Bundestag-Ausschuss will Feinstaubplakette für E-Autos abschaffen

Die Pflicht zur Anbringung einer Feinstaubplakette sollte aus Sicht des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages bei reinen Elektrofahrzeugen entfallen. Aber: Die Bundesregierung strebt derzeit keine Änderung an der entsprechenden Verordnung an. Dennoch ist das Votum des Ausschusses ein wichtiger Schritt.

Der Petitions-Ausschuss verabschiedete bereits vor einigen Tagen mit breiter Mehrheit die Beschlussempfehlung an den Bundestag, eine dahingehende Petition dem Bundesumweltministerium mit dem zweithöchsten Votum „zur Erwägung“ zu überweisen. Ab dann liegt es am Umweltministerium und der Bundesregierung, die Petition aufzugreifen und die Bundes-Immissionsschutzverordnung anzupassen. Doch eine Änderung an jener Verordnung ist laut der Mitteilung des Ausschusses nicht in Sicht. Dennoch „könne das Anliegen bei einer späteren Novellierung mit aufgegriffen werden“. Der Ausschuss hat die Petition in seinem Beschluss aber dahingehend präzisiert, dass es sich nur um reine E-Autos handeln soll, nicht um Plug-in-Hybride, die in der Politik oft auch zu den E-Autos gezählt werden.

Der Ausschuss schloss sich im Kern einer Petition (ID: 140977) an, wonach die Pflicht zur zusätzlichen Anbringung einer Feinstaubplakette bei E-Autos „eigentlich überflüssig“ sei. Die Kontrolleure des ruhenden Verkehrs und die Polizei würden schließlich die Berechtigung des Fahrzeuges innerhalb der Umweltzonen sofort anhand des Kennzeichens erkennen, schreibt die Petentin. Allerdings heißt es in der Mitteilung auch, dass „Elektrofahrzeuge verpflichtend mit einem ‚E-Kennzeichen‘ zu versehen seien“ – was nicht der Fall ist. Elektroautos können auch mit einem regulären Kennzeichen ohne „E“ am Ende zugelassen werden.

In der Bundes-Immissionsschutzverordnung ist geregelt, dass nach derzeitiger Rechtslage Fahrzeuge zur Einfahrt in eine Umweltzone – soweit sie nicht durch die Verordnung oder durch Allgemeinverfügungen ausgenommen sind – über die entsprechende Plakette verfügen müssen. Elektrofahrzeuge würden die Anforderungen für eine solche Plakette erfüllen, die die Halter „üblicherweise bei der An- oder Ummeldung nach dem Kauf des Fahrzeugs bei den örtlichen Zulassungsbehörden bekommen könnten“, so der Ausschuss. Einer „Verwaltungsvereinfachung für diese Fahrzeuge stehe der Ausschuss positiv gegenüber“, heißt es in der Vorlage.

Doch selbst ohne Beschluss der Bundesregierung gibt es eine Möglichkeit, theoretisch ein E-Auto ohne Feinstaubplakette in Umweltzonen zu bewegen. Es sei im Ermessen der Vollzugsbehörden der Länder, „ob bereits kurzfristig zugunsten einer Verwaltungsvereinfachung für die Fahrzeughalter vor Ort im Rahmen einer Ausnahmeregelung für Fahrzeuge mit E-Kennzeichen von dem Erfordernis einer grünen Plakette zur Einfahrt in eine Umweltzone abgesehen werden kann“, so der Ausschuss.

Wie komplex die Lage ist, zeigt aber der Blick nach Bayern: Anfang 2023 wurde noch bekannt, dass eine Fahrerin eines BMW i3 100 Euro Bußgeld plus 28,50 an Gebühren bezahlen soll, weil sie ohne grüne Plakette in die Umweltzone der Stadt München fuhr. Das Bayerische Polizeiverwaltungsamt verwies auf die Gesetzeslage. Wenige Wochen später hatte Bayerns Innenministerium die Bayerische Polizei und die bayerischen Kommunen mit Plakettenpflicht nach eigenen Angaben gebeten, Verstöße wegen fehlender Umweltplakette bei Fahrzeugen mit E-Kennzeichen künftig nicht mehr zu ahnden. Ab dann war die Gesetzeslage offenbar kein Problem mehr.

bundestag.de

11 Kommentare

zu „Bundestag-Ausschuss will Feinstaubplakette für E-Autos abschaffen“
Robert
12.06.2024 um 06:53
Das Problem sind doch die Plug-in Hybride das diese auch ein E-Kennzeichen bekommen obwohl sie neben dem Mini Akku & Mini E-Motor noch einen großen Verbrennungsmotor haben, da kann man die Feinstaubplakette nicht weglassen also müsste erst mal dafür gesorgt werden daß nur echte 100% E-Autos eine E-Kennzeichen nicht bekommen dürfen sondern verpflichtend es haben müssen als Ersatz für die grüne Plakette und alle anderen Teilzeitstromer nur Kennzeiochen ohne E haben müssen sonst wird das nichts
Thor Ecker
13.06.2024 um 06:59
Da aber diese Verbrennermotoren ohnehin alle die Grüne Plakette bekommen würde, weil sie die gültige Abgasnorm einhalten. Ich glaube seit Euro3 bekommt jeder Benziner und ab Euro 4 jeder Diesel automatisch die Grüne Plakette. Also kein Problem solange ein E auf dem Kennzeichen ist.
erFahrer
12.06.2024 um 08:48
Auch eine blaue Plakette mit „0“, wie es aus Reihen der eMobilisten schon lange zur Verfügung steht, wäre eine gute Alternative für das odnungsrechtliche Personal, damit es sich nicht Bücken muss ob das Fahrzeug eine Abgas-Vorrichtung am Unterboden hat. Ps. Danke für die Info mit Bayern und der Anweisung an die Polizei. Ob die kommunale Verkehrsüberwachung ähnlich agiert? Die Einahmen daraus summieren sich ja auf nennenswerte Beträge.
Jörg
12.06.2024 um 09:01
"Die Kontrolleure des ruhenden Verkehrs und die Polizei würden schließlich die Berechtigung des Fahrzeuges innerhalb der Umweltzonen sofort anhand des Kennzeichens erkennen."Das E am Ende des Kennzeichens ist optional. Die Zulassungsstelle riet mir dazu das Kennzeichen mit E zu nehmen, es gab wohl schon Fälle von Strafzetteln weil auf dem Kennzeichen nicht ersichtlich war, dass es sich um ein BEV handelt...
Piotr
12.06.2024 um 09:35
Es wäre schön wenn wir ein einheitliches System für ganz Europa hätten. Aktuell habe ich eine Plakette für Deutschland und eine für Frankreich. Bald kommen wahrscheinlich noch weitere ...
Bernhard
12.06.2024 um 09:50
Wir haben das unglückliche Problem, dass PHEV im Bestand bereits E-Kennzeichen haben. Denen dieses Privileg wegzunehmen wird wohl zu aufwendig. Da wäre es doch eine viel einfacherer Methode, den E-Autos eine eigene Umweltplakette zuzugestehen. Diese Plakette könnten dann auch Bestands-E-Autos problemlos und kostengünstig erhalten. Würde vielleicht auch in Österreich helfen in den 100er-Zonen auf den Autobahnen.
H. Ebel
12.06.2024 um 13:59
Plakette hin oder her: die Knöllchenverteiler könnten doch einfach mal bei einem E-Kennzeichen schauen, ob das Fahrzeug eine Abgasanlage hat, wenn sie sich nicht sicher sind. Das Abgasrohr sieht man doch von hinten.
Marcus Freytag
12.06.2024 um 10:15
Netterweise dürfen im Ausland zugelassene E-Autos in Deutschland sich eine blaue Plakette ausstellen lassen - deutsche Fahrzeuge dürfen das nicht (https://www.tuev-nord.de/de/privatkunden/verkehr/auto-motorrad-caravan/elektromobilitaet/e-plakette/). Unsinnigerweise ist die grüne Plakette für deutsche E-Autos eigentlich gesetzeswidrig, da nach Gesetzeslage zur Einsortierung in die Farben die jeweilige Euro-Einstufung gem. Fahrzeugschein relevant ist. E-Autos haben aber keine Euronorm...
Autofahrer
13.06.2024 um 09:33
Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Ziffern und Zahlenkombinationen zu den Kennzeichen keinen Platz mehr für ein"E"auf dem Kennzeichen lassen. Da wäre es ja sinnvoll vorher schon einmal die blaue Plakette generell einzuführen. Und die Beschilderung, gemäß Straßenverkehrsordnung entsprechend anzupassen.
Andreas
13.06.2024 um 09:58
Es wird echt Zeit, dass diese unsäglichen Feinstaubplaketten endlich vollständig abgeschafft werden. Jeder in der EU ab 2001 (Otto) bzw. 2006 (Diesel) neu zugelassenen PKW hat die grüne Plakette. Die wenigen, die keine grüne Plakette haben, haben bald schon alle ein H-Kennzeichen und sind dann darüber davon befreit. Es ist nur ein Bürokratiedreck in Deutschland, dass jedes neue Auto seit 18 Jahren diese teils ablassenden Aufkleber reinkleben müssen, um nicht illegal rumzufahren!
Kristina Naglic
18.06.2024 um 13:44
Ich finde es aber interessant das man mit einer grünen Plakette nicht in Stuttgart reinfahren darf wenn man Euro 5 hat als Diesel und 2 denke ich soll man die Umwelt Zonen in Städten abschaffen das ist sowieso nur Geldmacherei wie ich weiß tut ein Elektroauto durch Abrieb der reifen und bremsen auch Partikel produzieren

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