NEFTON: MAN eTruck lädt mit über 1.000 kW öffentlich
Was im Rahmen des NEFTON-Projekts Ende vergangener Woche im bayerischen Plattling erreicht wurde, war der erste öffentliche Ladevorgang eines E-Lkws mit über 1.000 Kilowatt und 1.500 Ampere. Wohl aber nicht der erste Megawatt-Ladevorgangs eines E-Lkw in Deutschland: Ende April hatten Entwickler von Mercedes-Benz Trucks einen Prototyp des eActros 600 mit einem Megawatt geladen – allerdings an einer privaten Ladesäule im eigenen Entwicklungs- und Versuchszentrum in Wörth am Rhein.
Bei dem Megawatt-Ladevorgang des MAN eTrucks sollen laut Hersteller in 30 Minuten „etwa 400 Kilometer Fahrreichweite“ nachgeladen worden sein. Mit etwas Rest-Ladung in der Batterie könnte also während der vorgeschriebenen Fahrpause genügend Strom nachgeladen werden, um die nächsten vier Stunden zu bewältigen.
Hintergründe und Ausblicke zu NEFTON können Sie in unserem Interview mit Projektleiter Maximilian Zähringer von der TU München nachlesen.
„Wir haben es mit NEFTON geschafft, Technologien zu entwickeln, um E-Lkw innerhalb kürzester Zeit und mit einer Leistung von über 1000 kW zu laden“, sagt Frederik Zohm, Vorstand für Forschung und Entwicklung bei MAN Truck & Bus. „Im Forschungsfokus standen dabei die Praxistauglichkeit, die Kosten sowie die Netzanschlussleistung. Gemeinsam mit unseren Projekt-Partnern haben wir klar gezeigt, dass Elektro-Lkw und Megawattladen die perfekte Kombination für die umfassende Dekarbonisierung des Straßengüterverkehrs sind.“ Eine Nachricht für die Politik hatte Zohm auch: „Die Technologie ist da, nun gilt es, den Ausbau der Ladeinfrastruktur im Markt in engem Schulterschluss von Politik, Energiewirtschaft und Fahrzeugherstellern voranzutreiben.“
MAN selbst geht voran: Als Teil von Traton ist der Hersteller gemeinsam mit Daimler Truck und der Volvo Group an Milence beteiligt und plant europaweit Schnelllader für schwere Nutzfahrzeuge. Und MAN selbst will gemeinsam mit E.On europaweit rund 400 Ladepunkten an circa 170 Standorten bauen – 125 davon sollen in Deutschland entstehen.
Ein Ergebnis von NEFTON basierend auf der Analyse von realen Einsatzszenarien aus vier Speditionen: Während im Regional- und Verteilereinsatz eine Elektrifizierung der Verkehre bereits über eigene Ladeinfrastruktur der Logistik-Zentren möglich ist, bedarf es für eine effektive Umstellung des Fernverkehrs alle 50 Kilometer Schnelladesäulen mit bis zu einem Megawatt Ladeleistung entlang der Kernrouten des Autobahnnetzes. Für Aussagen zum Laden mit bis zu 3.000 kW, was im Rahmen von NEFTON auch untersucht wurde, und zur Bedeutung des bidirektionalen Ladens von E-Lkw verweisen wir auch auf unser Interview mit Maximilan Zähringer.
„Die wissenschaftlichen Fakten sprechen eine klare Sprache: Batterie-elektrische Lkw haben einen Wirkungsgrad von etwa 75 Prozent“, sagt Professor Markus Lienkamp vom Lehrstuhl für Fahrzeugtechnik der TUM. „Davon sind Brennstoffzellen-Lkw mit nur 26 Prozent Wirkungsgrad und eFuels mit einem Wirkungsgrad von lediglich 14 Prozent meilenweit entfernt. Aber für den tatsächlichen effektiven Einsatz von Elektro-Lkw fehlt noch die Infrastruktur an den Hauptverkehrsrouten. Hierfür ist die Technologie des Megawatt-Ladens ein gewaltiger Schritt nach vorne.“
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