VW: Verzögert sich der elektrische Golf 9?
Nach Informationen des „Manager Magazins“ gelte das insbesondere für VW, zum Teil aber auch für Audi. Die Volumenmodelle auf SSP-Basis würden demnach nicht vor 2029 in den Handel kommen. Konkret soll die Entscheidung am 2. Juli im Konzern-Vorstand gefallen sein, so das Magazin. Während die kommende Golf-Generation auf Basis der SSP „nur“ um 15 Monate verschoben werden soll, wird laut dem Bericht ein großes E-SUV namens T-Sport sogar erst 2031 auf den Markt kommen – drei Jahre nach dem Plan.
Auch der Nachfolger des ID.4 – wie auch immer das elektrische Mittelklasse-SUV von Volkswagen in Zukunft heißen wird – soll wie der ID. Golf für die Kompaktklasse um 15 Monate verschoben worden sein. Die Premiere dieses Modells ist nun ebenfalls für 2029 vorgesehen, vermutlich aber später im Jahresverkauf als der ID. Golf. Das schreibt etwa das „Handelsblatt“, dem offenbar auch die Informationen des „Manager Magazins“ bestätigt wurden. Ob es nun zwei Quellen dafür gibt oder ob die Informanten aus Unternehmenskreisen zufällig identisch sind, ist nicht klar.
Die angebliche Verschiebung ist zwar noch nicht von VW bestätigt, es wäre für Konzern-CEO Oliver Blume und VW-Markenchef Thomas Schäfer aber ein deutlicher Rückschlag. Denn Schäfer hatte erst Anfang Juni bei einer Veranstaltung bekräftigt, dass die SSP im Jahr 2028 starten soll. Zwar ist noch nicht klar, ob sich die gesamte Plattform verzögern wird oder lediglich Varianten für einzelne Segmente – die SSP soll gemäß früheren Ankündigungen die elektrische Einheits-Plattform für zahlreiche Konzernmodelle in unterschiedlichsten Größenklassen werden. Schäfer hatte jedoch von „voraussichtlich“ 2028 gesprochen. Wenn der Vorstand aber nur wenige Wochen später einen anderen Zeitplan beschließt oder beschließen muss, ist das kein gutes Zeichen.
Laut dem „Manager Magazin“ soll es mehrere Hintergründe für die Verschiebung geben. Einer davon ist bei VW nur allzu gut bekannt: die Software. Die SSP-Fahrzeuge sollen die sogenannte E3 2.0 der VW-Software-Einheit Cariad nutzen. „Die Architektur kommt aber so verspätet, dass die Modelle in sehr dichter Taktung auf den Markt gebracht werden müssten. Das funktioniere so nicht, heißt es im Konzern. Etliche Modelle müssten teils stark nach hinten geschoben werden“, heißt es in dem Bericht.
Die E3 2.0 sollte lange Zeit eine Eigenentwicklung der Cariad sein. Doch seit der Ende Juni geschlossenen Kooperation zwischen VW und Rivian dürfte sich auch das geändert haben: Denn damals war in einem Dokument die Rede davon, dass die SSP ab Ende des Jahrzehnts eine „Adapted E/E Architecture“ nutzen soll, bevor dann Anfang der 2030er Jahre auf die neue, von VW und Rivian entwickelte Architektur umgestellt werden soll. Wie genau die „Adapted E/E Architecture“ aussehen soll, ist aber noch nicht bekannt.
Dazu kommt die Planung bei den weiteren Hardware-Plattformen des Konzerns: Um die elektrische Modellpalette bis zum (ohnehin verspäteten) Start der SSP frisch zu halten, wird bekanntlich auch der aktuelle MEB zum MEB+ weiterentwickelt. Die ersten MEB+-Modelle sollen 2026 kommen. „Wenn sich eine solche Investition rechnen soll, so offenbar das Argument der Finanzer, muss sie länger laufen als bislang geplant. Die SSP-Modelle müssten auch deshalb später zum Ersteinsatz kommen“, schreibt das Magazin dazu.
In dem Artikel ist vor allem von einer Verzögerung bei dem „ID. Golf“ genannten Modell die Rede. Es ist also weiterhin möglich, dass andere SSP-Modelle wir der Trinity aus Zwickau doch noch 2028 debütieren, wenn auch womöglich in kleineren Stückzahlen. Der Volumen-Rollout der SSP soll den neuen Informationen zufolge aber erst 2029 erfolgen.
Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Konzern-Produktion, sondern natürlich auch den Vertrieb. Zum 1. Juli hat mit Martin Sander ein neuer Vertriebsvorstand bei VW angefangen. Seine Aufgabe wird es sein, vor allem mehr Elektroautos zu verkaufen. Wenn die vermeintlich attraktiveren Modelle auf der neuen SSP erst später kommen, wird Sanders Job nicht einfacher.
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