Volkswagen Konzerns mit ihrem ersten Auto – und mit bezahlbarer Mobilität“, so der Wolfsburger Spitzenmanager. „Bis heute übernehmen wir als Konzern mit starken Marken diese gesellschaftliche Verantwortung. Deshalb freut es mich sehr, dass wir ein zukunftsweisendes Projekt auf den Weg bringen. Es geht um elektrische Einstiegsmobilität aus Europa für Europa. Damit verbinden wir ein klares Bekenntnis zum Industriestandort Europa, einer europäischen Industriepolitik und handeln damit letztendlich im Sinne der europäischen Kunden.“

VW setzt auf kurze Lieferwege – und wohl keine Batterie aus Fernost

VW gibt an, bei diesem Projekt auf einen hohen europäischen Lokalisierungsgrad zu setzen, „der wiederum dem Industriestandort Europa zugutekommt“. Weiterer Vorteil sei, dass lange Transportwege von Komponenten verringert und folglich CO2-Belastungen vermieden werden.

Details zu dem Fahrzeug, das im Falle von VW selbst womöglich ID.1 genannt wird, gibt der Konzern aber noch nicht bekannt. Es ist also unklar, auf welcher Plattform die Fahrzeuge basieren werden und welche Eckdaten bei Batterie, Reichweite und Ladesystem angepeilt werden. Gerade die Batterie als einer der größten Kostenfaktoren bei einem Elektroauto ist in diesem Preissegment besonders wichtig. Mit der Aussage zu den kurzen Lieferwegen scheint es eher unwahrscheinlich, dass VW auf zugekaufte Batteriezellen aus Fernost setzt.

Thomas Schäfer, CEO der Marke Volkswagen und Leiter der Markengruppe Core, hält den Basispreis von 20.000 Euro für herausfordernd, aber machbar. „Trotz günstigem Preis werden wir mit unseren Fahrzeugen Maßstäbe im Einstiegssegment setzen bei Technologie, Design, Qualität und Kundenerlebnis. Diese Aufgabe ist aufgrund der steigenden Energie-, Material- und Rohstoffkosten anspruchsvoller geworden“, sagt Schäfer.“ Klar ist: Elektromobilität aus Europa für Europa kann nur mit Unterstützung der Politik und konkurrenzfähigen Rahmenbedingungen gelingen.“

Bereits im März zur Präsentation der Geschäftszahlen für 2023 hatte Schäfer angegeben, dass ein 20.000-Euro-Stromer 2027 auf den Markt kommen soll und dass der Arbeitstitel ID.1 sei. „Wir sind schon mittendrin, wissen, wie das Auto aussehen muss“, so der VW-Markenchef damals. Nur die genaue Umsetzung war noch nicht entschieden.

Eine der Optionen war eine Partnerschaft mit Renault rund um E-Kleinwagen in dieser Preisklasse – die Franzosen arbeiten für 2026 an einer Elektro-Neuauflage des Twingo, der ebenfalls zu Preisen ab 20.000 Euro angeboten werden soll. Und Schäfer hatte offen eingeräumt, dass sich aufgrund der hohen Batteriekosten ein Fahrzeugpreis von 20.000 Euro nur mit sehr hohen Stückzahlen erreichen lasse – was für eine Kooperation sprach. Die Verhandlungen waren bereits weit fortgeschritten und Renault-CEO Luca de Meo war sich der Sache so sicher, dass er sich – untypisch für derart hochrangige Manager – zu Andeutungen rund um die Partnerschaft hinreißen lies.

Dass die Gespräche zwischen den beiden Autobauern gescheitert sind, hatte de Meo selbst in der vergangenen Woche verkündet. Warum man sich trotz der langen Verhandlungen am Ende nicht einigen konnte, ist von den Unternehmen bis heute nicht bestätigt. Früheren Berichten zufolge soll der VW-Betriebsrat gegen die Zusammenarbeit gewesen sein, da nach dem bekannten Verhandlungsstand sowohl die Renault- als auch VW-Fahrzeuge im Renault-Werk Novo Mesto hätten gebaut werden sollen. Ein so Volumen-starkes Projekt nach außen zu vergeben, während die eigenen Werke nicht gut ausgelastet sind, stieß dem Betriebsrat wohl sauer auf.

Klar ist mit der VW-Ankündigung, dass sich die Wolfsburger keinen anderen Partner für das Kleinwagen-Projekt suchen, sondern in Eigenregie umsetzen wollen. Ob sich die Franzosen jetzt für die wichtigen Stückzahlen zur Kostensenkung mit anderen Autobauern zusammentun, ist noch nicht bekannt. Renault hatte schon bekräftigt, das Projekt auch selbst umsetzen zu können. In aktuellen Berichten wird jedoch schon über eine Kleinwagen-Partnerschaft mit den Allianz-Partnern Nissan und Mitsubishi spekuliert.

volkswagen-group.com, manager-magazin.de

15 Kommentare

zu „VW baut 20.000-Euro-Stromer in Eigenregie“
Hans
29.05.2024 um 10:35
Ich weiß nicht wie oft ich in den letzten Jahren schon gelesen habe "Hersteller XYZ plant Elektroauto für 20 000 EUR". Und dann kam: NICHTS. Warum sollte es diesmal anders sein? VW bekommt von mir hier keine Vorschusslorbeeren, genausowenig wie Tesla. Bevor so ein Auto nicht wirklich angeboten wird halte ich die Ankündigung für wertlos und sollte kein Artikel auf Portalen wie electrive.net wert sein.
ganzjahresreichweite
03.06.2024 um 09:36
Ist bei den 20T€ die Batterie dabei?
R. D.
29.05.2024 um 14:27
"Bevor so ein Auto nicht wirklich angeboten wird halte ich die Ankündigung für wertlos und sollte kein Artikel auf Portalen wie electrive.net wert sein." So läuft das nicht, und das ist auch gut so.
Egon Meier
29.05.2024 um 16:15
Anders als beim Marktführer kommen bei VW die Fahrzeuge tatsächlich. Es ist nicht immer termingerecht aber es lief die letzten jahre ganz gut. Jetzt hat man das ganz offiziell von ganz oben mitgeteilt und wird soo schnell davon nicht herunterkommen könnenund auch nicht wollen. ..
Egon Meier
29.05.2024 um 16:14
Anders als beim Marktführer kommen bei VW die Fahrzeuge tatsächlich. Es ist nicht immer termingerecht aber es lief die letzten jahre ganz gut. Jetzt hat man das ganz offiziell von ganz oben mitgeteilt und wird soo schnell davon nicht herunterkommen könnenund auch nicht wollen.
Hans
30.05.2024 um 08:36
"Um dem Elektroauto-Riesen Tesla Einhalt zu gebieten, will VW-Konzernchef Herbert Diess nach dem Start seiner vollelektrischen ID-Modellfamilie zusätzlich einen E-Kleinwagen auf den Markt bringen. Er soll unter 20.000 Euro kosten und die Größe eines VW Polo haben, wie die Financial Times und mehrere Nachrichtenagenturen unter Verweis auf Konzernkreise berichten. Die Markteinführung des Modells soll demnach frühestens 2022 sein."Das 20 000 EUR Auto wird eher genau wie beim Marktführer seit Jahren versprochen. Das war vor 6 (!) Jahren.https://www.manager-magazin.de/unternehmen/autoindustrie/elektroauto-vw-plant-e-auto-fuer-20-000-aufsichtsrat-entscheidet-a-1238010.html
Birne
29.05.2024 um 10:37
Weltpremiere 2027, dann in der gewohnten Salami Scheiben die Fahrpräsentationen etc. also kommt das Ding in Vollausstattung 2028/29 und in der abgespeckten Version für „echte“ 20k € 2030?! Gute Nacht.
AlterBulli1
30.05.2024 um 10:57
Genauer Zeitplan. Genau wie der Space UP mit kalter Brennstoffzelle von 2004 !
Egon Meier
29.05.2024 um 16:13
Der Anspruch ist "Volkswagen" - was für den Massenmarkt und dann sollte es was preiswertes, gebrauchsfähiges sein. Eben ohne netten aber entbehrlichen Schnickschnack. Wozu Sitz- und Lenkradheizung? Elektrische Außenspiegel sind gaga aber es geht ohne .. usw.Das ist das was andere in dieser Preis- und Größenklasse auch bieten und das ist gut so.
Thorsten
30.05.2024 um 11:28
Ich sehe das etwas anders? Sitzheizung muss sein weil sie im Vergleich zur eigentlichen Heizung kaum Leistung und damit Reichweite vom Akku wegzieht und deshalb wenn e dann unbedingt mit der Sitzheizung!
Robert
29.05.2024 um 11:14
die Frage wird wohl sein ob Volkswagen in der Lage ist ein E-Auto für 20.000 Euro in deutschland zu bauen da habe ich ernsthafte Bedenken bei den hohen Löhnen die VW Mitarbeiter bekommen. Auch ein ID1 muss eine Mindesreichweite von 300km WLTP haben, denn als reines Stadtauto wird man keine große Stückzahlen verkaufen können
lanzu
29.05.2024 um 11:27
Auch der e-Up wurde nicht in Deutschland gefertigt, sondern in der Slowakei. Der ID.2 soll in Spanien gefertigt werden. Entsprechend würde ich auch bei diesem Modell keine Fertigung in Deutschland erwarten.
Robert
29.05.2024 um 11:58
ich habe das mal aus den Artikel mir so zusammengereimt aufgrund der Aussage das der Betriebsrat dagegen war weil die eigenen Autowerke nicht ausgelastet seien und dort der ID1 gefertigt werden soll, denke das damit die deutschen Werke gemeint sind und nicht irgendwelche im Ausland
Max
29.05.2024 um 11:53
“ Klar ist: Elektromobilität aus Europa für Europa kann nur mit Unterstützung der Politik und konkurrenzfähigen Rahmenbedingungen gelingen.“Wieder der Ruf an die Politik nach direkten Subventionen, weil die Politik unattraktive Rahmenbedingungen geschaffen hat. Erinnert mich an Eltern, die ihren Kindern wenig Taschengeld geben, damit diese für jede Veranstaltung oder Anschaffung bei den Eltern um einen Zuschuss fragen müssen. So können die Eltern schön ihre Kinder kontrollieren und vor "falschem Verhalten bewahren". Paternalismus at its "best".
Malthus
29.05.2024 um 12:36
2027. Ganz bestimmt; die "Unterstützung der Politik" besteht -hier- dann dadrin, dass jeder ohne Dunkelflauten-Spender in der Garage die Freuden in ver-vielfältigtem ÖPNV genießen darf. Wenn die Bahn dann mal an genügend Waggons gekommen ist.Apropos: Whatabout ze weltberühmte Volkswagen - Einheitszelle? Von LFP wollen wir mal noch nicht reden - dem Vernehmen nach 47$/kWh China-intern.

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