Tesla steigert wieder Gewinn
Im ersten Quartal wähnte sich Tesla noch „zwischen zwei großen Wachstumswellen“. Die erste, begonnen mit dem Model 3 und fortgeführt mit dem Model Y als einem der weltweit meistverkauften Elektroautos, ebbt langsam, aber stetig ab. Die nächste Welle, definiert durch günstigere und zunehmend selbstfahrende Elektroautos, hat noch nicht so richtig Fahrt aufgenommen.
Das zeigt sich auch in der Bilanz: Für das zweite Quartal weist Tesla einen Umsatz von 25,5 Milliarden Dollar und einen Gewinn (nach GAAP) von 1,48 Milliarden Dollar aus. Das klingt nach ordentlichen Werten, gerade mit Blick auf die jüngere Vergangenheit: Im Q2 2023, als Tesla noch mit Rabattaktionen den Absatz zulasten der Marge hoch halten wollte, lag der Umsatz noch bei knapp 25 Milliarden Dollar. Zum Jahresauftakt 2024, als die Auslieferungen schon zurückgingen, waren es noch 21,3 Milliarden Dollar. Bei der Umsatzentwicklung zeigt der Trend also wieder leicht nach oben. Das liegt aber nicht am Autogeschäft, hier ist auf Jahressicht der Umsatz um sieben Prozent auf 19,88 Milliarden Dollar gesunken (nach 21,27 Milliarden Dollar im Q2 2023). Die Service-Sparte (2,6 Milliarden Dollar) hat mit 21 Prozent Umsatzwachstum und die Sparte Energieerzeugung und -speicherung mit einer Verdopplung auf drei Milliarden Dollar das leichte Umsatzwachstum von zwei Prozent getragen.
45 Prozent geringerer Überschuss als vor einem Jahr
Ob das auch für den Gewinn gilt, ist nicht bekannt, denn hier schlüsselt Tesla nicht nach den Sparten auf. Mit einem GAAP-Überschuss von 1,48 Milliarden Dollar konnte Tesla das Ergebnis aus dem Q1 2024 (1,13 Milliarden Dollar) übertreffen. Für die 2,7 Milliarden Dollar GAAP-Überschuss aus dem Vorjahresquartal – bei vergleichbarem Umsatz wohlgemerkt – hat es aber nicht gereicht, stattdessen sind es 45 Prozent weniger. Einen weiteren Absturz auf einen Überschuss von weniger als einer Milliarde Dollar konnte Tesla aber verhindern.
Auch die zwischenzeitlich erreichten Margen von 16 Prozent sind derzeit außer Reichweite: Nach 5,5 Prozent im ersten Quartal hat Tesla nun 5,8 Prozent erreicht. Bei der Profitabilität gibt Tesla an, von niedrigeren Kosten je Fahrzeug zu profitieren, etwa beim Materialeinkauf, Fracht und Zöllen. Und auch die Kosten der eigenen 4680-Zellen sollen sinken. Negativ werden hier aber die geringeren „S3XY“-Verkäufe und -Preise angeführt. Auch die Kosten für die Restrukturierung (und Stellenstreichungen) sowie die Ausgaben für die KI-Projekte stehen höheren Profiten gegenüber. Zu den KI-Projekten zählen übrigens nicht nur die Robotik-Themen, sondern auch die Weiterentwicklung des „Full Self Driving“ (FSD).
Dass das zweite Quartal bei den Geschäftszahlen eher schwierig werden dürfte, hatte sich mit den Anfang Juli verkündeten Produktions- und Auslieferungszahlen angekündigt: Tesla hatte im zweiten Quartal 410.831 Fahrzeuge produziert und insgesamt 443.956 an Kunden ausgeliefert. Der Überhang bei den Auslieferungen ist mit der Lage im ersten Quartal zu erklären: Damals hatte Tesla rund 46.500 mehr Fahrzeuge gebaut, als bis zum Quartalsende ausgeliefert werden konnten. Einige der Auslieferungen sind aus logistischen Gründen ins zweite Quartal gefallen. Übrigens: Auch die Umsätze aus den Verkäufen der „S3XY“-Modelle gehen laut Telsa zurück, dafür steige der Anteil des Cybertrucks. Untermauert mit Zahlen wird das aber nicht – der Cybertruck fällt zusammen mit dem Model S und Model X unter „andere“ Modelle.
Nach sechs Monaten liegt Tesla im laufenden Jahr unter den Ergebnissen aus 2023: Bisher wurden 844.202 Teslas in 2024 gebaut und 830.766 ausgeliefert. Zum Stichtag Ende Juni 2023 stand Tesla aber schon bei 920.508 gebauten Autos, von denen 889.015 ausgeliefert waren. Die Produktion liegt also 8,3 Prozent unter Vorjahr, bei den Auslieferungen beträgt der Rückgang 6,6 Prozent.
Keine große Veränderung gibt es bei der Produktion: Im früheren Stammwerk Fremont kann Tesla 100.000 Model S/X bauen, hinzu kommen über 550.000 Model 3/Y – mit dem Rampup des Model 3 Highland in Fremont zeigt sich Tesla zufrieden. In den USA können zudem bis zu 250.000 Model Y in der Giga Texas gebaut werden, für den Cybertruck gibt Tesla eine Kapazität von über 125.000 Fahrzeugen an. Wobei hier unklar ist, wie die Anlagen ausgelastet sind. Immerhin gibt Tesla an, dass die Cybertruck-Produktion im Q2 verdreifacht wurde.
In der Giga Berlin in Grünheide kann Tesla über 375.000 Model Y pro Jahr bauen, diese Angabe hat sich ebenfalls nicht verändert. Das mit Abstand größte Tesla-Werk ist aber die Giga Shanghai: Dort gibt der Autobauer die Kapazität mit über 950.000 Einheiten des Model Y und Model 3 Highland an. Zu diesem Werk äußert sich Tesla etwas kryptisch: „Obwohl der chinesische Automobilmarkt nach wie vor zu den wettbewerbsintensivsten Märkten der Welt gehört, sind wir der Meinung, dass wir mit unserer Kostenstruktur und der Konzentration auf Kernfunktionen, die den Kunden einen Mehrwert bieten – einschließlich Autonomie -, langfristig gut aufgestellt sind.“
Tesla erwartet geringeres Wachstum als 2023
Die Produktion des E-Lkw Semi in Nevada läuft weiterhin als „Pilot production“ ohne Angabe einer Kapazität. Auch zur „Next Gen Plattform“ und zum Roadster macht Tesla keine neuen Angaben. Allerdings liegt auf den Fahrzeugen der nächsten Generation der Fokus der Entwickler. „Unser Unternehmen befindet sich derzeit zwischen zwei großen Wachstumswellen: Die erste begann mit der globalen Expansion der Model-3/Y-Plattform, und wir glauben, dass die nächste durch Fortschritte bei der Autonomie und die Einführung neuer Produkte, einschließlich solcher, die auf unserer Fahrzeugplattform der nächsten Generation aufbauen, eingeleitet wird. Im Jahr 2024 könnte die Wachstumsrate unseres Fahrzeugvolumens deutlich geringer ausfallen als im Jahr 2023, da unsere Teams an der Einführung der nächsten Fahrzeuggeneration und anderer Produkte arbeiten“, schreibt Tesla.
In anderen Bereichen wächst das Auto-Geschäft von Tesla beständig: Die Zahl der Tesla-Standorte hat auf Jahressicht um 12 Prozent auf 1.286 Locations zugelegt, die Mobile Serviceflotte wuchs um sieben Prozent auf 1.896 Fahrzeuge. Und bei den Superchargern sind es nun 6.473 Standorte (+23 Prozent) mit 59.596 Ladepunkten (+24 Prozent).
Noch kurz ein Blick auf das Geschäft mit stationären Energiespeichern: Hier weißt Tesla satte 9,4 GWh installierte Kapazität im Q2 aus. Im ersten Quartal waren es noch 4,1 GWh. Das Wachstum soll sowohl auf Rekorde bei den Powerwalls als auch den Megapacks zurückzuführen sein. Im Q1 2025 soll zudem die Shanghai Megafactory für stationäre Speicher in Betrieb gehen. Damit will Tesla die Produktion weiter steigern – geht aber von weiterhin stark schwankenden Installationen aus. Das Geschäftsfeld wird aber immer wichtiger: „Im Jahr 2024 sollten die Wachstumsraten der Energiespeicherinstallationen und des Umsatzes in unserem Geschäftsbereich Energieerzeugung und -speicherung höher sein als im Geschäftsbereich Automotive“, so Tesla.
tesla.com (PDF)
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