E.On und MAN bauen 400 Lkw-Schnellladepunkte

MAN und der Energieversorger E.On haben eine Kooperation geschlossen, um an 170 Standorten in Europa Schnelllader für Elektro-Lkw zu errichten. Der erste Standort soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen, Ende 2025 sollen es bereits 80 sein.

man e lkw electric truck eon ladestation charging station 2024 01 min
Bild: E.ON

Mit dem öffentlich zugänglichen E-Lkw-Ladenetz wollen die beiden Unternehmen nach eigenen Angaben einen „wichtigen Beitrag zur Erreichung der Emissionsziele für schwere Nutzfahrzeuge sowie für eine nachhaltige Logistik und grüne Lieferketten“ leisten. Auch wenn die 170 Standorte in ganz Europa geplant sind, wird der Fokus auf Deutschland liegen: Hierzulande sollen 125 Standorte entstehen, wie E.On mitteilt. Rund 73 Prozent aller Standorte konzentrieren sich also auf ein Land. Weitere Hubs errichten E.On und MAN in Österreich, Großbritannien, Dänemark, Italien, Polen, Tschechien und Ungarn – eine genaue Verteilung wird aber noch nicht genannt.

Dafür ist klar, wo die Ladesäulen jeweils gebaut werden sollen: Sie sollen „entlang des bestehenden MAN-Servicenetzes entstehen“, aber dennoch für Nutzfahrzeuge anderer Hersteller zugänglich sein. Die Rede ist von „strategisch ausgewählten MAN-Servicestützpunkten“, vorwiegend in Industriegebieten mit hohem Lkw- Aufkommen oder in der Nähe von Autobahnen. So solle sich das öffentliche Laden „gut in den Betriebsalltag integrieren“ lassen.

Layout der Standorte für Nutzfahrzeuge ausgelegt

Um die Ladepunkte für schwere (und entsprechend lange) Nutzfahrzeuge zugänglich zu machen, sollen die Standorte nach dem Durchfahrtsprinzip entworfen werden – die Lkw und Busse sollen also nicht rangieren müssen, sondern können (in der Theorie) einfach neben die Ladesäule fahren. Während beim kommenden MCS für E-Lkw die Position des Ladeports am Fahrzeug normiert ist, um den Aufbau der Infrastruktur zu vereinheitlichen, ist das bei den heutigen CCS-Anschlüssen nicht der Fall. Daher müssen die Standorte so konzipiert werden, dass auch das Laden möglich ist, wenn der Ladeanschluss an einem E-Lkw etwa nahe der Fahrertüre und bei einem E-Bus am Heck platziert ist. „Um die öffentliche Zugänglichkeit unabhängig von der jeweiligen Fahrzeugmarke zu gewährleisten, werden die Ladestationen möglichst in von den MAN Servicebetrieben getrennten Bereichen installiert – mit eigenen Ein- und Ausfahrten für den Ladebereich. Fahrerinnen und Fahrer profitieren tagsüber zudem von der vorhandenen Infrastruktur wie sanitären Anlagen und Aufenthaltsräumen“, so die beiden Unternehmen.

Wo gerade die Stichworte CCS und MCS gefallen sind: Grundsätzlich wird das Lkw-Ladenetz mit 400 kW starken CCS-Ladesäulen aufgebaut. Das soll laut der Mitteilung reichen, um in 45 Minuten Strom für 300 Kilometer Reichweite nachzuladen. „Eine spätere Umrüstung der Standorte auf das Megawatt-Ladesystem MCS ist vorgesehen“, so die Partner. Ein Zeithorizont hierfür wird aber nicht genannt. Grundsätzlich sollen Ende 2025 80 der 170 Standorte in Betrieb sein. Das Zieldatum, zu dem alle 170 Standorte zur Verfügung stehen, wird ebenfalls noch nicht angegeben.

Klar ist: Der Rollout der Nutzfahrzeug-tauglichen Ladeinfrastruktur nimmt mit der neuen Kooperation von MAN und E.On weiter Fahrt auf. Über das Joint Venture Milence ist MAN – in Form der Muttergesellschaft Traton – bereits zusammen mit Daimler Truck und der Volvo Group im Bereich der Lkw-Schnelllader aktiv. 1.700 Ladepunkte sind hier das Ziel. Und auch die Bundesregierung hat das initiale E-Lkw-Ladenetz inzwischen angeschoben: Die Aufträge für die ersten Netzanschlüsse sind vergeben, die Ausschreibung für Aufbau und Betrieb der eigentlichen Ladeinfrastruktur soll im Spätsommer starten.

Die politischen Ziele zur Dekarbonisierung des Verkehrs in Deutschland und Europa sind klar: Die Bundesregierung will die Treibhausgasemissionen des schweren Straßengüterverkehrs in Deutschland bis 2030 um 55 Prozent senken und bereits 2045 klimaneutral sein. Die EU einigte sich zuletzt darauf, die CO2- Emissionen schwerer Nutzfahrzeuge bis 2035 um 65 Prozent und bis 2040 um 90 Prozent gegenüber dem Jahr 2019 zu senken.

Diese EU-weite Reduktion um 90 Prozent ist laut E.On-CEO Leonhard Birnbaum einer der Haupttreiber für das Vorhaben. Denn um dieses Ziel zu erreichen, sei die Elektromobilität „ein zentraler Schlüssel“. „Wir investieren massiv, um der Infrastruktur für den elektrischen Schwerlastverkehr einen entscheidenden Schub zu geben und die Weichen für eine nachhaltige Logistik und grüne Lieferketten zu stellen“, so der Manager. „Nahezu alle großen Hersteller setzen heute bei ihren Entwicklungen auf Elektromobilität. Für den endgültigen Durchbruch brauchen wir eine flächendeckende, leistungsfähige Ladeinfrastruktur, die von Anfang an europäisch gedacht ist. Wir freuen uns, hier gemeinsam mit MAN voranzugehen.“


MAN-Vorstandsvorsitzender Alexander Vlaskamp hält bis 2030 rund 50.000 Ladepunkte für schwere Nutzfahrzeuge in Europa für nötig. „Natürlich leisten wir als Hersteller von Elektro-Lkw dazu unseren Beitrag. Ich freue mich, dass wir mit E.ON nun einen starken Partner zur Elektrifizierung unserer Service-Standorte an unserer Seite haben“, sagt Vlaskamp. „Damit legen wir einen weiteren Grundstein für ein öffentliches Ladenetz. Allerdings benötigen wir zu dessen großflächigem Aufbau weiterhin dringend die Unterstützung durch die Politik.“

Quelle: Info per E-Mail

1 Kommentar

zu „E.On und MAN bauen 400 Lkw-Schnellladepunkte“
TeeKay
11.07.2024 um 16:40
Fuhrunternehmer werden die "Zuverlässigkeit" von E.On Ladepunkten sicherlich zu schätzen wissen.

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