Audi droht mit Aus für das Werk Brüssel

Dass Audi die Produktion des Q8 e-tron mit der nächsten Generation nach Mexiko verlagern will, war bereits bekannt. Doch jetzt haben die Ingolstädter angekündigt, die Fertigung schon vorzeitig aus Belgien abziehen zu wollen. Die Gespräche wurden jetzt aufgenommen – an deren Ende auch die Schließung des Werks stehen könnte. (Update am Artikelende)

Bild: Audi

Die Mitteilung mit dem Titel „Audi formuliert Intention zur Umstrukturierung des Standorts Brüssel“ hat es in sich. Dass das Werk nach dem angekündigten Wechsel des Q8 e-tron nach Mexiko ein neues Modell benötigt, war klar. Doch bisher hatte das Audi-Management immer betont, an dem belgischen Standort festhalten und eine gemeinsame Zukunft finden zu wollen.

Audi beobachte „weltweit einen Rückgang der Kundenaufträge im elektrischen Oberklassesegment“, was auch die in Brüssel gebauten Q8 e-tron und Q8 Sportback e-tron betreffe. Es ist von einem „segmentspezifischen, verschärften Nachfragerückgang“ die Rede. Und: Mit dem Produktionshochlauf des Q6 e-tron auf der deutlich moderneren PPE sind die Kundenaufträge für den Q8 e-tron weiter zurückgegangen.

Aber: Audi führt nicht nur die Marktlage an, sondern auch interne Gründe wie „schon länger bestehende strukturelle Herausforderungen am Standort Brüssel“. Die Werkanordnung sei aufgrund der besonderen stadtnahen Lage der Produktion kaum veränderbar. Dazu kämen hohe Logistikaufwände, was insgesamt „zu hohen Produktionskosten in Brüssel im Vergleich zu anderen Standorten“ führe. Sprich: Wenn sich selbst die Produktion eines Oberklasse-Modells mit höheren Margen kaum lohnt, werden sich preiswertere Modelle dort kaum kostendeckend produzieren lassen.

„Der Vorstand von Audi Brussels hat dem Unternehmensrat die Absicht mitgeteilt, eine Umstrukturierung des Standorts vorzunehmen. Mit dieser Intention startet der Informations- und Konsultationsprozess im Einklang mit den belgischen Gesetzen. In diesem Prozess erörtert die Werkleitung gemeinsam mit den zuständigen Sozialpartnern Lösungen für den Standort. Dazu kann auch eine Einstellung des Betriebs gehören, sollte keine Alternative gefunden werden“, teilen die Ingolstädter mit.

Ob die zwischenzeitlich laut einem Medienbericht diskutierte Alternative, ein elektrisches Luxus-SUV oberhalb des aktuellen Q8 e-tron in Brüssel zu bauen, noch im Rennen ist, geht aus der Audi-Mitteilung nicht hervor. Die Ingolstädter betonen dort nur den nun angestoßenen Überprüfungsprozess und führen das mögliche Produktionsende als eine Art Worst-Case-Szenario an. Allerdings sind die Probleme bereits länger bekannt, weshalb die nun eröffnete Konsultation tatsächlich den Anfang vom Ende markieren könnte – dieser Prozess ist im belgischen Recht vorgesehen.

Das belgische Werk ist mit einer Kapazität von 120.000 Einheiten der kleinste Produktionsstandort in Europa, ansonsten produziert Audi noch in Ingolstadt, Neckarsulm und im ungarischen Györ. Aber selbst diese Kapazität wurde in Brüssel zuletzt nicht annähernd ausgenutzt: Audi hat laut Zahlen von Marklines in 2023 nur 37.400 Fahrzeuge in Belgien produziert. Im Laufe des vergangenen Jahres ist zudem der Modellwechsel vom e-tron quattro hin zum Q8 e-tron erfolgt, was aber nur ein Facelift des ursprünglichen Modells war. Über einen Absatz von 47.900 Fahrzeugen im Jahr 2022 ist das SUV-Modell aber nie hinaus gekommen.

„Die Entscheidung, den Informations- und Konsultationsprozess am Standort Brüssel zu starten, fiel nach intensiver Prüfung und wird von der Audi AG unterstützt“, sagt Produktionsvorstand Gerd Walker. „Jetzt geht es darum, diesen Prozess gemeinsam mit allen Beteiligten konstruktiv und transparent zu gestalten und tragfähige Lösungen im Sinne aller zu diskutieren. Denn wir stehen klar zu der Verantwortung, die wir für unsere Mitarbeitenden tragen, weltweit an allen Standorten.“

„Die Verkündung der Intention ist noch keine finale Entscheidung. Dennoch bewegt diese Nachricht die Belegschaft in Brüssel und auch mich sehr. Wichtig ist ein transparenter und konstruktiver Dialog in dem nun folgenden Prozess. Wir werden alle Perspektiven berücksichtigen“, sagt Volker Germann, CEO von Audi Brussels.

Update 19.07.2024: Die endgültige Schließung des Audi-Werks Brüssel ist weder beschlossen noch abgewendet. Dennoch wird das Werk in den kommenden vier Wochen vorübergehend heruntergefahren – mangels Nachfrage. Wie Audi der „Automobilwoche“ bestätigte, werden nur wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Verwaltung und Instandhaltung aktiv sein. Ab Montag beginnt eine vierwöchige Betriebsruhe. Es werden also frühestens am 19. August wieder Q8 e-trons und die Sportback-Variante gebaut.

Am Donnerstag soll dem Bericht zufolge auch der Unternehmensrat – bestehend aus der Werkleitung und dem Betriebsrat – getagt haben. Einen Durchbruch bei den Verhandlungen um die Zukunft des Standorts gab es nicht. Die nächste Sitzung ist für den 22. August geplant. Anders als bei den Produktionsmitarbeitern dürfte es für das Management und den Betriebsrat keine beschäftigungslose Zeit werden.

audi-mediacenter.com, automobilwoche.de (Update)

4 Kommentare

zu „Audi droht mit Aus für das Werk Brüssel“
Peter S.
10.07.2024 um 10:50
Da sieht man mal wieder was der Dieselbetrüger-Konzern für den Standort Europa macht.
Peter .S
11.07.2024 um 15:47
Wird man nicht Müden so einen Schwachsinn im Internet zu schreiben? Hoffentlich kommt bald der Internet-Führerschein, damit uns solche Beiträge erspart bleiben.
Spock
15.07.2024 um 09:18
Wem droht Audi denn überhaupt? Geht's um Zuschüsse vom belgischen Staat? Wenn sich das alles nicht mehr lohnt sollen sie den Standort, gemäß des belgischen Rechts, schließen. Oder wollen sie vorher noch was abgreifen und schließlich doch schließen?
Andreas V.
20.09.2024 um 10:32
Audi hätte längst einen e-Q2 einplanen sollen. Damit hätte es Arbeit und Umsatz gegeben.

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