Wagoneer S: Jeep bringt sein erstes, reines Elektromodell
Jeep bereitet sich seit einiger Zeit langsam darauf vor, richtig in den Wettbewerb der Elektrofahrzeuge einzusteigen – das elektrische Einstiegsmodell Avenger nutzt noch Technik der europäischen Stellantis-Marken und wird auch in Polen gebaut – neben der rein elektrischen Version auch mit Verbrennungsmotoren. Jetzt hat der SUV-Hersteller mit dem Wagoneer S einen ersten, engagierten Schritt in Richtung Elektromobilität gemacht. Der Wagoneer S soll dem Tesla Model Y Konkurrenz machen, also dem an den Stückzahlen gemessen beliebtesten Elektrofahrzeug der Welt. Interessanterweise gab Jeep auch an, dass man sich die Antriebsoptionen in Zukunft offen halten will.
Der Wagoneer S ist ein großer Elektro-SUV, der auf der STLA-Large-Plattform basiert und 441 kW Leistung und über 800 Nm Drehmoment bietet. Jeep verweist bei der Vorstellung des Modells schon fast stolz darauf, dass das Fahrzeug in nur 3,4 Sekunden von 0 auf 96 km/h beschleunigen kann – also in den USA 60 Meilen pro Stunde. Anlässlich der Deutschland-Premiere gibt es aber noch keine finalen Daten für Europa, sondern nur umgerechnete US-Werte wie die Beschleunigung auf 96 km/h. In der Mitteilung ist beim Wechselstrom-Laden von Level-2-Laden mit 48 Ampere die Rede – was in Europa mit 16 oder 32 Ampere und dreiphasigem Laden nicht von Relevanz ist.
Dafür steht fest: Der 100-kWh-Akku kann in 23 Minuten von 20-80 Prozent aufgeladen werden. Die Spitzen-Ladeleistung nennt Jeep nicht, bei dem 400-Volt-System werden aber nicht mehr als 200 kW möglich sein. Auch die eher übliche Angabe für das Laden von zehn auf 80 Prozent gibt es nicht. Bei der Reichweite ist von „über 300 Meilen“ die Rede, also etwa 483 Kilometer.
Der Wagoneer S wird in der zweiten Hälfte des Jahres 2024 in Kanada und den USA auf den Markt kommen. Andere globale Märkte werden folgen, ein genauer Zeitplan wurde jedoch nicht genannt. In Bezug auf die internationale Markteinführungsstrategie sagten Jeep-Vertreter, dass sich das Unternehmen zunächst auf Nordamerika konzentrieren und den Wagen in den USA und Kanada auf den Markt bringen will, gefolgt von Brasilien, Italien und Mexiko.
Der Wagoneer S hat einen Radstand von 2.870 mm, eine Breite von 1.900 mm an der breitesten Stelle (2.123 mm, wenn man die Spiegel mitzählt) und eine Höhe von 1.646 mm. Er ist 4.887 mm lang und hat eine Bodenfreiheit von 162 mm. Das Fassungsvermögen des Frunks unter der Fronthaube beträgt 58 Liter, während weitere 484 Liter Stauraum im Kofferraum zur Verfügung stehen.
Zu den weiteren Features des kommenden Wagoneer S gehören insgesamt fünf verschiedene Fahrmodi, die von der Standardeinstellung „Auto“ über „Sport“ und „Eco“ bis hin zu „Snow“ und „Sand“ reichen. Wie die Namen schon andeuten, sind die Fahrmodi für unterschiedliche Traktionsfälle ausgelegt, von rutschigen, verschneiten Straßen bis hin zu einem ähnlichen Traktionsmangel beim Fahren auf Sand.
Jeep ist auch sehr stolz auf das Design des neuen Wagoneer S, das nach Angaben der Stellantis-Tochter „aus dem legendären Erbe, der Innovation und der Raffinesse der Marke entwickelt wurde“. Die markentypische Optik des Kühlergrills wurde dabei mit einer LED-Beleuchtung anstelle der klassischen Lufteinlässe neu interpretiert, da der Luftstrom für die Kühlung des Motors nicht mehr benötigt wird. Oder wie es Jeep in seiner Pressemitteilung ausdrückt: „Die neue, markante Ambiente-Beleuchtung ist von moderner Architektur inspiriert und sorgt auch aus der Ferne für ein unverwechselbares Erscheinungsbild.“
Da die Elektrifizierung einen höheren Grad an Effizienz erfordert, hat das Designteam von Jeep laut dem Unternehmen besonderes Augenmerk auf die Aerodynamik gelegt. Dem Team gelang es, den Luftwiderstandsbeiwert auf 0,29 zu senken, was etwa 15 Prozent besser sein soll als bei einem „durchschnittlichen SUV-Design“. Das Dach und der Heckspoiler sind gestaltet dass der Luftfluss optimiert wird, während die bündigen Türgriffe und geschickt gesetzte Kanten in der Karosserie den Luftstrom um das Fahrzeug herum.
Auch bei der Innenraumgestaltung setzt Jeep voll auf einen moderneren Ansatz: Das Cockpit verfügt über Bildschirme, die eine nutzbare Fläche von 45 Zoll ergeben, sowie „einen segment-exklusiven interaktiven Beifahrerbildschirm“. Dieser ist allerdings auf mehrere integrierte Bildschirme aufgeteilt, denn im Zentrum des Fahrzeugs steht ein 12,3-Zoll-Display, das von drei weiteren Bildschirmen umgeben ist. Als Sicherheitsvorkehrung können die zusätzlichen Bildschirme deaktiviert werden. Zusammen mit den 19 integrierten Lautsprechern bietet der Wagoneer S ein beeindruckendes Entertainment-System. Zwar sind die Funktionen des autonomen Fahrens auf den europäischen Straßen noch nicht voll funktionsfähig, aber ein autonomes Fahrsystem der Stufe 2 zeigt, dass Jeep sich die Optionen für eine weitere Verbreitung dieser Technologie offen hält.
„Die Einführung des vollelektrischen Jeep Wagoneer S markiert ein neues Kapitel in der Geschichte der Marke Jeep“, sagt Antonio Filosa, CEO der Marke Jeep. „Aufbauend auf fast einem Jahrhundert der Innovation und des Designs wird dieses erste globale Elektrofahrzeug einer ganz neuen Generation von Besitzern ein Erlebnis bieten, das unverkennbar Jeep und in jeder Hinsicht 100 Prozent elektrisch ist. Mit der neuen Energie in der Jeep-Fahrzeugpalette, die von Elektrofahrzeugen bis hin zu V8-Fahrzeugen reicht, haben die Kunden mehr Freiheit denn je, ihr eigenes Abenteuer zu wählen.“
Gebaut werden soll der Wagoneer S offenbar in Mexiko. Laut einem Bericht der „Automotive News“ soll das Elektromodell im Werk Toluca montiert werden. Offen ist, was der Wagoneer S genau kosten wird – mit der wohl etwas günstigeren Produktion in Mexiko. Wenn Jeep selbst das Model Y als Referenz nennt, könnte das auch preislich gelten. In den USA ist das in Texas und Kalifornien gebaute Model Y je nach Version zu Preisen zwischen 44.990 und 51.490 Dollar erhältlich.
Dieser Beitrag ist zuerst auf unserer englischen Seite electrive global erschienen.
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