CEBR-Studie: Der europäische E-Transporter-Markt unter der Lupe

Eine neue Studie beleuchtet, wo Deutschland und vier weitere Länder Europas bei der Einführung von E-Transportern stehen. Eine Erkenntnis: Hierzulande bremsen das Förder-Aus und die hohen Energiekosten den Hochlauf. Aber ein Großteil der Gewerbetreibenden hat E-Transporter zur Anschaffung in den kommenden fünf Jahren auf dem Zettel.

Bild: Ford

Das britische Centre for Economics and Business Research (CEBR) hat sich in seiner neuen Studie mit dem Stand der Einführung von Elektro-Transportern im gewerblichen Bereich beschäftigt – und mit dem künftigen Potenzial dieses Marktes. Dazu zoomten die Analysten auf die fünf großen europäischen Transporter-Märkte Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien und Großbritannien. Und: Die Analyse namens „The Economics of Commercial Van Usage Across Europe 2024“ liefert auch Erkenntnisse zur zeitlichen Entwicklung, denn 2018 beschäftigte sich das CEBR schon einmal mit dieser Thematik. Als Auftraggeber der Studie agierte Ford Pro.

Die Studienmacher schätzen, dass der Umsatz mit Transportern insgesamt in der EU im Jahr 2023 rund 860 Milliarden Euro (inkl. Großbritannien: 1 Billion Euro) betragen hat – ein Anstieg um 6,5 Prozent seit 2021 und um 27,4 Prozent seit 2017. Ergo ist der Markt für Transporter über alle Antriebe hinweg größer geworden. Elektro-Lieferwagen machten dabei den CEBR-Schätzungen im vergangenen Jahr 1,6 Prozent der Wertschöpfung aus.

Mit einem eigens entwickelten Elektrifizierungsindex geht das CEBR näher auf den Stand der Einführung von Elektrofahrzeugen im gewerblichen Bereich und das künftige Potenzial in den fünf genannten Ländern ein. In den Index fließen dabei Faktoren wie der Absatz von Elektro-Transportern, die Kosten von Ladestationen, staatliche Anreize, die Kraftstoff- und Energiekosten sowie die Anzahl sowie Umfänge von Umweltzonen in Städten ein.

Ländervergleich legt Stärken und Schwächen offen

Die Studie zeigt unter anderem, dass Deutschland 2023 im Vergleich des Länder-Quintetts mit 9,5 Prozent den höchsten Elektroanteil an neu zugelassenen Transportern hatte. Sie offenbart aber auch: Deutschland ist das einzige der fünf Ländern, das keine Bundesförderung hat und gleichzeitig nach Großbritannien die zweithöchsten Kraftstoff- und Energiekosten aufweist.

Das Vereinigte Königreich verzeichnete seit dem letzten Bericht von 2018 das größte Wachstum bei den Verkäufen von Elektro-Transportern (von 0,3 Prozent auf 6 Prozent). Großbritannien war aber gleichzeitig das einzige Land, das beim Index 2023 schlechter abschnitt als vor fünf Jahren. Dies sei teils auf die relativ hohen Stromkosten des Vereinigten Königreichs im Vergleich zu Benzin oder Diesel nach dem Energiepreisschock von 2022 zurückzuführen, heißt es in dem Bericht. Auch die Preisdifferenz zwischen Elektro- und Verbrenner-Transportern ist in Großbritannien am größten. Somit herrschen verhältnismäßig ungünstige Marktbedingungen, die die Regierung u.a. mit Förderungen auffangen muss.

Frankreich wird vom CEBR als der Markt mit dem größten Elektrifizierungspotenzial identifiziert, genau wie im Bericht von 2018 – dazu tragen u.a. die Förderung, geringe Stromkosten und ein verhältnismäßig schon ordentlicher Bestand an E-Lieferwagen bei. In Spanien hat sich im Ländervergleich der Wert des Elektrifizierungsindex seit 2018 am stärksten verbessert. Das Land hinkt in puncto E-Transporter-Akzeptanz zusammen mit Italien dennoch weiter hinter den drei anderen Nationen zurück.

Neben dem Index stießen die Studienmacher eine nicht-repräsentative Umfrage mit mehr als 1.000 gewerblichen Nutzern von Lieferwagen in den fünf Ländern an. Dabei differenzieren sie in ihrer Analyse zwischen Nutzern, die sich bereits Elektrofahrzeuge angeschafft haben und solchen, die noch rein auf Verbrenner setzen.

Die Befragten mit Elektrofahrzeugen gaben an, dass die geringeren Betriebskosten der Hauptgrund für den Umstieg auf BEV gewesen seien (46,3 Prozent). Sie gaben dabei im Schnitt jährliche Kosten in Höhe von 3.700 Euro für die Ladevorgänge eines E-Transporters an. Das CEBR stellt diesen geschätzte Tankkosten von 12.400 Euro für Benzin- oder Dieselfahrzeuge entgegen. Als Quelle dieser Berechnung nennt das Zentrum eine Kombination aus Umfrageergebnissen und öffentlich zugänglichen Daten zu Betankungskosten. Unter Einbeziehung weiterer Kosten schlussfolgern die Studienmacher, dass „Elektrofahrzeuge ihre höheren Anschaffungskosten innerhalb eines typischen Zeitraums von drei Jahren wettmachen können“.

Weitere Umfrage-Ergebnisse

Neben den finanziellen Vorteilen nannten die Befragten als die am zweitmeisten genannte Motivation für ihre E-Transporter-Beschaffung den Zugang zu emissionsarmen Zonen (46,3 Prozent), gefolgt von der Sorge um die Umwelt (45 Prozent) und dem Ruf der Marke (45 Prozent).

Für diejenigen, die noch keinen strombetriebenen Transporter eingeflottet haben, waren die Ladezeit (38,1 Prozent) und die Anschaffungskosten (37,7 Prozent) die größte Sorge. Trotzdem gab eine Mehrheit in dieser Gruppe (58,6 Prozent) an, dass sie sich in den nächsten fünf Jahren zumindest mit einiger Wahrscheinlichkeit für einen elektrischen Transporter entscheiden werden. Bei den Befragten aus Deutschland waren es sogar 74,6 Prozent. Die vollständigen Ergebnisse der Studie finden sich unter dem folgenden Link.

finlayford.com, media.ford (Studie, PDF)

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