Porsche kürzt wohl Taycan-Produktion
Angesichts des schwachen Absatzes werde Porsche die Fertigung des vollelektrischen Flaggschiffs Taycan neu organisieren, berichtet die „Stuttgarter Zeitung“. Konkret sei geplant, das in Zuffenhausen gebaute Modell nur noch im Einschichtbetrieb zu produzieren. Arbeitsplätze sollen durch die Kürzung der Taycan-Fertigung nicht bedroht sein – jedenfalls nicht solche der Stammbeschäftigten.
Porsche wollte auf Nachfrage von electrive die Informationen nicht kommentieren, es gibt also kein klares Dementi. Auch zu den derzeit laufenden Gesprächen mit dem Betriebsrat soll es keinen neuen Stand geben.
Nach der Weltpremiere des Taycan im Jahr 2019 hat Porsche sein erstes Elektro-Modell in diesem Frühjahr grundlegend überarbeitet. Dabei wurde nicht nur das Design angepasst, sondern auch die Antriebstechnik und Batterie. Die Ladeleistung stieg etw3a von 270 auf 320 kW, zudem ist der Energiegehalt der Batterie gestiegen – was Reichweiten von bis zu 678 Kilometern ermöglicht, ein Plus von 175 Kilometern oder 35 Prozent.
Für das erste Elektro-Modell der Marke hatte Porsche das Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen umgebaut – die Produktion der sportlichen Zweisitzer durfte nicht beeinträchtigt werden, dennoch musste auf begrenztem Raum die separate Fertigung des komplett neuen Elektroautos eingerichtet werden. Bisher war das ein großer Erfolg: 2023 konnte Porsche 40.600 Taycans absetzen, was nicht nur ein Zuwachs von 16,7 Prozent war, sondern auch 12,7 Prozent Elektro-Anteil an allen Porsches bedeutet hatte. Dass rund um die Umstellung der Produktion auf das Facelift die Nachfrage schwankt, war absehbar.
Wie die „Stuttgarter Zeitung“ schreibt, soll die „Flaute an den globalen E-Auto-Märkten“ mit etwas Verzögerung auch Porsche erreicht haben. „Wer unbedingt ein E-Auto besitzen will, hat es längst. Die neuen Kundenschichten, die man für eine Fortsetzung der Absatzerfolge benötigt, stehen der Technologie aber abwartend, teilweise auch ablehnend gegenüber“, heißt es dort eher pauschalisierend. Aber es gibt auch eine konkrete Information: Der wichtige Markt in China soll für Porsche vor allem bei Autos mit Verbrennungsmotor erfolgreich sein, der Taycan tue sich schwer. Dazu passt auch, dass Audi den e-tron GT mit der Technik des Taycan inzwischen in China vom Markt genommen hat.
In Europa wird dem elektrischen Taycan bald die E-Version des neuen Macan zur Seite gestellt. Die aktuelle Verbrenner-Generation wird noch weiter in Leipzig gebaut, jedoch nur für Überseemärkte. „Für Europa wurde die Produktion bereits eingestellt. Die letzten Exemplare werden derzeit ausgeliefert“, sagte Porsche-Produktionsvorstand Albrecht Reimold in einem Interview. „Hintergrund ist eine Cyber-Security-Richtlinie für Europa, die umfangreiche Investitionen in die bestehende Plattform erfordert hätte. Ab Mitte 2026 setzen wir voll auf den elektrischen Macan.“
In dem Interview äußert sich Reimold auch zur Taycan-Produktion: „Auch hier hatten wir ein wenig zu kämpfen, weil ein wichtiger Zulieferer von Hardware insolvent gegangen ist. Wir haben die Hardwarekomponenten beim Antriebsstrang des neuen Taycan deutlich verändert, um eine noch höhere Ladeperformance und größere Reichweite zu erzielen. Aber die Produktion ist inzwischen hochgefahren, die Autos gehen raus.“
Mit dem „Dreiklang“ aus Batterie-Elektroautos, Plug-in-Hybriden und reinen Verbrennern sieht Reimold den Sportwagenbauer gut aufgestellt. Die Weichen für die Produktion des elektrischen 718-Nachfolgers als erster Elektro-Zweisitzer von Porsche laufen, ebenso die Vorbereitungen für das große Elektro-SUV K1 aus Leipzig. Nur eine Entscheidung wollte Reimold noch nicht verkünden: Den Aufbau einer eigenen Porsche-Zellfabrik.
„Aktuell arbeiten wir mit unserer Tochter Cellforce an der Konzeption der High-Performance-Zelle, die uns einen Wettbewerbsvorteil bringen soll. Dann müssen wir den Prozess industrialisieren und technologisch sauber aufstellen – und das alles in Einklang mit den Strukturen von Porsche“, so der Produktionsvorstand. „Bei einer Gigafabrik reden wir über Investitionen im Milliardenbereich. Das muss gut überlegt und vorbereitet sein. Deshalb nehmen wir uns für diese Entscheidung auch die nötige Zeit.“
stuttgarter-zeitung.de (Taycan), automobilwoche.de (Reimold-Aussagen)
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