Chinesische E-Auto-Exporte nach Deutschland haben sich verdreifacht

Im Jahr 2023 wurden insgesamt 129.800 Pkw mit reinem Elektroantrieb im Wert von 3,4 Milliarden Euro aus China nach Deutschland importiert. Diese Zahl, das Statistische Bundesamt (Destatis) jetzt veröffentlicht hat, liefert Fakten in der aktuellen Debatte um EU-weite Strafzölle auf solche Fahrzeuge.

Bild: MG Motor

Damit haben sich die Importe chinesischer Elektroautos im Vergleich zum Vorjahr sowohl mengen- als auch wertmäßig verdreifacht, wie Destatis mitteilt. Im Jahr 2022 wurden noch 43.200 reine Elektroautos für 904,0 Millionen Euro aus China nach Deutschland importiert. Betrachtet man den Zeitraum von 2020 bis 2023, haben sich die Importe dieser Fahrzeuge sogar verzehnfacht: 2020 kamen gerade einmal 12.800 E-Autos im Wert von 115,2 Millionen Euro aus China nach Deutschland.

Sprich: 2020 lag der durchschnittliche Wert eines Fahrzeugs laut den Destatis-Zahlen bei gerade einmal 9.000 Euro – es muss sich also eher um günstige Kleinstfahrzeuge gehandelt haben. 2023 lag der Durchschnittswert bereits bei 26.194 Euro.

Obwohl die Zahl der aus China importierten Elektroautos in den ersten vier Monaten des Jahres 2024 aufgrund der verhaltenen Inlandsnachfrage in dieser Fahrzeugkategorie deutlich sank, stieg der Anteil Chinas an den gesamten deutschen E-Auto-Importen nochmals kräftig auf 40,9 Prozent. Importierte Elektroautos aus anderen Ländern, allen voran Südkorea und Tschechien, waren somit stärker von der sich ändernden Nachfrage betroffen als die E-Autos aus China.

Im Gesamtjahr 2023 lag der China-Anteil bei den E-Auto-Importen noch bei 29,0 Prozent – von 447.200 nach Deutschland importierten E-Autos kamen die erwähnten 129.800 Einheiten aus China. Mit großem Abstand folgten Südkorea mit einem Anteil von 9,9 Prozent (44,200 E-Autos, vor allem von Hyundai und Kia) und Tschechien mit einem Anteil von 9,3 Prozent (41.600 E-Autos, vor allem von Skoda und aus dem tschechischen Hyundai-Werk) aller Elektroauto-Importe.

Umgekehrt gingen die deutschen Auto-Exporte nach China (über alle Antriebsarten hinweg)  im Jahr 2023 deutlich zurück: Mit 241.000 Pkw im Wert von 15,1 Milliarden Euro wurden mengenmäßig 18,3 Prozent weniger Pkw von Deutschland nach China exportiert als im Jahr 2022. 90 Prozent davon waren aber reine Benziner mit 1,5 bis 3,0 Litern Hubraum und Mild- sowie Vollhybride. Der Export von reinen E-Autos macht dagegen nur einen geringen Anteil am deutschen Pkw-Export nach China aus. Im Jahr 2023 wurden 11.400 solcher Autos im Wert von 848,3 Millionen Euro nach China exportiert. Das waren 30,5 Prozent weniger als im Jahr 2022.

destatis.de

12 Kommentare

zu „Chinesische E-Auto-Exporte nach Deutschland haben sich verdreifacht“
Markus
18.06.2024 um 15:22
Wie viele dieser importierten Autos sind von deutschen Herstellern? (z.B. BMW iX3) Wie viele dieser importierten Autos stammen aus Joint-Ventures mit deutschen Herstellern die eben dafür auch gerne in China verkaufen? Mehr Details wären schön bevor sich der Stammtisch drauf stürzt.
Martin
19.06.2024 um 07:31
Es ist ziemlich zweitrangig, ob die aus China importierten Fahrzeuge dort von einheimischen oder europäischen Unternehmen gefertigt wurden. Die Arbeitsplätze verlagern sich nun auch in der Automobilindustrie in erschreckender Geschwindigkeit von Deutschland nach China. Inklusiver der zugehörigen Wertschöpfungskette, sprich der Zulieferer. Wir verlieren unsere Jobs und unseren Wohlstand (den des breiten Bevölkerungsquerschintts, nicht den gern gescholtenen Luxus einiger Reicher). Und schließlich hängt an den Jobs auch die Finanzierung unserer Renten. Deutschland ist auf dem Weg in ein wirtschaftliches Desaster.
R.Brand
19.06.2024 um 10:55
Nur eben nicht wegen China sondern wegen der katastophalen, völkerrechtswidrigen Sanktionen gegen Russland und den 3-4fach höheren Erdgaspreisen in der Folge. Außerdem: WER wollte denn Globalisierung? Das war doch stets der Westen. Ich verstehe diese Heuchelei nicht.
MWF
20.06.2024 um 07:34
so ist es
Martin
19.06.2024 um 12:30
Die Sanktionen sind nicht völkerrechtswidrig. Russland hat die Ukraine angegriffen, mit einem brutalen Krieg überzogen und begeht dort unbeschreibliche Kriegsverbrechen, Terror, Folter, Mord.Aber das ist hier eigentlich nicht Thema, sondern die wirtschaftliche Stärke Chinas und die Schwäche Europas, mit den entsprechenden Konsequenzen für uns alle.Die Ursachen liegen weniger in den Gaspreisen (diese kommen noch "on top" und sind Folge einer unsäglich verantwortungslosen Energiepolitik, die Kohle und Kernenergie heruntergefahren hat, ohne dass die "erneuerbaren" hinreichend Ersatz boten; daraus resultierte die Abhängigkeit von russichem Gas ), sie liegen vielmehr in einer konsequenten Industriepolitik Chinas und in einer naiven und unfähigen Wirtschaftspolitik Europas, allen voran Deutschlands.Wie gesagt, über die Ursachen zu diskutieren, steht noch mal auf einem anderen Blatt. Zunächst mal müssen wir uns vor Augen stellen, dass wir wirschaftlich auf Talfahrt sind und dass unser Land auf ein Desaster zusteuert.
Emobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
19.06.2024 um 13:45
Gut erfasst, und gut beschrieben, so ist es mit dem aktuellen China Problem. Und, Putin hat Ukraine überfallen, auch richtig beschrieben. danke für die Klarstellung
Achim Tölle
19.06.2024 um 07:08
Interessant wären in Gegenüberstellung die Zulassungszahlen: Wieviele chinesische BEV wurden 2023 zugelassen? Klar ist Importjahr nicht immer gleich zum Jahr der Erstzulassung. Aber ich vermute, dass auch darüber hinaus Tausende, wenn nicht Zehntausende der 2023 importierten Fahrzeuge „auf Halde“ standen oder stehen (in Häfen, auf Abstellplätzen, bei Händlern..).
Toni Auracher
19.06.2024 um 07:31
Bei den Ländern in der Reihenfolge „nach China“ vermisse ich vor allem Japan - hab‘ ich’s übersehen? Es müssten 2023 weit über 100.000 Japaner gewesen sein, die in Deutschland importiert wurden. Oder liegt’s daran, weil die gutteils außerhalb Japans gefertigt wurden, etwa in U.K. und anderswo? Wie dem auch sei: Zeigt die Schwierigkeit der Aussagekraft und Interpretation all solcher Zahlen..
Toni Auracher
19.06.2024 um 09:48
Uppps, ist natürlich Unsinn, es wurden keine japanischen 100.000+ BEV 2023 nach Deutschland importiert. Pardon.
Herbert Wertig
19.06.2024 um 09:13
Die deutsche Autoindustrie hat viele Jahre lang lieber in Parteispenden investiert, und in Abgas-Bußgelder. Gegen Innovationen in E-Mobilität hat sie sich mit Händen und füßen gewehrt.Das Ergebnis sehen wir nun. Ähnlichkeiten zu anderen Industriezweigen sind nicht zufällig.In dieser Lage blockieren heute(!) die Betriebsräte die letzten verzweifelten Versuche, doch noch die Kurve zu bekommen.
R.Brand
19.06.2024 um 10:53
Nur ein Drittel davon ist von chinesischen Herstellern. Die zwei Drittel kommen von BMW, Tesla u.a. Hätte man ruhig der Vollständigkeit wegen erwähnen können.
Harald Borr
19.06.2024 um 20:28
So ist es. Wäre dann aber als Pressenachricht weniger „reißerisch“. Das übliche Dramatisieren und Übertreiben eben:(

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