Habeck und Wissing geben Startschuss für E-Lkw-Ladenetz
Die Lkw-Ladestationen sollen entlang der Bundesautobahnen entstehen – zusätzlich zu den geplanten Ladeparks des Deutschlandnetzes für Elektroautos. Mit dem Aufbau einer „flächendeckenden, bedarfsgerechten und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur“ soll der schnelle Markthochlauf von schweren Nutzfahrzeugen mit Batterie-elektrischem Antrieb ermöglicht werden, wir das Verkehrsministerium (BMDV) und Wirtschaftsministerium (BMWK) wortgleich mitteilen.
„Eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur bildet das Rückgrat der klimafreundlichen Mobilität und Logistik von morgen. Mit dem Lkw-Schnellladenetz starten wir hier ein echtes Mammutprojekt“, sagt Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Robert Habeck ergänzt: „Wir schaffen jetzt die Voraussetzungen dafür, dass die Mobilitätswende auch den Straßengüterverkehr erreicht. Unser Ziel ist, Lkws nur noch mit grünem Strom fahren zu lassen. Dafür bestehen gute Voraussetzungen, denn mehr als die Hälfte des Stroms wird jetzt erneuerbar erzeugt. Heute geht es um Verteilnetze und Ladesäulen. Alles muss gleichzeitig vorangebracht werden, damit der Verkehrssektor seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.“
In den beiden Mitteilungen der Bundesministerien wird nun das bestätigt, was electrive-Leser seit Wissings Auftritt auf der LISKon 2024 im Juni wissen: An etwa 350 ausgewählten bewirtschafteten und unbewirtschafteten Standorten soll die Lkw-taugliche Schnellladeinfrastruktur entstehen. Was in den Mitteilungen nicht steht: An diesen 350 Standorten sollen 4.200 MCS- und CCS-Ladepunkte entstehen. Begonnen wird angesichts eines inzwischen selbst bei Laien zur Bekanntheit gelangten Gerichtsverfahrens (Tesla/Fastned vs. Autobahn GmbH) aber zunächst notgedrungen nur an unbewirtschafteten Rastanlagen. In besagtem Verfahren steht übrigens in der kommenden Woche die nächste Entscheidung vor dem EuGH an.
Bereits auf der BMDV-eigenen Ladeinfrastruktur-Konferenz hatte Wissing angekündigt, dass die zuständigen Verteilnetzbetreiber „demnächst“ die Aufträge für die benötigten Netzanschlüsse erhalten werden – denn selbst an den bewirtschafteten Rastplätzen wird der Bund in Vorleistung die Netzanschlüsse legen lassen, auch wenn die Ladesäulen selbst dort erst später gebaut werden.
Genau diese Vergabe der Aufträge ist jetzt in Berlin erfolgt. „Die Netzanschlussbestellung ist dafür der erste fundamentale Umsetzungsschritt. Wir schaffen damit Planungssicherheit für das Industrie- und Transportgewerbe und beschreiten neue Versorgungsmaßstäbe bei der Ladeleistung: Laden im Megawatt-Bereich, direkt an der Autobahn, wird damit zum technischen Standard und operativen Alltag“, so Wissing.
Für den Aufbau des Lkw-Schnellladenetzes müssen laut den Ministerien zwei Elemente ineinandergreifen: Der Ausbau des Verteilnetzes, ausgelöst durch Anträge auf Netzanschluss beim Netzbetreiber. Und in Folge bzw. parallel dazu der Aufbau der Ladesäulen, initiiert durch Förderausschreibungen. Für die 130 unbewirtschafteten Rastplätze sollen die Ausschreibungen „im Spätsommer 2024“ veröffentlicht werden. Bisher war stets von „Sommer“ die Rede.
Um verbindlich Aufträge für Netzanschlüsse zu vergeben, müssen aber zunächst die Standorte festgelegt werden. Das sei „für die ersten Standorte“ bereits erfolgt: „Die Autobahn GmbH des Bundes, die vom BMDV mit der Beauftragung der Netzanschlüsse betraut wurde, arbeitet derzeit intensiv an der Prüfung und Umsetzung der erforderlichen Infrastrukturtechnik an den geeigneten Standorten“, heißt es in den Mitteilungen. Aber: Das BMWK hat bereits eine Karte mit den vorläufigen Standorten veröffentlicht.
Dass bei dem Lkw-Ladenetz die Netzbetreiber frühzeitig in den Prozess eingebunden werden, kommt in der Energiebranche gut an. „Je früher wir in die Planung einbezogen werden, desto früher können wir die Netzanschlüsse auch realisieren“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Wichtig ist: Das ist ein Gemeinschaftsprojekt. Es wird darauf ankommen, dass alle Beteiligten jetzt in einem strukturierten Prozess zusammenarbeiten. Es gilt, für die rund 350 Standorte effiziente Umsetzungslösungen zu finden und diese von vornherein in den Gesamtbedarf für den Netzausbau vor Ort einzuplanen.“
bmdv.bund.de, bmwk.de, bmwk.de (Karte als PDF)
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