Porsche prüft wohl Einstieg bei Varta

Der angeschlagene Batteriehersteller Varta plant eine Neustrukturierung in Form eines vorinsolvenzlichen Sanierungsverfahrens. Derzeit liegen drei verschieden Optionen vor, darunter auch ein Einstieg des Autobauers Porsche.

Bild: Varta

Dass Porsche mit dem Kauf der Varta-Tochter V4Drive liebäugelt, ist bereits seit Anfang Juli bekannt. Der Sportwagenbauer ist einer der wenigen Kunden der V4Drive-Zellen von Varta. Diese kommen bisher nicht in rein elektrischen Porsches, sondern im elektrifizierten 911er, dem 911 GTS T-Hybrid, zum Einsatz.

Nach Informationen der „FAZ“ ist nicht nur eine Übernahme der Mehrheit an der Sparte V4Drive, sondern auch eine Minderheitsbeteiligung an der Varta AG selbst geplant. Mit dieser zweiten Investition soll Varta stabilisiert werden, um die Ausgliederung von V4Drive „nicht zu gefährden“, wie es in dem Bericht heißt. „Dass der Sportwagenbauer nun offenbar auch bei dem Mutterkonzern einsteigen will, zeigt die dramatische Lage der Varta AG“, so die FAZ. Für Porsche sei „einzig und allein die Hochleistungszelle wichtig“.

Die Porsche-Beteiligung an der Varta-Hauptgesellschaft wird offenbar auch von Michael Tojner favorisiert. Dessen Holding Montana Tech Components hält die Mehrheit an Varta. Zudem gibt es einen Vorschlag von Gläubigern. Wie Varta-Chef Thomas Ostermann gegenüber Reuters angab, ist ein Schuldenschnitt das Ziel, denn ohne eine Reduzierung der Schulden könne Varta „nicht angemessen investieren“. Auch eine mögliche Insolvenz steht im Raum. Am Sonntag hat Varta beim Amtsgericht Stuttgart „die Durchführung eines Restrukturierungsvorhabens nach dem Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz (kurz: StaRUG)“ angezeigt. Mit diesem Verfahren soll die Insolvenz vermieden werden.

Die erste für Elektroautos geeignete V4Drive-Zelle im Format 21700 (2,1 cm Durchmesser, 7 cm Höhe) präsentierte Varta 2021. Im April jenen Jahres stellte das Unternehmen sie zunächst als Basis einer Batterie vor, die als „Booster“ in Premium- und Sportfahrzeugen oder als Speicher für die Rekuperationenergie in Hybridfahrzeugen dienen sollte – wie im Porsche 911. Varta wollte die Kommerzialisierung schnell vorantreiben: Die Pilotproduktion der V4Drive-Zellen im 21700-Format wurde damals für Ende 2021 angekündigt, die Massenproduktion sollte zwei Jahre später – also Ende 2023 – beginnen und die Produktionskapazität mindestens 2 GWh betragen. Varta legte seine Pläne im Automotive-Sektor jedoch Ende 2022 auf Eis. Der Fabrikneubau für die V4Drive-Batterie solle erst nach verbindlichen Kundenzusagen fortgesetzt werden, hieß es damals. Der Betrieb der Pilotanlage wurde aber planmäßig fortgesetzt.

Dass Porsche die V4Drive-Sparte übernimmt und auch noch zu der nötigen Varta-Finanzierung beiträgt, dürfte dem Batteriehersteller also sehr gelegen kommen. Laut Ostermann benötigt Varta eine „hohe zweistellige Millionen-Kapitalspritze“ als Voraussetzung, dass Varta von den mit dem Sanierungsgutachten beauftragten Gutachtern eine positive Fortführungsprognose bekomme – so könnte Varta eine Insolvenz vermeiden. Tojner würde demnach rund die Hälfte beisteuern. Welchen Anteil Porsche übernehmen wird, ist nicht bekannt.

faz.net, handelsblatt.com, varta-ag.com

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