Porsche zögert mit Bau einer Batteriefabrik in Brandenburg
Erst vor zwei Wochen hat Porsche den Startschuss zur Produktion des vollelektrischen Macan in Leipzig gegeben. Und zugleich überlegt der Sportwagenhersteller aus dem Volkswagen-Reich, eine eigene Batterieproduktion aufzubauen. Diese sollte wie berichtet womöglich im brandenburgischen Schwarzheide im Landkreis Oberspreewald-Lausitz entstehen, damit nur rund 160 Autobahnkilometer von Leipzig entfernt und zugleich in der Nähe einer BASF-Fabrik für Kathodenmaterial in Schwarzheide.
Doch nun sind die Pläne offenbar ins Stocken geraten. Der „Tagesspiegel Background Verkehr“ berichtet, dass der Aufsichtsrat von Porsche seine Zweifel hat, ob die angedachte Gigafactory für Batteriezellen erforderlich ist. „Die Probleme in China, dem mit Abstand größten Automarkt, und überhaupt die vor allem in Deutschland schwache Nachfrage nach E-Autos lassen die Konzernstrategen zaudern. Vor wenigen Jahren noch waren Batteriezellen ein knappes Gut, inzwischen ist von Überkapazitäten die Rede“, schreibt „Tagesspiegel Background Verkehr“ zu den Hintergründen. Am Rande der Hauptversammlung am 7. Juni wollen die Aufsichtsräte das Thema demnach abhaken, zumindest vorerst.
Sollte es soweit kommen, wäre das Projekt dem Vernehmen nach zwar nicht vollständig und endgültig gestoppt, Porsche würde das Vorhaben aber auch nicht weiter aktiv vorantreiben. Die eigenen Batteriezellen waren ohnehin eher für Performance-orientierte Fahrzeuge vorgesehen, nicht unbedingt für Volumen-Modelle wie den Macan. Für das E-SUV kauft Porsche die Zellen von CATL zu, die aus dem Thüringer Werk am Erfurter Kreuz stammen.
Porsche hat vor knapp drei Jahren eine Batterietochter namens Cellforce gegründet – zunächst mit Customcells als Partner, doch inzwischen hat Porsche komplett übernommen. Cellforce baut derzeit bei Reutlingen eine Pilotanlage mit einer Fertigungskapazität von bis zu 1,3 Gigawattstunden auf. Neben der im Bau befindlichen Fabrik bei Reutlingen prüfe man eine potenzielle Erweiterung auf über 20 Gigawattstunden an einem zweiten Standort, hieß es vergangenes Jahr – und damit war wohl das brandenburgische Schwarzheide gemeint.
Porsche hatte Mitte 2023 Pläne für eine zweite Batteriefabrik bestätigt, damals galt zunächst Nordamerika als Favorit. Denn Porsche-Chef Oliver Blume und sein Finanzvorstand Lutz Meschke hatten – trotz eines Bekenntnisses zum Standort Deutschland – auf die Bedeutung der Energiekosten bei einer Batteriefabrik hingewiesen. „Bereits ein Unterschied von einem Cent macht eine enorme Summe pro Jahr aus“, so Meschke damals. Später wurde Porsche aber Interesse an einer Fläche in Brandenburg nachgesagt, konkret an einem Gelände auf dem Areal des Flugplatzes Schwarzheide/Schipkau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz.
Für Brandenburg wäre die potenzielle Absage von Porsche ein weiterer Rückschlag, ein Cluster für die Batterieproduktion aufzubauen. Anfang der Woche hatte der chinesische Batteriehersteller Svolt verkündet, doch keine Batteriefabrik im brandenburgischen Lauchhammer aufzubauen. Und Rock Tech erhält überraschend keine Fördermittel des Bundes für den geplanten Lithium-Konverter in Guben.
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