Trends & Stimmung in der Charging-Branche – die Reportage von der Power2Drive 2024
Auf der Messe in München standen drei Themen besonders im Fokus: Hochleistungsladen für Elektroautos aber auch elektrische Trucks, neue AFIR-taugliche Payment-Lösungen und (ein wenig dezenter als im vergangenen Jahr) auch das bidirektionale Laden.
Wie ist nun die Lage im angespannten deutschen Markt? „Wir sehen das eher als vorübergehende Delle“, sagt Markus Mildner, CEO von Siemens eMobility, und meint damit das deutsche E-Auto-Geschäft. Ganz anders sei das Bild bei gewerblichen E-Fahrzeugen: „Wir sehen im öffentlichen Bereich, bei Bussen, bei Flotten nach wie vor einen großen Bedarf.“ Und jenseits der deutschen Grenzen laufe das Geschäft mit dem Aufbau von Ladeinfrastruktur ebenfalls weiter: „Wir haben viele Länder in Zentraleuropa, wo tatsächlich der Markt ganz, ganz ordentlich aussieht“, so Mildner. Konkret nennt er Frankreich und Spanien.
Ins gleiche Horn stößt auch Jens Winkler: „Wenn es eben nicht Deutschland ist, gibt es auch noch andere Märkte“, sagt der Geschäftsführer von EnerCharge, den wir auf der Messe regelrecht überfallen haben. Er gibt sich auch zuversichtlich, dass sich die Delle „in den nächsten Monaten wieder verziehen“ wird und freut sich derweil über neue Vertriebspartner.
Etwas anders schätzt Compleo-Chef Jörg Lohr die Lage ein: „In der Politik gibt es rechtliche Diskussionen, ob Elektromobilität überhaupt sein muss. Das wird wieder grundsätzlich in Frage gestellt. Das heißt, es ist extrem viel Unruhe in den letzten sechs bis neun Monaten gewesen, was dazu geführt hat, dass alle Betreiber, alle Hersteller, also Teilnehmer am Markt, tatsächlich ein bisschen ächzen.“ Lohr hat Compleo durch die Sanierung geführt und ist froh, damit die Krise schon hinter sich zu haben. Die aktuelle Saure-Gurken-Zeit werde man auch überstehen. „Wir müssen ein bisschen durchhalten.“
Fast schon genervt von den Diskussionen vor der Europawahl zeigt sich auch Mennekes-Geschäftsführer Volker Lazzaro. Es werde gerade eine Anti-Elektroauto-Kampagne geführt und damit das Image des Elektroautos total zerstört. „Wem nutzt das?“, fragt Lazzaro auf der Power2Drive. Er wünscht sich stattdessen Planungssicherheit und Klarheit in der Kommunikation. Alle Player und vor allem die Politik müssten „sich mal zusammenreißen“. Der Mennekes-Chef bringt es denn auch auf den Punkt: „Es geht darum, dass wir alle gemeinsam die Volkswirtschaft Deutschland auf eine Mobilitätswende umstellen müssen. Und das geht nur elektrisch.“
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