E-Auto-Hersteller Fisker meldet Insolvenz an
Fisker galt einst als potenzieller Herausforderer von Tesla. Doch die Firma des dänischen Autodesigners Henrik Fisker erreichte nie die Größe von Tesla, sondern blieb bei den Stückzahlen weit unter den (eigenen) Erwartungen. Und hatte schon lange zu kämpfen: So kam der große Hoffnungsträger, das E-SUV Ocean, deutlich verspätet auf den Markt, u.a. wegen Problemen mit Zulieferern. Richtig groß war Fisker lange Zeit nur in den Schlagzeilen.
Doch auch mit dem Start der Auslieferungen hat sich das Blatt nicht gewendet: Einige der ersten Kunden sowie Fachjournalisten kritisierten zudem Softwarefehler und technische Probleme. Batterien verloren schneller ihre Ladung, Türen ließen sich nicht öffnen, Sensoren waren fehlerhaft – und bei hohen Geschwindigkeiten öffnete sich sogar mitunter die Motorhaube. In der wichtigen Phase, in der das Geld bereits knapp war und Investoren gesucht wurden, kam noch weitere, schlechte PR hinzu: Der einflussreiche US-Youtuber Marques Brownlee kam zu dem vernichtenden Fazit, der Ocean sei „das schlechteste Auto, das ich je rezensiert habe“.
Auch der Vertrieb machte Fisker zu schaffen: Fisker erklärte den ursprünglichen Direktvertrieb in den USA und Europa für weitgehend gescheitert und versuchte seit Januar, mit einem Händlermodell aus seiner schlechten Situation zu kommen.
Im Februar warnte Fisker dann selbst vor dem Fortbestand des eigenen Unternehmens – für US-börsennotierte Unternehmen ist das eine Pflichtmitteilung, wenn die Barreserven der Firma nicht ausreichen, um den Geschäftsbetrieb für ein Jahr zu finanzieren. Daher hat eine solche Warnung nicht zwingend die Insolvenz zur Folge, da noch Zeit bleibt, den finanziellen Turnaround zu schaffen oder Investoren zu finden.
Fisker selbst hatte von Gesprächen mit einem „großen Autobauer“ berichtet, dabei soll es um eine finanzielle Beteiligung und eine Modell-Kooperation bei E-Pickups gegangen sein – Berichten zufolge handelte es sich dabei um Nissan. Die Gespräche haben aber zu keinem Ergebnis und keiner Geldspritze für Fisker geführt.
Mitte März war dann bekannt geworden, dass die Produktion des derzeit einzigen Fisker-Modells Ocean unterbrochen wurde. Die Fertigung bei Auftragsfertiger Magna in Graz sollte offiziell für sechs Wochen ruhen, „um Lagerbestände abzubauen“. Später war die Produktionspause bis Ende Juni verlängert worden und die österreichische Tochtergesellschaft bereits insolvent gegangen.
Nun also die Insolvenz der Hauptgesellschaft in den USA. Wie das Unternehmen mitteilt, hat die Fisker Group, die operative Tochtergesellschaft von Fisker Inc., in Delaware Insolvenzschutz nach Chapter 11 beantragt. „Nachdem wir alle Optionen für unser Unternehmen geprüft haben, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass ein Verkauf unserer Vermögenswerte nach Chapter 11 der praktikabelste Weg für das Unternehmen ist“, heißt es in der Mitteilung.
Vermögenswerte von etwa 500 Millionen bis eine Milliarde Dollar sollen Verbindlichkeiten zwischen 100 Millionen und 500 Millionen Dollar gegenüberstehen. Schon im Frühjahr war Fisker Zinsen auf Wandelanleihen schuldig geblieben, betonte daraufhin, es gebe genügend Geld, der Schritt sei für Verhandlungen mit Investoren genutzt worden. Tatsächlich waren die Barmittel beträchtlich weggeschmolzen.
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