Habeck und Wissing geben Startschuss für E-Lkw-Ladenetz

Bei einer Veranstaltung in Berlin haben Bundesverkehrsminister Volker Wissing und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck den Aufbau des initialen Schnellladenetzes für Elektro-Lkw gestartet. Mit im Boot: Die „hauptverantwortlichen“ Netzbetreiber und der BDEW.

kempower ladestation charging station e lkw electric truck 2024 04 min
Bild: Kempower

Die Lkw-Ladestationen sollen entlang der Bundesautobahnen entstehen – zusätzlich zu den geplanten Ladeparks des Deutschlandnetzes für Elektroautos. Mit dem Aufbau einer „flächendeckenden, bedarfsgerechten und nutzerfreundlichen Ladeinfrastruktur“ soll der schnelle Markthochlauf von schweren Nutzfahrzeugen mit Batterie-elektrischem Antrieb ermöglicht werden, wir das Verkehrsministerium (BMDV) und Wirtschaftsministerium (BMWK) wortgleich mitteilen.

„Eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur bildet das Rückgrat der klimafreundlichen Mobilität und Logistik von morgen. Mit dem Lkw-Schnellladenetz starten wir hier ein echtes Mammutprojekt“, sagt Verkehrsminister Volker Wissing (FDP). Wirtschaftsminister und Vize-Kanzler Robert Habeck ergänzt: „Wir schaffen jetzt die Voraussetzungen dafür, dass die Mobilitätswende auch den Straßengüterverkehr erreicht. Unser Ziel ist, Lkws nur noch mit grünem Strom fahren zu lassen. Dafür bestehen gute Voraussetzungen, denn mehr als die Hälfte des Stroms wird jetzt erneuerbar erzeugt. Heute geht es um Verteilnetze und Ladesäulen. Alles muss gleichzeitig vorangebracht werden, damit der Verkehrssektor seinen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann.“

In den beiden Mitteilungen der Bundesministerien wird nun das bestätigt, was electrive-Leser seit Wissings Auftritt auf der LISKon 2024 im Juni wissen: An etwa 350 ausgewählten bewirtschafteten und unbewirtschafteten Standorten soll die Lkw-taugliche Schnellladeinfrastruktur entstehen. Was in den Mitteilungen nicht steht: An diesen 350 Standorten sollen 4.200 MCS- und CCS-Ladepunkte entstehen. Begonnen wird angesichts eines inzwischen selbst bei Laien zur Bekanntheit gelangten Gerichtsverfahrens (Tesla/Fastned vs. Autobahn GmbH) aber zunächst notgedrungen nur an unbewirtschafteten Rastanlagen. In besagtem Verfahren steht übrigens in der kommenden Woche die nächste Entscheidung vor dem EuGH an.

e lkw ladenetz deutschland standorte
Bild: BMWK

Bereits auf der BMDV-eigenen Ladeinfrastruktur-Konferenz hatte Wissing angekündigt, dass die zuständigen Verteilnetzbetreiber „demnächst“ die Aufträge für die benötigten Netzanschlüsse erhalten werden – denn selbst an den bewirtschafteten Rastplätzen wird der Bund in Vorleistung die Netzanschlüsse legen lassen, auch wenn die Ladesäulen selbst dort erst später gebaut werden.

Genau diese Vergabe der Aufträge ist jetzt in Berlin erfolgt. „Die Netzanschlussbestellung ist dafür der erste fundamentale Umsetzungsschritt. Wir schaffen damit Planungssicherheit für das Industrie- und Transportgewerbe und beschreiten neue Versorgungsmaßstäbe bei der Ladeleistung: Laden im Megawatt-Bereich, direkt an der Autobahn, wird damit zum technischen Standard und operativen Alltag“, so Wissing.

Für den Aufbau des Lkw-Schnellladenetzes müssen laut den Ministerien zwei Elemente ineinandergreifen: Der Ausbau des Verteilnetzes, ausgelöst durch Anträge auf Netzanschluss beim Netzbetreiber. Und in Folge bzw. parallel dazu der Aufbau der Ladesäulen, initiiert durch Förderausschreibungen. Für die 130 unbewirtschafteten Rastplätze sollen die Ausschreibungen „im Spätsommer 2024“ veröffentlicht werden. Bisher war stets von „Sommer“ die Rede.

Um verbindlich Aufträge für Netzanschlüsse zu vergeben, müssen aber zunächst die Standorte festgelegt werden. Das sei „für die ersten Standorte“ bereits erfolgt: „Die Autobahn GmbH des Bundes, die vom BMDV mit der Beauftragung der Netzanschlüsse betraut wurde, arbeitet derzeit intensiv an der Prüfung und Umsetzung der erforderlichen Infrastrukturtechnik an den geeigneten Standorten“, heißt es in den Mitteilungen. Aber: Das BMWK hat bereits eine Karte mit den vorläufigen Standorten veröffentlicht.

Dass bei dem Lkw-Ladenetz die Netzbetreiber frühzeitig in den Prozess eingebunden werden, kommt in der Energiebranche gut an. „Je früher wir in die Planung einbezogen werden, desto früher können wir die Netzanschlüsse auch realisieren“, sagt Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. „Wichtig ist: Das ist ein Gemeinschaftsprojekt. Es wird darauf ankommen, dass alle Beteiligten jetzt in einem strukturierten Prozess zusammenarbeiten. Es gilt, für die rund 350 Standorte effiziente Umsetzungslösungen zu finden und diese von vornherein in den Gesamtbedarf für den Netzausbau vor Ort einzuplanen.“

bmdv.bund.de, bmwk.de, bmwk.de (Karte als PDF)

6 Kommentare

zu „Habeck und Wissing geben Startschuss für E-Lkw-Ladenetz“
Hofmann_RWB
04.07.2024 um 09:07
Leider wurden, wie beim Deutschlandnetz für PKW auch, die Nord- und Ostseeinseln wieder sträflich ignoriert. Wie soll sich in diesen Gebieten ein leistungsfähiger, elektrifizierter Schwerlastverkehr entwickeln?
Ulrich Setzermann
04.07.2024 um 10:55
Guter Hinweis, ich würde hier direkt mit den örtlichen Netzbetreibern sprechen, ob die etwas geplant haben. Rügen ist zumindest im DNetz drin.
erFahrer
04.07.2024 um 09:38
Gut so, Ampel hin oder her- "DIE TUN WAS".
Martin
04.07.2024 um 09:58
Viel Text, wenige Fakten. Wann sollen die Stationen zur Verfügung stehen? Welche Leistung? Was kostet das Ganze? Wie hoch ist der Anteil der Förderung? Was wird der Strom kosten (sicher keine 70 ct/kWh, nehme ich an)? Wird der Betrieb und der verkaufte Strom subventioniert? Wie lange? etc...
Emobilitätsberatung-berlin K.D.Schmitz
04.07.2024 um 11:15
Die allermeisten Details werden erst mit der Ausschreibung und danach bei der Umsetzung geklärt werden können. Vieles , wie der Preis fürs laden, wird man aber Gar nicht vorgeben können. Teilnehmer der Liskon 2024 letzte Woche, oder der Hauptstadt Konferenz gestern, kennen die Details und Hintergründe. Das wichtigste ist, die Stromanschlüsse in der Größenordnung, Megawatt Laden, dauern 2 Jahre plus x. Deshalb geht die Nationale Leitstelle diesen Weg. Die Standorte stehen fest, überwiegend zumindest.
Stefan Soiné
06.09.2024 um 17:41
Warum der batteriegetriebene ELEKTRO-LKW genauso eine Sackgasse ist wie der E-Highway (der jetzt in Schleswig-Holstein nach 30 Mio „Investition“ wieder abgebaut werden soll: Die Kosten des Güterverkehr würde in sich mit E-LKW so drastisch erhöhen, dass nur noch Diesel-LKW auf deutschen Straßen fahren würde. Hier ein Beispiel, was nur den einzelnen LKW betrifft. Ein Kraftstofftank aus Aluminium (teuer) als Ersatzteil (teuer) bei 650 Liter Fassungsvermögen kostet 1050 €. Ein Liter Diesel hat einen Brennwert von 9,6 kWh/Liter, so dass dieser Tank also 6.240 kWh fasst. Der Tank kostet also 1050 € : 6.240 kWh = 0,17 €/kWh Fassungsvermögen. Die günstigsten Li-Ionen-Akkus mit Rahmen (ohne Ladegerät und Steuerung) kosten 150 €/kWh, also ca. das 880-fache vom Dieseltank (zum Vergleich ein Speicher mit 12 kWh für eine Solaranlage mit Steuerung etc. kostet aktuell >800 €/kWh). Dabei ist noch nicht berücksichtigt, dass man einen Akku nur auf 20% entladen sollte, weil sich dessen Lebensdauer (in Ladezyklen) von 50% Restladung beim Nachladen auf 20% Restladung beim Nachladen, fast halbiert. Wenn man optimistisch davon ausgeht, dass der Wirkungsgrad eines E-Motors incl. Rekuperation beim Bremsen 4x so hoch ist, wie der eines Diesels würde der Akku, der genauso viel Fahrstrecke ermöglicht wie ein 650 L Dieseltank also "nur" noch ca. das 220-fache des Dieseltanks kosten. Um die gleiche Reichweite wie mit einem 650 L Dieseltank zu haben, müsste der E-LKW also einen Akku haben, der alleine (also nur der Akku) 6.240 kWh : 4 * 150 €/kWh = 234.000 € Anschaffungskosten hat. Die leichtesten Li-NMC-Akkus wiegen heute 7 kg / kWh, sind aber im Gegensatz zu den mit 10 kg/kWh schweren LiFePO4-Akkus brennbar und haben nur ca. 1/5 der Ladezyklen. Wenn man also von den haltbareren und schwereren LiFEPO4-Akkus ausgeht, müsste der E-LKW statt 650 kg Diesel, ein Gewicht von 6.240 kWh : 4 * 10 kg/kWh = 15,6 t Batterie tragen. Der E-LKW hätte also bei gleicher Reichweite statt 28 t Nutzlast nur noch 12,4 t Nutzlast, also nur noch weniger als die Hälfte!!! Neben diesen absurden Kosten für Anschaffung der Akkus und Erhöhung der Personalkosten durch Nutzlastverlust, sinkt dadurch auch die oben mit dem Faktor 4 angenommene Effizienz gegenüber dem Diesel, weil der E-LKW ja nun statt 12 t Fahrzeug-Tara zusätzlich 15,6 t Batterie-Tara mit sich herumschleppt (übrigens auch im Leerzustand von Fahrzeug und Batterie!). Die müssen natürlich beschleunigt und den Berg hinauf gezogen werden und erzeugen Reibungsverluste zur Fahrbahn etc.

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