Fisker will restlichen Ocean-Bestand verramschen

Der insolvente Elektroauto-Hersteller will offenbar die Lagerbestände seines E-SUV Ocean verhökern – für gerade einmal 2.500 bis 16.500 Dollar je Fahrzeug. Bestehende Ocean-Besitzer suchen derweil Rechtsbeistand, um ihre Autos am Laufen zu halten.

Bild: Fisker

Zunächst zu dem Verkauf der Lagerfahrzeuge: Fisker will bis zu 3.231 Ocean an die US-Leasinggesellschaft American Lease verkaufen – für einen Gesamtpreis von 46,25 Millionen Dollar. Das sind nur knapp über 14.300 Dollar je Fahrzeug im Schnitt. Wie aus den Unterlagen, die von dem insolventen Unternehmen beim US-Konkursgericht in Delaware eingereicht wurden, hervorgeht, sollen die günstigsten, aber teilweise beschädigten Exemplare sogar nur für 2.500 Dollar den Besitzer wechseln.

American Lease mit Sitz in New York will die Fahrzeuge an Fahrer von Fahrdiensten weitervermieten. In New York müssen wie berichtet alle Mitfahrdienste bis 2030 auf rein elektrische Fahrzeuge umgestellt haben. Für American Lease kämen die Fisker Ocean zum Schnäppchenpreis da gerade recht.

Aber: Der Besitz und Betrieb von Fahrzeugen eines insolventen und womöglich bald abgewickelten Unternehmens sind nicht ohne Probleme, was etwa die künftige Ersatzteilversorgung angeht. Bei modernen, Software-getriebenen Fahrzeugen wie dem Fisker Ocean kommt noch ein weiterer Faktor hinzu: Ohne den Zugang zu Software und wichtigen Servern drohen Einschränkungen bei der Nutzung der Fahrzeuge – für die die Neukunden einst bis zu 70.000 Dollar bezahlt haben. Denn der Ocean wird wohl nicht nur mechanische Reparaturen benötigen, sondern vermutlich auch Arbeiten an der Software.

Ein Beispiel: Wie InsideEVs berichtet, muss der Ocean eine Verbindung zur Fisker-Cloud herstellen, um einige Funktionen zu nutzen. Dabei geht es nicht nur um reine Software-Features (was noch verständlich wäre), sondern auch um das Öffnen und Schließen des Schiebedachs oder des „Hunde-Fensters“ also der versenkbaren Heckscheibe im Kofferraumdeckel.

In den USA hat sich daher im Juni die „Fisker Owners Association“ (FOA) gegründet. Die Gruppe ist bereits auf 2.000 Mitglieder gewachsen und hofft, ihre Fahrzeuge möglichst lange auf der Straße halten zu können. Die FOA hat hierfür eine Anwaltskanzlei beauftragt, um die Ocean-Eigentümer im Insolvenzverfahren von Fisker zu vertreten. So soll unter anderem Zugang zu dem Fisker-eigenen Diagnose-Tool erstritten werden.

insideevs.com, yahoo.com (beide American-Lease-Deal), insideevs.com (FOA)

11 Kommentare

zu „Fisker will restlichen Ocean-Bestand verramschen“
Matthias U
04.07.2024 um 16:59
Eigentlich sollte im Konkursfall jeder Kunde einen Code bekommen, mit der er den Wagen auf einen Onlinedienst seiner Wahl umstellen kann. Dazu die Dokumentation der Schnittstelle, fertig, unter den 2000 Leuten wird sich jemand finden der programmieren kann.
Detlef
04.07.2024 um 22:17
Wird der Restbestand ausschließlich in den USA verramscht ?
Vokiet
04.07.2024 um 22:55
Wer liefert dann noch Ersatzteile?
Wolfgang A. Behrend
05.07.2024 um 12:53
WB Die Lager bei Magna in Graz sind voll. Es gab bisher schon genug Lieferprobleme wegen der schlechten Zahlungsmoral bei Fisker und es wird bestimmt nicht besser. Die Kosten werden wohl an den Fahrzeugbesitzern hängen bleiben. Und ohne die Hintergrunddienste werden einige grundlegende Funktionen fehlen müssen.
Peter
05.07.2024 um 07:22
Also für 2500$ nehme ich gerne einen. Brauche auch nur den Akku :-)
Jörg
05.07.2024 um 07:50
Verbindung zur Cloud, um ein Fenster zu öffnen? Jetzt habe ich kein Mitleid mehr mit Fisker....
Karl H.
05.07.2024 um 17:08
Ja. Das ist schon eine Nummer. Genau wie andere Autobauer die für einfache oder als normal verstandene Funktion ein Abomodell machen wollen. Für einen Tempomat oder die Navigation. Da fühltst du dich doch verarscht und die können / sollten nur Kopfschütteln ernten.
Guest
05.07.2024 um 08:28
Also für 2500 würde ich definitiv einen nehmen!
Spock
05.07.2024 um 09:17
Für die Preise hätte ich gerne ein paar, aber hier in Europa wird das wohl nix. Zumindest in Deutschland sind wir es ja gewohnt die Verluste der Hersteller aus anderen Ländern zu kompensieren, weil wenn's nix kostet ist es ja nix.
Benny Bröckkel
05.07.2024 um 10:04
Tja so sieht es aus wenn mal ein Earyl Depp ist ^^ Viel Spaß mit dem Elektroschrott in einigen Jahren. Dieses Risiko hat man ja auch mit den vielen China-Kracher-Startups. Die Karren werden auch gebraucht niemals gekauft.
Karl Schwarze
05.07.2024 um 15:59
Wie kommt man an so ein günstiges Fahrzeug?

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