VW investiert 120 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Digitalisierung

Der Volkswagen-Konzern hat die in Gerüchten genannte Investitionssumme von 180 Milliarden Euro bis 2028 bestätigt. Zwei Drittel dieser Summe werden in neue Elektromodelle und digitale Dienste investiert. Mit dem restlichen Drittel – immerhin rund 60 Milliarden Euro – sollen noch Verbrenner weiterentwickelt werden.

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Bild: Volkswagen

Der Volkswagen-Konzern wird weiterhin große Investitionen in seine Verbrenner tätigen. Ein Drittel der bis einschließlich 2028 geplanten rund 180 Milliarden Euro werde „weiterhin dafür eingesetzt, unsere Verbrennungsmotoren wettbewerbsfähig zu halten“, erklärte Finanzvorstand Arno Antlitz gegenüber der „Automotive News“. „Die Zukunft ist elektrisch, aber die Vergangenheit ist noch nicht vorbei. Es ist ein Drittel und wird ein Drittel bleiben“, so Antlitz. Die restlichen zwei Drittel sollen in die Elektrifizierung und Digitalisierung fließen.

Dass das Investitionsniveau bis 2028 wohl konstant bei 180 Milliarden Euro liegen soll, wurde bereits Anfang Februar unter Berufung auf Insider berichtet – angesichts des beschlossenen Sparprogramms wurde zuvor auch über gekürzte Investitionen spekuliert. Damals war aber nur die Rede davon, dass ein „überwiegender Teil“ des Budgets in Entwicklung, Bau und Vermarktung neuer Modelle mit Elektroantrieb fließen soll.

Ein wichtiges Projekt in diesem Zeitraum wird die Entwicklung der neuen Plattform SSP sein. Auf der „Scalable Systems Plattform“ sollen künftig unzählige Elektroautos der verschiedenen Konzernmarken basieren. Die SSP soll dabei so ausgelegt sein, dass sie den aktuellen MEB für die Kompakt- und Mittelklasse sowie die PPE für Premiumfahrzeuge potenziell ersetzen kann. Das Debüt der Plattform ist für 2028 angekündigt – das erste Modell könnte der VW Trinity als Flaggschiff werden, aber auch die neunte Generation des VW Golf wird immer wieder mit der SSP in Verbindung gebracht.

Welche Auswirkungen die gescheiterten Gespräche mit Renault über eine Kooperation bei den Elektro-Kleinwagen auf das VW-Investitionsbudget hat, wird in dem Artikel nicht erwähnt. VW hatte mit dem französischen Wettbewerber ausgelotet, ob die geplanten 20.000-Euro-Stromer gemeinsam entwickelt und gebaut werden könnten – bei Renault handelt es sich um den Twingo E-Tech Electric, bei VW um das potenziell ID.1 genannte Modell. Nach dem Aus der Kooperation hatte VW bereits bestätigt, das Fahrzeug in Eigenregie voranzutreiben, was potenziell teurer ist als in einem Gemeinschaftsprojekt. Zahlen hierzu gibt es aber nicht.

Gleichzeitig räumt VW ein, dass der Konzern die sinkenden BEV-Verkäufe durch mehr Plug-in-Hybride ausgleichen muss – zu dieser Aussage werden aber ebenfalls keine Zahlen genannt. Klar ist, dass VW bei seiner unter Konzern-CEO Herbert Diess geplanten Elektro-Offensive nicht so vorankommt wie vorgesehen. Im ersten Quartal ging der Elektro-Absatz des Konzerns um drei Prozent zurück, vor allem Europa hat geschwächelt. Auf dem wichtigen Absatzmarkt in China hat VW seine Strategie umgestellt und unter anderem in ein neues Entwicklungszentrum und neue Partnerschaften wie mit Xpeng investiert – es wird aber noch etwas dauern, bis die Resultate dieser Kooperation auf der Straße und in der Absatzstatistik sichtbar werden.

Auch bei der Batterietochter PowerCo geht es wohl langsamer voran als ursprünglich geplant. PowerCo will zwar weiterhin 2025 mit der Produktion beginnen, aber es könnte laut Antlitz länger dauern, um die Batteriefabriken auf die volle Kapazität hochzufahren. Ursprünglich war geplant, dass PowerCo bis 2030 Batteriezellen für etwa drei Millionen Elektroautos liefern wird. Zu diesem Zeitpunkt sollten 70 Prozent des Konzernabsatzes auf Elektroautos entfallen.

autonews.com, bnnbloomberg.ca (PowerCo)

4 Kommentare

zu „VW investiert 120 Milliarden Euro in Elektrifizierung und Digitalisierung“
Frank W.
11.06.2024 um 10:05
Würde VW mehr E-Autos verkaufen wollen, würden wir längst günstigere Basis-Versionen auf dem Markt sehen. Der ID.3 Pure war einst inkl. Förderung (und Unternehmensanteil) für 22.000-26.000€ erhältlich. Jetzt startet der neue ID.3 Pure inkl. "Volkswagen Umweltprämie" bei 33.000€.Medien sollten endlich aufhören zu behaupten, Bürger würden keine E-Autos kaufen wollen und deshalb sei die BEV Quote so schlecht, wenn insb. in den unteren Segementen die Preise aktuell einfach viel zu hoch sind für das Angebot.VW spingt nicht höher als VW spingen muss, die EU Flottenvorgangen für Co2 werden auch erfüllt, ohne dass man E-Autos für 22.000€ verkauft. Der Versuch nun chinesische Angebote in Europa zu verteuern durch eine Erhöhung der Zölle, ist der billige Versuch Renditen der europäischen Unternehmen zu sichern.https://theicct.org/publication/eu-ldv-market-monitor-q1-4-dec23/ps Die Ansage "sinkenden BEV-Verkäufe durch mehr Plug-in-Hybride ausgleichen" zu müssen ist schon interessant, da bspw. der neue Tiguan 1.5 eHybrid OPF mit 49.385€ teurer ist, als die 77kWh Version des ID.4 (45.065€).
Stefan
11.06.2024 um 11:57
VW kann nicht ohne weiteres beliebig die Preise senken ohne Verluste zu machen. bzw. ohne größere Verluste anzuhäufen. Die 120 Milliarden Investitionen müssen ja auch wieder reinkommen. Ein Autopreis ist immer Materialkosten + Arbeitslohn Montage + Entwicklungskosten + Investitionen + ... + Mwst Bei Aktionspreisen wird ggf. der Anteil Entwicklungskosten oder Investitionen gekürzt, das geht aber nicht über längere Zeit.
Christian
11.06.2024 um 11:10
Das wird in den sozialen Medien wieder schön auseinander gerissen und Volkswagen ein Tritt auf die Bremse der Elektromobilität unterstellt. Dabei stand es schon seit Verkündung von vor über 1 Jahr fest, dass das Invest von 180 Milliarden zu 2/3 für Elektroautos und Digitalisierung verwendet wird und der Rest für Verbrenner.
Talis
12.06.2024 um 09:43
Wobei man berücksichtigen muss, dass die Digitalisierungs-Investitionen auch den Verbrennern zu Gute kommen. :-) Aber ja: Wenn man sich bewusst macht, dass VW bislang eine E-Auto-Quote von ca. 15% hat, aber in den nächsten 4 Jahren mindestens so viel in die E-Autos wie in die Verbrenner investiert, sieht man klar, wo die Reise hingehen wird. Und für den Folgezeitraum (also voraussichtlich 2029-2032) werden sich die Investitionen noch mehr verlagern.

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