Customcells bezieht Silizium-Anodenmaterial von Group14
Die Vereinbarung zwischen Group14 und CustomCells hat ein Volumen von voraussichtlich mehr als 300 Millionen US-Dollar und sichert eine umfangreiche Versorgung mit SCC55 über das Jahr 2030 hinaus, so das deutsche Unternehmen. Obwohl Customcells seinen Sitz in Itzehoe hat, geht es bei dem Deal auch um die Perspektive in den USA: Customcells plant den Bau einer Fabrik in den USA mit einer Kapazität von bis zu zwei Gigawattstunden. Im März wurde eine US-Tochter in Detroit gegründet, um den dortigen Markteintritt vorzubereiten.
Die Ankündigung der Vereinbarung kommt nicht ganz überraschend: Zum einen hatte Group14 in der vergangenen Woche mitgeteilt, fünf Abnahmeverträge mit Kunden für den E-Auto-Bereich und die elektrische Luftfahrt geschlossen zu haben – mit der heutigen Bestätigung ist klar, dass Customcells mit seinen Automobil- und Luftfahrt-Kunden einer der Abnehmer ist. Zum anderen arbeiten die beiden Unternehmen bereits seit 2020 zusammen.
Group14 hat ein Silizium-Kohlenstoff-Anodenmaterial namens SCC55 entwickelt. Silizium wird in der Anode anstelle von Graphit eingesetzt. In der Regel handelt es sich nicht um reine Silizium-Anoden, sondern eine Beimischung – auch Group14 spricht von Silizium-Kohlenstoff, also Graphit. Dabei gilt die Faustregel: Je mehr Silizium verwendet wird, desto höher wird die Energiedichte der Batterie, aber auch die mögliche Ladeleistung steigt.
Customcells-Batterien mit Group14-Material bereits erprobt
„Wir haben das Potenzial des SCC55 von Group14 erprobt und unseren Kunden auch leistungsfähige Prototypzellen zur Verfügung gestellt, die sehr gut angenommen wurden“, sagt Dirk Abendroth, CEO von Customcells. „Als erfahrener Premiumanbieter weiß CustomCells, wie man neue Materialien an ihre Grenzen bringt. Das SCC55 von Group14 öffnet die Tür zur nächsten Leistungsstufe.“ Die aktuelle Kooperation soll dem deutschen Unternehmen „Zugang zu Silizium als Anodenmaterial für die nächste und übernächste Zellgeneration“ sichern.
Die Vorteile von Silizium als Beimischung zu Graphit-Anoden sind bekannt: Die Energiedichte der Batteriezelle kann so deutlich gesteigert werden, zudem sind kürzere Ladezeiten möglich. Mit der höheren Energiedichte kann entweder bei gleichem Gewicht die Reichweite gesteigert oder bei gleicher Reichweite die Batterie kleiner und leichter ausgelegt werden.
Wie Customcells in der Mitteilung betont, konnten in den bereits knapp vier Jahren Zusammenarbeit „wertvolle Erkenntnisse“ zu Silizium-haltigen Batteriechemien erarbeitet werden – „insbesondere im Hinblick auf die Prozessierung im Extruder“. In Zukunft soll vor allem der technische Austausch intensiviert werden, auch in Bezug auf die zukünftige Prozesstechnik und Zellchemien. Konkret ist eine Rundzelle im Format 4695 geplant – also mit 46 Millimetern Durchmesser und 95 Millimetern Länge. Diese Zelle soll „an die Grenzen des Machbaren“ gehen, so Customcells.
„Group14 arbeitet mit führenden Zellenentwicklern wie Customcells zusammen, um die nächste Generation von Siliziumbatterien für viele Kunden in der Automobil- und Luftfahrtindustrie, die auf der Suche nach transformativen Hochleistungsbatterien sind, zu realisieren“, sagt Rick Luebbe, CEO und Mitgründer von Group14. „Wir sehen eine schnell wachsende Nachfrage nach dem fortschrittlichen Siliziumbatterie-Material von Group14 aufgrund der enormen Leistungsverbesserungen bei der Energiedichte und den extrem schnellen Laderaten, die mit SCC55 erreicht werden können.“
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