Allego verlangt ab Juli HPC-Blockiergebühr

Allego führt zum 1. Juli an seinen HPC-Stationen in Europa eine Blockiergebühr ein. Sie greift nach 45 Minuten Ladezeit und beträgt rund 25 Cent pro Minute – die genaue Höhe ist länderabhängig.

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Bild: Daniel Bönnighausen

In Deutschland liegt diese „Überziehungsgebühr“, wie Allego die Tarif-Komponente offiziell nennt, bei 0,207 Euro/Minute netto bzw. mit 19 Prozent Mehrwertsteuer bei 0,246 Euro/Minute brutto. In Österreich sind es – ausgehend vom gleichen Netto-Betrag – brutto 0,248 Euro/Minute. In Finnland sind es (mit 24 Prozent MwSt.) mit 0,257 Euro/Min die höchsten Blockiergebühren der Euro-Länder. Bei den Vergleichen zu Norwegen, Schweden und Dänemark mit jeweils 25 Prozent Mehrwertsteuer, kommt noch der Faktor des aktuellen Wechselkurses zu den jeweiligen Landeswährungen hinzu.

Mit der Gebühr will Allego nach eigenen Angaben „die Wartezeiten für alle Elektrofahrzeuge zu verkürzen und die effektive Nutzung unserer HPC-Ladegeräte zu fördern“. „Diese Gebühr stellt sicher, dass alle Fahrer von Elektrofahrzeugen fairen und zeitgerechten Zugang zu Ladestationen haben. Angesichts des rasanten Wachstums des Marktes für Elektrofahrzeuge und der steigenden Nachfrage nach Ladeinfrastruktur müssen die Ladestationen effizient genutzt werden“, teilt das Unternehmen mit. „Die Überschreitungsgebühr soll verlängerte Ladevorgänge verhindern, die die Ladestationen länger als nötig beanspruchen, und so eine gerechtere Verteilung der Ressourcen gewährleisten.“

Während bei anderen Anbietern entsprechende Blockiergebühren an DC-Stationen oft nach 60 Minuten Ladezeit anfallen, hat sich Allego bewusst für 45 Minuten entschieden. Bei einer 70-kWh-Batterie dauert ein Ladevorgang von zehn auf 80 Prozent bei einer durchschnittlichen Ladeleistung von 65 kW etwa eine Dreiviertel Stunde. „Diese Dauer ist ein angemessener Richtwert basierend auf den aktuellen Fähigkeiten von Elektrofahrzeugen“, so Allego. Sprich: Ältere Elektroautos, die eventuell langsamer laden, werden unter Umständen nicht die 80 Prozent Ladestand erreicht haben, bevor nach 45 Minuten Blockiergebühren anfallen. Wie immer gilt aber: Die Blockiergebühr wird nur berechnet, wenn auch über Allego selbst geladen wird. Wird der Ladevorgang an einer Allego-Säule über einen anderen Ladedienst gestartet, gelten die dortigen Tarife und Bedingungen.

LandHPC-TarifBlockiergebühr nach 45min
Österreich0,73 €/kWh0,248 €/min
Belgien0,73 €/kWh0,250 €/min
Dänemark5,75 DKK/kWh1,925 DKK/min
Estland0,69 €/kWh0,253 €/min
Finnland0,59 €/kWh0,257 €/min
Frankreich0,59 €/kWh0,248 €/min
Deutschland0,73 €/kWh0,246 €/min
Italien0,96 €/kWh0,253 €/min
Niederlande0,79 €/kWh0,250 €/min
Norwegen4,99 NOK/kWh1,738 NOK/min
Polen3,39 PLN/kWh1,095 PLN/min
Großbritannien0,63 £/kWh0,2178 £/min
Schweden8,18 SEK/kWh2,9375 SEK/min

An den Kosten je Kilowattstunde ändert sich nichts: In Deutschland werden seit Juli 2023 73 Cent pro Kilowattstunde an Allegos DC-Ladestationen berechnet (0,613 €/kWh netto). Auch in Österreich sind es 0,73 €/kWh brutto. In den Niederlanden sind es 0,79 €/kWh, in Frankreich hingegen nur 0,59 €/kWh, um einige Beispiele zu nennen.

Eine weitere Besonderheit bei der „Überziehungsgebühr“ gibt es in den Niederlanden: Hier wird die Gebühr von 0,25 Euro auch an AC-Ladestationen von Allego berechnet – aber nicht pro Minute, sondern pro Stunde. Damit sollen vor allem „Langzeit-Parker“ an Ladestationen zu einem Umdenken bewegt werden. „Fahrer, die öffentliche Ladestationen nutzen, müssen sich diese Plätze mit anderen Nutzern von Elektrofahrzeugen teilen. Immer häufiger kommt es zu Beschwerden über Ladestationen, die weit über die erforderliche Ladezeit hinaus belegt sind“, schreibt Allego hierzu. „In manchen Fällen beträgt diese Überschreitung der Ladezeit nur wenige Stunden, oft aber auch mehrere Tage. Andere Fahrer von Elektrofahrzeugen werden dann verdrängt oder müssen zu ungünstigeren Zeitpunkten laden. In Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinden und nach Anfragen besorgter Fahrer will Allego das Problem durch die Einführung einer Überschreitungsgebühr lösen.“

allego.eu

5 Kommentare

zu „Allego verlangt ab Juli HPC-Blockiergebühr“
Herbert Wertig
26.06.2024 um 22:33
Eine Blockiergebühr, obwohl das Auto noch lädt? Das empfinde ich als Frechheit.Nun ja, ich bin ja kein Kunde von allego.
Hans
27.06.2024 um 08:04
Fällt die Gebühr nur an wenn ich den Allego Tarif habe? Wenn ich z. B. mit einer EnBW Karte lade fällt irgendwann deren Blockiergebühr an?
Bernd
28.06.2024 um 10:41
Grundsätzlich ist eine Blockiergebühr an DC zu begrüßen. An AC ist diese völliger Unsinn.Jetzt stehen an den Standorten 300 und 150 kW Stationen. Hier hätte man eine intelligentere Lösung für die langsam ladenden finden können und auch eine intelligentere Nutzung durch die Nutzenden fördern können. An 300 kW 30 Minuten an 150 kW 60 Minuten. Ich sehe oft Fahrzeuge wie meinen Kona an den 300 kW obwohl auch 150 kW am Standort sind, die optimal genutzt werden könnten. Die echten Schnelllader bekommen dann nur die 150 kW am 300er, was für diese ärgerlich ist.
Maik
28.06.2024 um 14:29
Man hätte seine teuren Tarife im gleichen Zug mal nach unten korrigieren können. So jedenfalls werde ich weiterhin einen Bogen um die Standorte machen. Da ist ja selbst ionity adhoc billiger!
Christian Kassyda
02.07.2024 um 14:27
Eine Blockiergebühr ab einem gewissen Zeitpunkt kann grundsätzlich schon richtig sein, um Ladeinfrastruktur effizient zu nutzen. Der Zeitpunkt sollte aber so gewählt sein, dass jedem grundsätzlich die Möglichkeit gegeben wird, sein Auto voll zu laden.Ein absoluter Skandal ist jedoch, dass manche Ladesäulenbetreiber eine Blockiergebühr ab der ersten Minute verlangen, wenn man eine "fremde" Ladekarte nutzt! Auch die Roaming-Aufschläge bei der Nutzung fremder Ladekarten, die teilweise den kWh-Preis mehr als verdoppeln, gehören ebenso in diese Kategorie!

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