Joby absolviert Flug mit Wasserstoff-elektrischen VTOL

Das kalifornische Startup hat nach eigenen Angaben mit einem Wasserstoff-elektrischen Lufttaxi-Demonstrator erfolgreich einen Flug über eine Distanz von rund 842 Kilometern absolviert. Das eVTOL ist das Ergebnis einer mehrjährigen Zusammenarbeit zwischen Joby Aviation und H2FLY, Jobys hundertprozentiger Tochtergesellschaft.

joby aviation brennstoffzelle fuel cell vtol 2024 01 min
Bild: Joby Aviation

Das Fluggerät baut auf Jobys Batterie-elektrischem Lufttaxi-Entwicklungsprogramm auf. Bei dem senkrecht startenden und landenden Flugzeug handelt es sich um ein umgebautes Batterie-elektrisches Modell von Joby.

Die FCEV-Variante verfügt über dieselbe Zelle und Gesamtarchitektur wie das BEV-Pendant. Wie das eVTOL-Startup mitteilt, wurde eine kleinere Batterie verbaut. Wie viel Kapazität die ursprüngliche Batterie hatte und wie viel nach dem Umbau zur Verfügung steht, darüber gibt es keine Information. Die in ihr gespeicherte Energie wird laut Joby primär für den Start und die Landung benötigt. Der u. a. dadurch gewonnene Platz wurde genutzt, um einen 40 Kilogramm großen Flüssigwasserstofftank, der von Joby entwickelt wurde, unterzubringen. Für den Vortrieb sorgen sechs, ebenfalls vom Startup entwickelte Elektromotoren. Nähere Details zum Antriebssystem gibt es jedoch ebenfalls nicht.

Bei einem nun absolvierten Flug konnte das Lufttaxi-Demonstrationsflugzeug am Stück eine Strecke von 523 Meilen (ca. 842 km) zurücklegen. Gelandet sei das Fluggerät mit einer Wasserstoff-Restmenge von zehn Prozent. Mit diesem Vorhaben will Joby das Potenzial von Wasserstoff für emissionsfreie, regionale Reisen aufzeigen, die keine Landebahn erfordern.

Das Wasserstoff-Elektroprogramm baut übrigens auf der von der 2021 übernommenen Joby-Tochter H2FLY entwickelten Technologie auf und ist Teil von Jobys zukünftiger Technologie-Roadmap. Unterstützt wird das Vorhaben vom Agility-Prime-Programm der U.S. Air Force.

Das H2FLY-Team von Joby nutzte übrigens eine ähnliche Technologie für einen Flug im September 2023, als es den laut dem Startup weltweit ersten Pilotflug eines herkömmlichen Flüssigwasserstoff-Flugzeugs mit Brennstoffzellen-Technologie absolvierte. Zum Einsatz kam bei der Testflugkampagne das Demonstrationsflugzeug HY4, das mit Drucktanks bereits seit 2020 regelmäßig zu Testzwecken abhebt. Mit dem Abschluss der Testflugkampagne will sich H2FLY nun nach eigenen Angaben auf den Weg zur Kommerzialisierung fokussieren.

Wann Joby Aviation hingegen mit dem H2-VTOL den kommerziellen Betrieb aufnehmen will, darüber gibt es bislang keine Auskunft. JoeBen Bevirt, Gründer und CEO von Joby, äußerte sich wie folgt dazu: „Der überwiegende Teil der Konstruktions-, Test- und Zertifizierungsarbeiten, die wir für unser Batterie-elektrisches Flugzeug durchgeführt haben, lässt sich auf die Kommerzialisierung des Wasserstoff-elektrischen Flugs übertragen. Wir erwarten auch, dass wir im Betrieb dieselben Landeplätze, dasselbe Betriebsteam und die ElevateOS-Software von Joby nutzen können, die den kommerziellen Betrieb unseres Batterie-elektrischen Flugzeugs unterstützen wird.“ Mit seinem BEV-Lufttaxi möchte das Unternehmen bereits 2025 den kommerziellen Betrieb aufnehmen.

Die Mitteilung zum erfolgreichen Flug mit einem Wasserstoff-VTOL nahm Joby darüber hinaus zum Anlass, um auf die Übernahme von Xwing aufmerksam zu machen. Es handelt sich dabei um ein Unternehmen, welches sich auf die Entwicklung autonomer Technologie für die Luftfahrt spezialisiert hat. Laut Joby fliegt Xwing seit 2020 mit autonomen Flugzeugen und soll bis heute 250 vollständig autonome Flüge und mehr als 500 automatische Landungen mit der selbst entwickelten Software Superpilot durchgeführt haben.

jobyaviation.com

2 Kommentare

zu „Joby absolviert Flug mit Wasserstoff-elektrischen VTOL“
Battie
28.07.2024 um 11:56
Ein Zwischending von Hubschrauber und Flugzeug, das wegen seiner Größe wohl nicht für Hubschrauberlandeplätze geeignet ist. Eine H2 Tankstelle sollte vor Ort auch verfügbar sein, ebenso eine Lademöglichkeit: zum neuen Flugzeug kommt noch eine neue Infrastruktur, die bestehende mit Landebahnen, die einen wesentlich geringeren Verbrauch ermöglicht, ist ja nicht geeignet, um einen Vorteil zu erwarten. Also eine exklusive Nische für alle, für die Geld keine Rolle spielt, man könnte auch sagen ein Spielzeug für reiche Ökonerds, sofern es die gibt, oder?
Dr. Jörg Heuer
19.09.2024 um 22:25
Hallo Battie, die Anforderungen an (Hubschrauber)ladeplätze sind sicher ein Problem, da hat die EU deutlich überzogen. Aber haben Sie schon mal an Wartungstechniker und die Leute aus den Firmenzentralen gedacht, die heute schon eine Stunde vom Flughafen zu den Werken fahren müssen. Wenn Maschinen, die in 3 Schichten laufen, ausfallen, kostet das richtig Geld. 800 Km ist für Zentraleuropa viel, aber auch nicht weiter als ein Flug nach England oder in die tiefen Skandinaviens. In Kanada nutzt man Wasserflugzeuge, um entlegene Gegenden zu erreichen. Natürlich das Gerede von Flugtaxis Quatsch und es würde die Diskussion wirklich versachlichen, wenn man von eVTOLS als leisen Hubschrauberersatz beschreiben würde. Für entlegene Standorte ist die Entwicklung wirklich ein Hoffnungsschimmer.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert