Polestar: Produktanläufe und lahmende Nachfrage reißen Löcher in die Bilanz

Polestar verzeichnete 2023 mehr als doppelt so hohe Verluste wie im Vorjahr, obwohl die Fahrzeugauslieferungen im Vergleich zu 2022 um sechs Prozent auf 54.626 Autos gestiegen sind. Als Grund nennt die schwedisch-chinesische Marke unter anderem hohe Lagerbestände und Investitionen.

Bild: Polestar

Polestar verbuchte im vergangenen Jahr einen Verlust in Höhe von rund 1,17 Milliarden US-Dollar – gegenüber 481 Millionen Dollar Minus im Jahr 2022. Damit schnellten die roten Zahlen bei Polestar im vergangenen Jahr in die Höhe. Gleichzeitig blieben die Umsätze fast konstant: Zwischen 2022 und 2023 gingen sie um drei Prozent auf 2,38 Milliarden US-Dollar zurück. Die Fahrzeug-Auslieferungen stiegen im gleichen Zeitraum um sechs Prozent auf exakt 54.626 Elektroautos.

Als Grund für die finanziell negative Entwicklung nennt Polestar, dass man 2023 höhere Lagerbestände hatte und Fahrzeuge mit höherem Rabatt verkaufen musste. Ferner sei es zu geringeren Verkäufen von Emissionsgutschriften und generell zu einer Steigerung der Kosten bei Materialien und Dienstleistungen gekommen. Gleichzeitig investierte Polestar vermehrt – vor allem „in geistiges Eigentum für den Polestar 2, Polestar 3 und Polestar 4“, wie es in einer offiziellen Mitteilung heißt.

Mit der Bilanz wird der laufende Modell-Umbruch im Polestar-Absatz sichtbar. Denn das Unternehmen entwickelt sich von einem Hersteller mit nur einem Modell, dem Polestar 2, zu einem größeren Portfolio mit den bereits begonnenen Auslieferungen des Polestar 4 und des Polestar 3, dessen Produktion im Februar angelaufen ist. Obwohl der Polestar 2 für das Modelljahr 2024 entscheidend verbessert wurde (hier unser Fahrbericht), dürften derzeit einige Interessenten zögern, ob sie den aufgefrischten, aber in der Basis in die Jahre gekommenen Polestar 2 wählen oder ob sie auf den etwas größeren Polestar 4 warten – oder doch zu einer Elektro-Limousine der Konkurrenz greifen.

Und die finanziell herausfordernden Zeiten sind noch nicht vorbei. Auch im ersten Quartal 2024 ging Polestars Absatz klar zurück: Rund 7.200 Fahrzeuge lieferte Polestar in den ersten drei Monaten des Jahres aus, rund 40 Prozent weniger als im entsprechenden Vorjahresquartal.

Darauf, dass die Talsohle durchschritten sein könnte, verweist Polestars Statement, dass „die Kundenauslieferungen des Polestar 3 nun begonnen haben und im Laufe des Sommers zunehmen werden“. Die ersten Plätze für Testfahrten in Europa seien bereits vergeben, und die Produktion in South Carolina werde planmäßig Ende des Sommers anlaufen.

Außerdem hat Polestar bereits Mitte Juni angekündigt, seine Einzelhandelspräsenz mit bestehenden und neuen Partnern auszubauen. Diese Maßnahme ist Teil der Umstellung auf ein „unechtes Agenturmodell“ in Europa. Am Online-Direktvertrieb hält die schwedisch-chinesische Elektromarke weiterhin fest, will es den Kundinnen und Kunden aber auch ermöglichen, „klassisch“ über das wachsende Netz von Polestar Spaces und Servicestellen ihre Fahrzeuge zu ordern. Ende 2023 verfügte Polestar in seinen Märkten über 192 Einzelhandelsstandorte und 1.149 Servicestellen – das sind 34 bzw. 33 mehr ein Jahr zuvor.

Und: Polestar plant, bis 2025 sieben neue Märkte zu erschließen. Im Einzelnen Frankreich, Tschechien, die Slowakei, Ungarn, Polen, Thailand und Brasilien. Abgesehen von Frankreich, wo wohl auch eigene Präsenzen geplant sind, soll der Markteintritt über lokale Partnerschaften erfolgen.

media.polestar.com

6 Kommentare

zu „Polestar: Produktanläufe und lahmende Nachfrage reißen Löcher in die Bilanz“
Gregor
01.07.2024 um 10:55
Polestar sind in meinen Augen generische Autos. Sie sehen nicht besonders fancy aus. Sie stecken nicht mit krassen Ladekurven hervor. Sie haben keinen USP, den ich benennen könnte. Außer das sie ein Ableger von Volvo sind, haben sie für mich keinerlei Ecken und Kanten...Geht das nur mir so? Mit so einem Markenprofil frage ich mich, wieso die Leute Polestar kaufen sollen. Und da Polestar wohl nicht wirklich gut dasteht, fragen sich das die Leute auch.
Rudinho
02.07.2024 um 09:43
Der P4 in Gold ist ja der absolute Hammer !!!
Rudinho
01.07.2024 um 13:13
Mir geht es nicht so Gregor. Bin vom Polestar 2 nach 50k km nach wie vor begeistert! Fahreigenschaften, Verarbeitung, Features, Service bei Rückfragen... sind top, und der Facelift 2023 ergab höhere Reichweite und einen Heckantrieb, das sicher noch mehr Freude macht. Der Polestar 3 sieht gut aus und ein sehr schnelles Laden möglich. Der wahre USP aber ist deren verantwortliches Handeln für unsere Umwelt, das ist " fancy" ;-).
Ed
01.07.2024 um 23:20
Geht mir genauso: P2 aus 2021, 120 tkm, viel Fahrspaß und völlig ohne Probleme... und dann noch ein Hersteller, der einigermaßen konsequent und glaubhaft Nachhaltigkeit umsetzt, statt Greenwashing zum Fremdschämen zu betreiben. Und schön ist er auch. Würde mir jederzeit wieder einen Polestar kaufen.
Heiner
01.07.2024 um 21:54
Ich fahre seit 09/2022 meinen P2 mit großer Freude. Mein Polestar 2 Performance mit nunmehr 110.000 begleitet mich von Beginn an ohne Probleme und Störungen. Bis auf zwei kleine Rückrufe, Reifenwechsel und TÜV hat der Wagen bisher keine Werkstatt gesehen. Ich persönlich kann unter Verwis auf die Qualität und Service nicht nachvollziehen warum die Marke nicht durchsetzt. Werde im Sommer einen P3 Performance erhalten. Meinen P2 bleibt im Eigentum und wird in der Familie weiter gereicht.
Serge
02.07.2024 um 19:31
Bei vmax von 160 oder bei Performance paket von 205... Ja, kein Wunder dass es niemand fahren will. Lächerlich ist das.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert