Nach Insolvenz: Türkischer Investor kauft Pepper Motion auf
Die Unternehmensberatung Falkensteg berichtet, den Aufkaufprozess zwischen dem türkischen Investor und Pepper Motion durchgeführt zu haben und präzisiert, dass der namentlich nicht genannte Käufer die „operativen Kapazitäten der Gesellschaft in Deutschland und die Entwicklungskompetenz für modulare Elektro- und Wasserstoffantriebe“ übernehme. Pepper Motion hatte sich zuletzt auf emissionsfreie Antriebskits für neue und bestehende Nutzfahrzeuge spezialisiert, also auf Batterie-elektrische Antriebe zum Einbau in Busse und Lkw – sowie auf erst kürzlich in einer ersten Kleinserie in den Verkehr gebrachten Brennstoffzellen-Antriebssysteme.
Der Mitteilung zufolge musste Pepper Motion bereits im Februar 2024 ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung einleiten. Den entsprechenden Antrag stellte Pepper beim Amtsgericht Ingolstadt. Die 2019 gegründete Firma aus dem bayerischen Denkendorf „geriet aufgrund einer gedämpften Kundennachfrage in den Kernbereichen E-Busse und Lkw in finanzielle Schwierigkeiten“, schreibt Falkensteg und betont, dass nach nur drei Monaten eine Sanierungslösung in Form „eines strukturierten, internationalen Verkaufsprozesses“ hergestellt werden konnte. Mit dem Aufkauf durch den türkischen Investor soll eine strategische Neuausrichtung erfolgen: Pepper Motion werde zukünftig neue Zielmärkte adressieren und flächendeckend emissionsfreie Personenbeförderung und Gütertransporte ermöglichen, heißt es.
Rückblick: Die letzte offizielle News des deutschen Elektro-Umrüsters erhielten wir vor gut einem halben Jahr – im November. Seinerzeit verkündete Pepper Motion, den Aufbau einer großen Produktionsstätte in Indien zu planen. Entstehen solle dort eine Fertigung für die Umrüstung von Dieselbussen und -Lkw sowie den Aufbau von Neufahrzeugen, einschließlich einer Batteriefertigung von bis zu 20 GWh, meldete das Unternehmen zu diesem Zeitpunkt und frohlockte, die „weltweit größte Fertigung von emissionsfreien Bussen und Lkw sowie Batteriesystemen außerhalb Chinas“ zu errichten. Als Vorbild für die „voll integrierte vertikale Fertigung“ wurde Elektroauto-Pionier Tesla genannt.
Nur wenige Wochen zuvor hatte Pepper Motion angekündigt, seinen Geschäftskern ändern zu wollen: Nachdem die Firma im Mai 2023 bereits den Fokus vom deutschen ÖPNV zu mehr Kunden im Ausland und zu mehr Lkw-Aufträgen verlagert hatte, beendeten die Denkendorfer im Herbst 2023 ihr Endkundengeschäft gänzlich, um zum reinen Technologielieferant zu werden. Dazu wurde schon seinerzeit die Belegschaft „verschlankt“. Begründet wurde dieser Schritt mit „der laufenden Dynamik im Nutzfahrzeugmarkt“. Pepper Motion stoppte in diesem Zuge die eigene Umrüstung von Bussen und Lkw ebenso wie die Entwicklung komplett eigener Fahrzeuge. Das Unternehmen bezeichnete sich seitdem selbst als „Systemlieferant und strategischer Partner in der Entwicklung für Hersteller, Umrüster und Sonderfahrzeugbauer“.
Im Sommer 2023 hatte Pepper-Motion-CEO Andreas Hager im electrive-Interview noch den Strategiewechsel des Umrüst-Spezialisten erklärt – und auch über die Herausforderungen in der Branche gesprochen. Er bemängelte beispielsweise „die in Deutschland nur zögerlich angegangene Elektrifizierung“. Und die Nachfrage dürfte bekanntlich durch die ad-hoc-Streichung von Bundesförderungen für alternativ betriebene Busse und Lkw nicht eben angezogen haben.
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