Initiales Lkw-Ladenetz: Ausschreibung von 350 Standorten steht bevor

Das Bundesverkehrsministerium hat einen Medienbericht bestätigt, wonach im Sommer die Ausschreibungen für ein deutschlandweites Lkw-Ladenetz beginnen. Konkret sollen 350 Ladestandorte entstehen - 220 an bewirtschafteten und 130 an unbewirtschafteten Rastanlagen.

Bild: Mercedes-Benz Trucks

Einem Bericht von „The Pioneer“ zufolge sollen die 350 Ladeparks den erwarteten Bedarf an Lkw-Ladeinfrastruktur entlang der Autobahn im Jahr 2030 decken. Die Aufteilung, wonach knapp ein Drittel dieser Standorte an unbewirtschafteten und das Groß an bewirtschafteten Rastanlagen entstehen soll, geht dem Newsportal zufolge aus Unterlagen der Bundesagentur NOW hervor. Innerhalb der NOW GmbH verantwortet bekanntlich die Nationale Leitstelle Ladeinfrastruktur die Ausschreibungen des Bundes zur Ladeinfrastruktur. Prominentestes Beispiel: die Ausschreibungen des Deutschlandnetzes für Pkw.

Das Bundesverkehrsministerium hat den Artikel laut DPA inzwischen bestätigt. Die Ausschreibungen für das Lkw-Schnellladenetz werden gerade vorbereitet und voraussichtlich im Sommer veröffentlicht, heißt es. Im aktuellen Haushalt 2024 sollen für die erste Ausschreibungsrunde sowie die Finanzierung von Netzanschlüssen 2,1 Milliarden Euro reserviert sein. Die Netzanschlussbestellungen erfolgten unabhängig von der Ausschreibung in Kürze durch die Autobahn GmbH, teilt „The Pioneer“ mit.

Unter den Lkw-Ladeparks an den 130 unbewirtschafteten Rastanlagen soll rund ein Drittel der Standorte auch Teil des Deutschlandnetzes werden. Außerdem wird das Zuschlagsverfahren wie folgt beschrieben: „Beim Lkw-Netz wird es wie auch schon beim Deutschlandnetz ein Verhandlungsverfahren mit Teilnahmewettbewerb geben (…). Nur die Unternehmen, die sich qualifizieren, bekommen einen Vertragsentwurf und dürfen dann mit dem Bund über die Bedingungen verhandeln. Danach gibt es einen einheitlichen Vertragsentwurf für alle Unternehmen, die sich bewerben. Die Angebote mit den besten Preisen erhalten den Auftrag des Bundes.“

Wichtig: Die Raststätten von Tank & Rast bleiben bei der ersten Ausschreibungsrunde des Lkw-Netzes außen vor. Das sind über 90 Prozent der in Deutschland bewirtschafteten Rastanlagen. Grund ist die laufende Klage der Unternehmen Tesla und Fastned gegen die Autobahn GmbH, durch die sich der Ausbau von HPC-Ladern für Pkw und Lkw an Autobahn-Raststätten bereits seit rund zwei Jahren verzögert. Bis zu einem Urteil dürfte noch etwas Zeit vergehen, auch wenn die erste mündliche Verhandlung in der Sache am Europäischen Gerichtshof naht. Durch die Rechtsunsicherheit ist der Roll-out bei Tank & Rast seit diesem Frühjahr ganz zum Erliegen gekommen.

Der Bund baut derzeit aber wohl immerhin die für Schnellladesäulen benötigten Netzanschlüsse auf eigene Kosten: „Bereits für 46 Rastanlagen wurden Netzanschlüsse beauftragt und für über 100 Standorte wurde der Kontakt zum Netzbetreiber aufgenommen und ein Angebot abgefragt.“

Zum Hintergrund: Der Aufbau des initialen, öffentlichen Lkw-Netzes ist keine freiwillige Aufgabe, sondern wird dem Bund per EU-Verordnung vorgegeben. So müssen etwa mit Blick auf Deutschland bis 2025 mindestens 32 öffentliche Lkw-Ladeorte entstehen, bis 2027 sind es 104 und bis 2030 mindestens 314 Lkw-Ladestandorte. Die damit einhergehende Ladeleistung für Lkw steigt von etwa 66 Megawatt im Jahr 2025 auf 918 Megawatt im Jahr 2030 an. In der EU-Verordnung ist ebenfalls geregelt, dass Schnellladeinfrastruktur für BEV-Lkw alle 60 bis 100 Kilometer entlang der wichtigsten deutschen Autobahnen zur Verfügung stehen muss.

Die Forschungsergebnisse des für das öffentliche Lkw-Laden zentralen „HoLa“-Projekts in Deutschland deuten unterdessen auf einen noch wesentlich höheren Bedarf: „Bis 2030 sollte ein initiales, öffentliches Schnellladenetzwerk mit mindestens 1.000 MCS-Ladepunkten aufgebaut werden. Bei schneller Marktdurchdringung von E-Lkw im Fernverkehr und längeren Standzeiten von 45 Minuten werden eher 2.000 MCS-Ladepunkte bis 2030 benötigt“, gaben die Projektleiter im März bekannt.

heise.de, thepioneer.de

1 Kommentar

zu „Initiales Lkw-Ladenetz: Ausschreibung von 350 Standorten steht bevor“
Herr Holle
14.06.2024 um 12:30
Die 314 Ladestandorte stehen doch garnicht im Widerspruch zu den im letzten Absatz genannten 1000-2000 Ladepunkten aus den HoLa-Projektempfehlungen. An den 314 Ladestandorten wird es ganz sicher jeweils mehrere Ladepunkte geben, leider fehlen hierzu im Artikel Angaben.

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