Polestar weitet Q1-Verluste aus
Mit 7.200 Fahrzeugen, die im ersten Quartal ausgeliefert wurden, hat Polestar einen Umsatz von 345,3 Millionen Dollar erwirtschaftet. Zum Jahresauftakt 2023 – damals noch mit dem Polestar 2 als einzigem Modell – waren es noch 543,4 Millionen Dollar, wobei dieser Wert inzwischen ein angepasster ist (gleich mehr dazu). Statt eines kleinen Bruttogewinns steht in der Bilanz für das Q1 2024 ein Bruttoverlust von 30,8 Millionen US-Dollar. Zieht man davon noch die (recht konstanten) „Vertriebs- und allgemeinen Verwaltungskosten“ sowie die Ausgaben für Forschung und Entwicklung ab und rechnet die sonstigen betrieblichen Erträge hinzu, ergibt sich ein Betriebsverlust von 231,7 Millionen Dollar. Vor einem Jahr waren es „nur“ 219,9 Millionen Dollar.
Den um 36 Prozent oder 198,1 Millionen Dollar gesunkenen Umsatz erklärt Polestar mit geringeren, weltweiten Fahrzeugverkäufen, höheren Rabatten infolge von Bestandsmanagementmaßnahmen sowie „Komplexitäten im Zusammenhang mit der Umsatzrealisierung bei Autoverkäufen an chinesische Joint Venture“. Als Erfolg können die Schweden die gesunkenen Vertriebs- und Verwaltungskosten verbuchen, da „aktive Kostenmanagementmaßnahmen die Kosten für Werbeaktivitäten im Zusammenhang mit kommerziellen Kampagnen und Veranstaltungen zur weltweiten Markteinführung von Polestar 3 und Polestar 4 ausgleichen konnten“. Zu den „aktiven Kostenmanagementmaßnahmen“ gehört aber auch der massive Stellenabbau in 2023.
Was in der Phase sinkender Auslieferungen bedenklich erscheint: Polestar hat fast 24 Millionen Dollar weniger in Forschung und Entwicklung investiert. Allerdings betont das Unternehmen, dass man „weiterhin in zukünftige Fahrzeuge und Technologien“ investiere. Die geringeren Entwicklungsausgaben sollen ein Ergebnis der höheren Kapitalisierung sein und auch Abschreibungen auf die im Lagerbestand befindlichen IPs des Polestar 2.
Polestar ist derzeit in einer schwierigen Situation: Die Nachfrage nach den hochpreisigen Elektroautos der Marke hat sich (trotz regelmäßiger Updates für den Polestar 2) nicht so entwickelt wie gedacht. Daher hat die Marke teure Lagerbestände produziert, die jetzt nur mit Rabatten abgebaut werden können. Und Hoffnungsträger wie der Polestar 3 haben sich lange verzögert.
Dazu kommen auch interne Management-Probleme: Es wurden Mängel in früheren Bilanzen festgestellt, weshalb diese überarbeitet und korrigiert werden mussten. Die Geschäftszahlen für das Gesamtjahr 2023 (1,17 Milliarden Dollar Verlust) hat Polestar erst vor wenigen Tagen vorgestellt. Und die Präsentation der Q1-Zahlen Anfang Juli ist auch ungewöhnlich spät – auch diese Veröffentlichung war verschoben worden.
Daher fällt die Veröffentlichung der Q1-Geschäftszahlen nun mit der Bekanntgabe der Auslieferungen im zweiten Quartal zusammen. Von April bis Juni konnte Polestar rund 13.000 Fahrzeuge ausliefern, also etwa 80 Prozent mehr als im Q1. Mit 20.200 Fahrzeugen im ersten Halbjahr hat die Marke aber noch nicht einen Wachstumspfad für das Gesamtjahr erreicht: 2023 wurden über 56.000 Fahrzeuge ausgeliefert.
In den kommenden Monaten erhofft sich Polestar weiteren Auftrieb vom Polestar 3 und perspektivisch auch mehr vom Polestar 4, dessen Produktion in China bereits läuft. Damit wäre das Fahrzeug aber von den angekündigten Zöllen in den USA und der EU betroffen. Ab der zweiten Jahreshälfte 2025 soll der Polestar 4 auch in Südkorea gebaut werden – und kann dann deutlich günstiger in den USA und Europa verkauft werden. Die Produktion des Polestar 3 in South Carolina soll planmäßig Ende des Sommers starten – in China wird das SUV bereits seit Februar gebaut.
„Wir starten mit viel Schwung in die zweite Jahreshälfte. Unsere beiden neuen SUVs haben in den Medien weltweit hervorragende Kritiken erhalten, die ersten Plätze für Probefahrten waren bereits ausgebucht und weitere Plätze füllen sich schnell“, sagt Polestar-Chef Thomas Ingenlath. „Unser Modellwechsel im Einzelhandel beschleunigt sich in Europa und wir haben unser Vertriebsmanagementteam verstärkt.“
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