TransnetBW erprobt „Kleinstflexibilität“ von E-Autos

Die Übertragungsnetzbetreiberin TransnetBW und Octopus Energy starten ein gemeinsames Pilotprojekt zur Nutzung von Kleinstflexibilität aus Batterie-elektrischen Fahrzeugen. Das Projekt namens OctoFlexBW soll sich vor allem durch die große Anzahl der Elektroautos im Test auszeichnen.

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Bild: TransnetBW

Die zur EnBW gehörende Übertragungsnetzbetreiberin TransnetBW hat bereits in der Vergangenheit zahlreiche Feldversuche zum netzdienlichen Laden von Elektroautos bzw. der Auswirkungen gleichzeitiger Ladevorgänge auf das Stromnetz durchgeführt. Dabei hat es sich meist um lokal beschränkte Tests gehandelt, etwa auf ein Wohngebiet oder gar nur ein bestimmtes Wohnquartier.

Bei OctoFlexBW ist neu, dass die teilnehmenden 1.500 Elektroautos in der gesamten Regelzone von TransnetBW verteilt sind. Dabei handelt es sich um Fahrzeuge, die im Besitz von Kundinnen und Kunden von Octopus Energy sind. Im Rahmen des einjährigen Projekts werden die geplanten Ladevorgänge dieser E-Autos gesteuert.

Die Idee dahinter ist einfach: Octopus Energy gibt an, welche Kapazität es bei hoher Netzauslastung bewegen kann. Bei Engpässen kann TransnetBW diese abrufen, woraufhin Octopus die Ladevorgänge im Rahmen seiner intelligenten E-Auto-Tarife in günstigere Zeiten verschiebt. So soll das Laden der Fahrzeuge für die Kundinnen und Kunden günstiger werden.

Octopus Energy ergänzt intelligenten Tarif um Netz-Komponente

Octopus Energy bietet bereits heute einen Tarif namens „Intelligent Octopus Go“ an, der ein von dem Unternehmen installiertes Smart Meter Gateway nutzt, um Elektroautos kostenoptimiert und möglichst sauber zu laden. Dabei geben die Kunden an, bis wann ihr E-Auto welchen Ladestand erreichen soll – zum Beispiel 90 Prozent Ladestand um 6 Uhr morgens. Octopus automatisiert und optimiert dann die Ladesteuerung und garantiert im Gegenzug einen Ladepreis von maximal 20 Cent pro kWh. Dieses Angebot ist die Basis des Projekts, wird nun aber um die Netz-Komponente von TransnetBW erweitert.

Aus Sicht der beiden Unternehmen ist es das Projektziel, die Netzstabilität in Baden-Württemberg durch intelligentes Lademanagement der BEV zu erhöhen und den komplementären, marktbasierten Redispatch zu erproben. Dabei soll das bestehene Redispatch-Regime um eine marktliche Komponente (Redispatch 3.0 genannt) ergänzt werden. „Zudem wird durch eine angemessene Vergütung die Integration von Kleinstflexibilität in den Werkzeugkasten der Netzbetreiber beanreizt. Damit wird das für Netzdienstleistungen verfügbare Flexibilitätspotenzial erhöht“, erklärt TransnetBW.

Datenaustausch und Redispatch laufen über die IT-Plattform „DA/RE“, die die Netzbetreiber bei den Informationspflichten, dem Datenaustausch und der Maßnahmenkoordination im Rahmen der Redispatch 2.0-Prozesse unterstützt. Im Rahmen von OctoFlexBW wird Octopus Energy in der Rolle eines Aggregators die von DA/RE zur Verfügung gestellten Daten nutzen, um die angeschlossenen BEV zu steuern. „Die dabei gewonnenen Erkenntnisse dienen auch der perspektivischen Weiterentwicklung der DA/RE-Plattformlösung zur Einbindung von dezentralen Erzeugungs-, Speicher- und Verbrauchsanlagen jenseits des derzeit regulierten Redispatch-Regimes“, heißt es in der Mitteilung. Octopus wird seine Software-Plattform Kraken nutzen, um die Informationen aus DA/RE in intelligente Tarife zu übersetzen und damit die Ladevorgänge zu steuern.

„Das Besondere an OctoFlexBW ist neben der großen Anzahl an teilnehmenden Batterie-elektrischen Fahrzeugen der nahezu vollständige End-to-End-Prozess von der Systemführung bis zur technischen Einheit“, sagt Werner Götz, Vorsitzender der Geschäftsführung von TransnetBW. „Die gewonnenen Daten werden Rückschlüsse auf die Endkundenakzeptanz, die Zuverlässigkeit der Flexibilitätsbereitstellung, das Produktdesign und das zukünftige Potenzial von Elektrofahrzeugen zur Flexibilitätsbereitstellung geben.“

Bastian Gierull, CEO von Octopus Energy Germany, hebt den Mehrwert von OctoFlexBW für Kundinnen und Kunden hervor: „Das Potenzial von E-Autos für die Stabilisierung der Netze ist riesig. Mit intelligenter Tech und der Vernetzung unserer beiden Plattformen gehen wir einen wegweisenden Schritt im Engpassmanagement. Unser Ziel ist es, Endkundinnen und -kunden nicht nur einzubeziehen, sondern auch für ihre Flexibilität zu belohnen – mit günstigem Ladestrom und niedrigeren Netzkosten. So machen wir E-Mobilität noch attraktiver.”

Die beiden Partner planen bereits über das einjährige Vorhaben hinaus: „Nach Projektabschluss ist eine Vielzahl von Folgeprojekten denkbar, z. B. eine Ausweitung auf andere Regelzonen oder die Einbindung weiterer Flexibilitätsquellen wie Wärmepumpen. Octopus Energy und TransnetBW sind zudem bei weiteren Themen im Austausch“, heißt es in der Mitteilung.

transnetbw.de

1 Kommentar

zu „TransnetBW erprobt „Kleinstflexibilität“ von E-Autos“
erFahrer
13.06.2024 um 10:37
Auch wenn jetzt kein Wort von „Solartagshöchstkeistungen beziehen“ zu lesen ist, geht das Ganze in eine gute Richtung- Was die jetzigen Nutznießer der Redispatch-Umsätze in Mrd.€-Höhe wohl nicht ganz so freut.

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