Lizenzdeal: Volkswagen-Tochter PowerCo macht ernst mit Feststoffbatterien
PowerCo hat einer offiziellen Mitteilung zufolge mit der US-Firma QuantumScape einen Industrialisierungs-Deal für dessen Lithium-Metall-Technologie der nächsten Generation geschlossen. Beide Seiten kennen sich bereits gut. Der Volkswagen-Konzern ist seit 2012 bei QuantumScape engagiert und einer der Hauptinvestoren des Technologie-Startups. Seit Mitte 2018 unterhalten die Unternehmen auch ein Joint Venture, das nun aber von der neuen Vereinbarung abgelöst wird. Denn: Im Lead ist nun PowerCo und nicht mehr Volkswagen. Die Batterietochter war es auch, die QuantumScape Anfang des Jahres nach monatelangen Tests in seinen eigenen Laboren „ermutigende Ergebnisse“ bei dessen Feststoffbatteriezellen attestierte. Rückblickend ein frühes öffentliches Bekenntnis zu der Technologie der Firma.
Kern der künftigen Zusammenarbeit ist eine nicht-exklusive Lizenz, auf deren Basis PowerCo in die Großserienfertigung von Feststoffzellen einsteigen will. Ob es wirklich soweit kommt, hängt den Wolfsburger zufolge vom technologischen Fortschritt und von bestimmten Lizenzzahlungen ab. Vereinbart haben beide Seiten, dass PowerCo bis zu 40 Gigawattstunden pro Jahr mit der QuantumScape-Technologie produzieren darf, optional ist eine Verdopplung der Produktionskapazitäten möglich. Einen Zeithorizont nennt die Volkswagen-Tochter allerdings nicht. Gegenüber „Golem“ äußerte aber beispielsweise ein PowerCo-Sprecher, dass Volkswagen aktuell damit rechne, dass die ersten Serienfahrzeuge bis zum Ende des Jahrzehnts zu sehen sein könnten.
Feststoffakkus für konzerneigene Fahrzeuge
Die Technologieplattform von QuantumScape basiert auf einem selbst entwickelten Feststoff-Keramik-Separator, der die Verwendung von reinen Lithium-Metall-Anoden ermöglicht. „Diese Innovation ist der Schlüssel zu einer außergewöhnlichen Energie- und Leistungsdichte, hoher Ladegeschwindigkeit und einem robusten Sicherheitsprofil“, teilt PowerCo mit. Gemeinsam wolle man eine Batteriezelle entwickeln, die in den Fahrzeugen des Volkswagen-Konzerns zum Einsatz kommen kann. Präziser wird das Duo an dieser Stelle nicht.
„Das Ziel dieser Zusammenarbeit ist es, unseren Kunden die nachhaltigsten und modernsten Batteriezellen anzubieten“, unterstreicht Frank Blome, CEO von PowerCo. „Wir arbeiten seit Jahren zusammen, testen seit langem die Prototypen-Zellen von QuantumScape und freuen uns darauf, diese Technologie der Zukunft in die Serienproduktion zu bringen. Die Technologie von QuantumScape steht kurz davor, in eine entscheidende Phase einzutreten, in der wir mit unserem Know-how, unseren Ressourcen und unserem globalen Produktionsnetz dazu beitragen können, den Schritt hin zur Produktion im industriellen Maßstab zu ermöglichen.“
Im Hinblick auf die nächste Phase der Zusammenarbeit zwischen PowerCo und QuantumScape hat Frank Blome sein Vorstandsmandat bei QuantumScape niedergelegt. Blome war seit 2020 als einer von zwei Vertretern des Volkswagen-Konzerns im Vorstand von QuantumScape tätig. Die Wolfsburger bleiben aber größter Anteilseigner von QuantumScape. Die Nachfolge im Vorstand von QuantumScape soll in den kommenden Monaten bekannt gegeben werden.
Auf anderen Ebenen soll die personelle Verflechtung dagegen zunehmen: Geplant ist eine enge personelle Zusammenarbeit zur Industrialisierung der QuantumScape-Technologie, heißt es. „Ein umfassendes, spezialisiertes Team mit Experten aus beiden Unternehmen wird gemeinsam an der Industrialisierung arbeiten.“
Nicht exklusiv, aber Erstkunde
Für die US-Amerikaner ist PowerCo der erste Kunde mit Ambitionen auf eine Großserienfertigung. QuantumScape bezeichnet die Volkswagen-Tochter als Anker-Hersteller seiner innovativen Batterietechnologie. „Diese Vereinbarung ist ein Meilenstein in unserer langfristigen, globalen Skalierungstrategie, um die Lithium-Metall-Feststofftechnologie von QuantumScape auf den Markt zu bringen“, äußert Dr. Siva Sivaram, CEO und President von QuantumScape. „Durch die Kombination unserer Spitzentechnologie mit dem Know-how der PowerCo in den Bereichen Fertigung und Industrialisierung ist dieser Deal eine Blaupause für eine kapitalschonende Geschäftsstrategie und macht uns zu einem Vorreiter im Bereich der innovativen Energiespeicherung.“
Im Januar bescheinigte PowerCo den Amerikanern bereits, dass deren Zelle im A-Muster-Test die Anforderungen deutlich übertroffen habe. Konkret absolvierten die Feststoffzellen im Labor der Wolfsburger mehr als 1.000 Ladezyklen. „Das entspricht bei einem Elektroauto mit 500 bis 600 Kilometern WLTP-Reichweite rein rechnerisch einer Fahrleistung von mehr als einer halben Millionen Kilometer“, vergegenwärtigte PowerCo seinerzeit. Gleichzeitig sei die Zelle kaum gealtert und verfügte am Ende des Tests immer noch über 95 Prozent ihrer Kapazität.
Batteriezelle aus 24 Schichten
Die über mehrere Monate hinweg laufenden Tests wurden in den Batterie-Laboren von PowerCo in Salzgitter durchgeführt. Wie die Volkswagen-Tochter im Januar ausführte, bestand die getestete Feststoffbatteriezelle aus 24 Schichten und entspricht damit bereits der geplanten Serienzelle. PowerCo betont zudem, dass die in-house entwickelte Einheitszelle „grundsätzlich auch für den Einsatz der Feststoffzellentechnologie geeignet ist“.
Zur Einordnung: Als erstes kommerzielles Produkt strebt QuantumScape eine Batteriezelle mit der Bezeichnung QSE-5 und einer Ladekapazität von rund 5 Ah an. Diese soll eine Energiedichte von über 800 Wh/L bieten und in etwa 15 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen werden können. Das machte der Feststoffbatterie-Spezialist im Sommer 2023 publik.
Ende 2022 hatte QuantumScape bereits erste Prototypen („A0-Prototypzelle“) seiner Feststoff-Zellen mit 24 Schichten an Automobilhersteller zum Testen ausgeliefert, entwickelte die Zelle aber parallel weiter. Kern dieser weiterentwickelten Zelle ist eine neue Kathode, bei der mehr aktives Kathodenmaterial auf der gleichen Fläche untergebracht wird. Zuletzt hatte QuantumScape dieses Material in zweischichtigen Zellen erprobt, das neue Material aber bisher noch nicht in die Zellen mit 24 Schichten eingebracht.
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