Porsche liebäugelt mit Varta-Batterietochter V4Drive

Porsche erwägt, das Elektroauto-Batteriegeschäft des angeschlagenen Akkuherstellers Varta mehrheitlich zu übernehmen. Laut offiziellen Angaben verhandeln beide Seiten aktuell über V4Drive, Vartas Tochterunternehmen für E-Auto-Batterien.

Bild: Varta

Varta hat offiziell verkündet, mit Porsche ein mögliches Mehrheitsinvestment in seine 2022 gegründete Tochter V4Drive zu prüfen. Beide Seiten haben dazu eine unverbindliche Absichtserklärung unterzeichnet. Varta zufolge soll V4Drive zunächst ausgelagert werden, ehe sich Porsche über eine Kapitalerhöhung einkauft. Unter Dach und Fach ist der Deal aber noch nicht. Die Transaktion hänge von verschiedenen Faktoren ab, heißt es. Und: Volkswagen-Tochter Porsche will zunächst einen genauen Blick in die Bilanzen werfen.

Die erste für Elektroautos geeignete V4Drive-Zelle im Format 21700 (2,1 cm Durchmesser, 7 cm Höhe) präsentierte Varta 2021. Im April jenen Jahres stellte das Unternehmen sie zunächst als Basis einer Batterie vor, die als „Booster“ in Premium- und Sportfahrzeugen oder als Speicher für die Rekuperationenergie in Hybridfahrzeugen dienen sollte. Nur wenige Monate später kündigte Varta dann „größere Lithium-Ionen-Rundzellen“ an, die über das 21700-Format hinausgehen und auch als alleinige Traktionsbatterie geeignet sein sollen. Der damalige Varta-CEO Herbert Schein gab sich überzeugt, „dass unsere Rundzellenformate aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften hervorragende Alternativen für den Bau von Batterie-elektrischen Fahrzeugen im Performance-Bereich darstellen.“

Varta wollte die Kommerzialisierung schnell vorantreiben: Die Pilotproduktion der V4Drive-Zellen im 21700-Format wurde damals für Ende 2021 angekündigt, die Massenproduktion sollte zwei Jahre später – also Ende 2023 – beginnen und die Produktionskapazität mindestens 2 GWh betragen. In welchem Umfang das Unternehmen in der Folge in die Produktion der V4Drive-Zellen einsteigt, sollte laut einem damaligen Statement von Schein die Kundennachfrage entscheiden. Interessant: Ein Auftrag von Porsche aus dem Juni 2021 lag seinerzeit bereits vor.

Das Interesse der Zuffenhausener besteht also schon lange. Varta legte seine Pläne im Automotive-Sektor jedoch Ende 2022 auf Eis. Der Fabrikneubau für die V4Drive-Batterie solle erst nach verbindlichen Kundenzusagen fortgesetzt werden, hieß es damals. Es mangelte also offenbar an Interessenten für die Performance-Zellen. Der Betrieb der Pilotanlage wurde aber planmäßig fortgesetzt. Im August 2023 flammten nochmals Gerüchte auf, dass Varta weiter an der Serienproduktion von Batteriezellen für Elektroautos arbeite. Darauf wies eine Abnahmevereinbarung für Anoden-Kupferfolie mit einem koreanischen Zulieferer hin.

Und Porsche? Der Sportwagenbauer lässt schon länger erkennen, dass er eigene Zellen herstellen will. Vor rund drei Jahren gründete Porsche eine Batterietochter namens Cellforce – zunächst mit Customcells als Partner, doch inzwischen hat Porsche komplett übernommen. Cellforce baut derzeit bei Reutlingen eine Pilotanlage mit einer Fertigungskapazität von bis zu 1,3 Gigawattstunden auf. Neben der im Bau befindlichen Fabrik bei Reutlingen prüfte das Unternehmen 2023 eine potenzielle Erweiterung auf über 20 Gigawattstunden an einem zweiten Standort. Vor wenigen Wochen berichtete aber „Tagesspiegel Background“, dass Porsche sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht zum Bau einer großen Batteriezellenfabrik durchringen könne.

Noch Mitte 2023 hatte Porsche Pläne für eine solche Batteriefabrik bestätigt, damals galt zunächst Nordamerika als Favorit. Später wurde Porsche aber Interesse an einer Fläche in Brandenburg nachgesagt, konkret an einem Gelände auf dem Areal des Flugplatzes Schwarzheide/Schipkau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Laut der „Automobilwoche“ wären für 20 Gigawattstunden Investitionen von zwei bis drei Milliarden Euro nötig. Das will Porsche offenbar nicht alleine stemmen, sondern sich Partner suchen. Auch wolle der Sportwagenhersteller mit der Volkswagen-Batterieschwester PowerCo zusammenarbeiten.

automobilwoche.de, wiwo.de, varta-ag.com (PDF)

2 Kommentare

zu „Porsche liebäugelt mit Varta-Batterietochter V4Drive“
Martin
05.07.2024 um 14:30
Nein, Porsche "soll" nicht liebäugeln, sondern Porsche liebäugelt. Nachzulesen auf der Varta-Website (ad-hoc Meldungen).
Malthus
05.07.2024 um 21:04
Was bleibt ihnen auch anderes übrig als zu äugeln- lt. "mit der Angelegenheit Befassten" liefert Varta bereits den Nachbrenner für den neuen 911er Hybrid. Sowas ähnliches wie es bereits Schumacher in seinem Dienstwagen unter'm /hinter'm Hintern hatte - aber jenen Hersteller gibt's auch schon nicht mehr ;-)

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