Audi könnte elektrisches Luxus-SUV in Brüssel bauen

Nach der Entscheidung, die Produktion des Q8 e-tron aus Europa abzuziehen und nach Mexiko zu verlagern, läuft die Suche nach Alternativen für das Audi-Werk in Brüssel. Laut einem Medienbericht könnte das auch Auswirkungen auf ein deutsches Audi-Werk haben.

Bild: Audi

Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Verhandlungskreise schreibt, könnte in Brüssel perspektivisch ein großes Elektro-SUV oberhalb des Q8 e-tron gebaut werden. Bislang war angedacht, ein solches Modell im Audi-Werk in Neckarsulm fertigen zu lassen. Doch die zuletzt erhöhte Verbrenner-Nachfrage in Deutschland könnte dazu führen, dass Neckarsulm mit den erneuerten Verbrennermodellen A5 und A7 ausreichend ausgelastet werden könnte.

Die Fertigung des großen Luxus-SUV, das gemäß der aktuellen Audi-Namensgebung wohl Q10 e-tron heißen müsste (gerade Ziffern sind für Verbrenner-Modelle gedacht, weshalb Q9 e-tron nicht in Frage kommt), ist aber nicht die einzige Variante, die derzeit diskutiert wird. Für das Brüsseler Werk stehe auch die Produktion von Batterien und Komponenten für die deutschen Werke im Raum, heißt es in dem Bericht.

Audi selbst gab auf Anfrage des „Handelsblatts“ an, dass die Nachbelegung im Werk Brüssel bis November geklärt werden soll. Dann findet die traditionelle Planungsrunde des VW-Konzerns statt, bei der die Produktion der einzelnen Modelle auf die Werke für die kommenden fünf Jahre verteilt wird. Den Informanten aus Belgien zufolge dürfte der Juni eine entscheidende Phase werden: In dieser Woche soll eine Taskforce der belgischen Regierung ein Maßnahmenpaket an Audi schicken, wie – und mit welcher finanziellen Unterstützung – das Werk erhalten werden könne. Mitte Juni sind dann offenbar weitere Gespräche zwischen der Regierung in Brüssel und dem Autobauer geplant.

Klar ist nur: Derzeit rechnet sich die Produktion in Brüssel für Audi nicht. Das belgische Werk ist mit einer Kapazität von 120.000 Einheiten der kleinste Produktionsstandort in Europa, ansonsten produziert Audi noch in Ingolstadt, Neckarsulm und im ungarischen Györ. Aber selbst diese Kapazität wurde in Brüssel zuletzt nicht annähernd ausgenutzt: Audi hat laut Zahlen von Marklines in 2023 nur 37.400 Fahrzeuge in Belgien produziert. Im Laufe des vergangenen Jahres ist zudem der Modellwechsel vom e-tron quattro hin zum Q8 e-tron erfolgt, was aber nur ein Facelift des ursprünglichen Modells war. Über einen Absatz von 47.900 Fahrzeugen im Jahr 2022 ist das SUV-Modell aber nie hinaus gekommen.

Ein Werk in Europa zu schließen, das will Audi offenbar um (fast) jeden Preis vermeiden. Allerdings ist die Lage nicht einfach. Denn es ist unklar, ob ein noch exklusiver positioniertes SUV mit mehr als fünf Metern Länge für entsprechende Stückzahlen sorgt, um die Kapazität von 120.000 Einheiten besser auszureizen. Ein solches Modell dürfte wohl auf der SSP basieren und somit als reines Elektromodell kommen – der Q8 e-tron basiert noch auf einer elektrifizierten Verbrenner-Plattform und bringt so einige Nachteile mit sich. Doch ob die SSP ausreicht, selbst bei einem globalen Export das Werk Brüssel auszulasten, ist unklar. Und auch in anderen Werken ist die Auslastung unter Plan: In Ungarn wurden 2023 nur 114.000 Audis gebaut, möglich wären 200.000 Einheiten.

handelsblatt.com

1 Kommentar

zu „Audi könnte elektrisches Luxus-SUV in Brüssel bauen“
Schnurbs
04.06.2024 um 21:50
Die Preise hoch zu halten ist vermutlich wichtiger als Autos zu bauen.

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