EnerCharge meldet Insolvenz an
Die Schulden von EnerCharge betragen 15,17 Millionen Euro, wie der „Alpenländische Kreditorenverband“ (AKV) schreibt. Aus heutiger Sicht seien keine finanziellen Mittel vorhanden, um einen Sanierungsplan zu finanzieren.
„Die Schuldnerin beabsichtigt in Absprache mit dem bestellten Insolvenzverwalter, das Unternehmen aus der Insolvenz ‚lebend‘ als Ganzes zu verkaufen, damit für die Gläubiger eine höhere Quote erzielt werden kann“, heißt es dort. Von der Insolvenz betroffen sind 97 Angestellte (darunter auch die beiden Geschäftsführer Roland Klauss und Jens Winkler) sowie rund 125 Gläubiger.
EnerCharge wurde 2018 innerhalb der österreichischen Alpen Adria Energie-Firmengruppe (AAE) gegründet, um Schellladetechnik für E-Autos, E-Lkw und E-Busse zu entwickeln und zu produzieren. Auch nach dem Einstieg der Pfalzwerke im Frühjahr mit 23 Prozent blieb die AEE Hydro Solar GmbH mit 51 Prozent größter Anteilseigner. EnerCharge hat seinen Hauptsitz in Kötschach-Mauthen sowie seinen Fertigungsstandort in Oberlienz.
Rund um den erwähnten Einstieg der Pfalzwerke wurde noch die zunehmende Internationalisierung betont. „Die große Erfahrung, welche die Pfalzwerke aus dem Betrieb und der Errichtung von Ladeparks mitbringen, ist eine enorme Bereicherung“, sagte Roland Klauss im März. „Dies wird uns künftig bei der Weiterentwicklung unserer Produkte stärken, sodass wir noch schneller auf die sich stetig ändernden Markt- und Nutzeranforderungen reagieren können.“
Doch jetzt hat EnerCharge nicht einmal mehr die Mittel, die eigene Sanierung zu finanzieren – weshalb nur noch der Gang vor das Insolvenzgericht blieb. „Die Schuldnerin muss sich die Zahlungsunfähigkeit eingestehen, zumal aktuell EUR 1,9 Mio. Verbindlichkeiten fällig sind und die Schuldnerin nur über eine Liquidität von EUR 1 Mio. verfügt“, heißt es in der Bekanntmachung beim AKV. „Die Schuldnerin plante vorerst ein Sanierungsverfahren mit Abschluss eines Sanierungsplanes, jedoch reichen die finanziellen Mittel dafür nicht aus.“
Weshalb genau EnerCharge derart in die roten Zahlen geraten ist, geht aus den aktuellen Informationen nicht hervor. Klar ist aber, dass die Ladeinfrastruktur-Branche zunehmend unter Druck gerät, weil in einigen Ländern der Markthochlauf nicht im erwarteten Tempo stattfindet oder Förderprogramme gestrichen wurden. Da die Unternehmen dennoch gezwungen sind, für das erwartete Wachstum zu investieren, aber nicht genau wissen, wann sich dieses Wachstum in den eigenen Bilanzen niederschlägt, kann das in einigen Fällen zu einer wirtschaftlich angespannten Lage führen. Zum Teil ist auch von Überkapazitäten und Lagerbeständen zu hören. Dazu kommt, dass neue Vorgaben wie etwa die AFIR weitere Investitionen in die Hard- und Software erfordern, was gerade kleinere Anbieter stärker belastet.
Update 15.07.2024: EnerCharge soll gute Chancen haben, innerhalb von sechs Wochen verkauft zu werden, wie die „Kleine Zeitung“ schreibt. Erste Interessenten sollen sich laut dem Insolvenzverwalter Klaus Haslinglehner bereits gemeldet haben.
Bis auf Weiteres sei zudem die Fortführung des Unternehmens gesichert. „Alle halten dem Unternehmen die Treue, Lieferanten und Kunden kommen uns entgegengekommen“, so Haslinglehner gegenüber der „Kleinen Zeitung“. Auch die 97 Arbeitsplätze sollen vorerst erhalten bleiben.
kleinezeitung.at, akv.at, kleinezeitung.at (Update)
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