Tesla steigert wieder Gewinn

Nach einem enttäuschenden ersten Quartal hat Tesla für das Q2 wieder eine bessere Bilanz vorgelegt, bleibt aber deutlich unter dem Vorjahr. Der Umsatz lag sogar leicht über den Erwartungen, auch den Gewinn konnte Tesla im Vergleich zum Jahresauftakt steigern. Der Rest des Jahres könnte schwierig werden – für mehr Wachstum danach.

tesla model 3 2024 07
Bild: Tesla

Im ersten Quartal wähnte sich Tesla noch „zwischen zwei großen Wachstumswellen“. Die erste, begonnen mit dem Model 3 und fortgeführt mit dem Model Y als einem der weltweit meistverkauften Elektroautos, ebbt langsam, aber stetig ab. Die nächste Welle, definiert durch günstigere und zunehmend selbstfahrende Elektroautos, hat noch nicht so richtig Fahrt aufgenommen.

Das zeigt sich auch in der Bilanz: Für das zweite Quartal weist Tesla einen Umsatz von 25,5 Milliarden Dollar und einen Gewinn (nach GAAP) von 1,48 Milliarden Dollar aus. Das klingt nach ordentlichen Werten, gerade mit Blick auf die jüngere Vergangenheit: Im Q2 2023, als Tesla noch mit Rabattaktionen den Absatz zulasten der Marge hoch halten wollte, lag der Umsatz noch bei knapp 25 Milliarden Dollar. Zum Jahresauftakt 2024, als die Auslieferungen schon zurückgingen, waren es noch 21,3 Milliarden Dollar. Bei der Umsatzentwicklung zeigt der Trend also wieder leicht nach oben. Das liegt aber nicht am Autogeschäft, hier ist auf Jahressicht der Umsatz um sieben Prozent auf 19,88 Milliarden Dollar gesunken (nach 21,27 Milliarden Dollar im Q2 2023). Die Service-Sparte (2,6 Milliarden Dollar) hat mit 21 Prozent Umsatzwachstum und die Sparte Energieerzeugung und -speicherung mit einer Verdopplung auf drei Milliarden Dollar das leichte Umsatzwachstum von zwei Prozent getragen.

45 Prozent geringerer Überschuss als vor einem Jahr

Ob das auch für den Gewinn gilt, ist nicht bekannt, denn hier schlüsselt Tesla nicht nach den Sparten auf. Mit einem GAAP-Überschuss von 1,48 Milliarden Dollar konnte Tesla das Ergebnis aus dem Q1 2024 (1,13 Milliarden Dollar) übertreffen. Für die 2,7 Milliarden Dollar GAAP-Überschuss aus dem Vorjahresquartal – bei vergleichbarem Umsatz wohlgemerkt – hat es aber nicht gereicht, stattdessen sind es 45 Prozent weniger. Einen weiteren Absturz auf einen Überschuss von weniger als einer Milliarde Dollar konnte Tesla aber verhindern.

Auch die zwischenzeitlich erreichten Margen von 16 Prozent sind derzeit außer Reichweite: Nach 5,5 Prozent im ersten Quartal hat Tesla nun 5,8 Prozent erreicht. Bei der Profitabilität gibt Tesla an, von niedrigeren Kosten je Fahrzeug zu profitieren, etwa beim Materialeinkauf, Fracht und Zöllen. Und auch die Kosten der eigenen 4680-Zellen sollen sinken. Negativ werden hier aber die geringeren „S3XY“-Verkäufe und -Preise angeführt. Auch die Kosten für die Restrukturierung (und Stellenstreichungen) sowie die Ausgaben für die KI-Projekte stehen höheren Profiten gegenüber. Zu den KI-Projekten zählen übrigens nicht nur die Robotik-Themen, sondern auch die Weiterentwicklung des „Full Self Driving“ (FSD).

Dass das zweite Quartal bei den Geschäftszahlen eher schwierig werden dürfte, hatte sich mit den Anfang Juli verkündeten Produktions- und Auslieferungszahlen angekündigt: Tesla hatte im zweiten Quartal 410.831 Fahrzeuge produziert und insgesamt 443.956 an Kunden ausgeliefert. Der Überhang bei den Auslieferungen ist mit der Lage im ersten Quartal zu erklären: Damals hatte Tesla rund 46.500 mehr Fahrzeuge gebaut, als bis zum Quartalsende ausgeliefert werden konnten. Einige der Auslieferungen sind aus logistischen Gründen ins zweite Quartal gefallen. Übrigens: Auch die Umsätze aus den Verkäufen der „S3XY“-Modelle gehen laut Telsa zurück, dafür steige der Anteil des Cybertrucks. Untermauert mit Zahlen wird das aber nicht – der Cybertruck fällt zusammen mit dem Model S und Model X unter „andere“ Modelle.

Nach sechs Monaten liegt Tesla im laufenden Jahr unter den Ergebnissen aus 2023: Bisher wurden 844.202 Teslas in 2024 gebaut und 830.766 ausgeliefert. Zum Stichtag Ende Juni 2023 stand Tesla aber schon bei 920.508 gebauten Autos, von denen 889.015 ausgeliefert waren. Die Produktion liegt also 8,3 Prozent unter Vorjahr, bei den Auslieferungen beträgt der Rückgang 6,6 Prozent.

Keine große Veränderung gibt es bei der Produktion: Im früheren Stammwerk Fremont kann Tesla 100.000 Model S/X bauen, hinzu kommen über 550.000 Model 3/Y – mit dem Rampup des Model 3 Highland in Fremont zeigt sich Tesla zufrieden. In den USA können zudem bis zu 250.000 Model Y in der Giga Texas gebaut werden, für den Cybertruck gibt Tesla eine Kapazität von über 125.000 Fahrzeugen an. Wobei hier unklar ist, wie die Anlagen ausgelastet sind. Immerhin gibt Tesla an, dass die Cybertruck-Produktion im Q2 verdreifacht wurde.

In der Giga Berlin in Grünheide kann Tesla über 375.000 Model Y pro Jahr bauen, diese Angabe hat sich ebenfalls nicht verändert. Das mit Abstand größte Tesla-Werk ist aber die Giga Shanghai: Dort gibt der Autobauer die Kapazität mit über 950.000 Einheiten des Model Y und Model 3 Highland an. Zu diesem Werk äußert sich Tesla etwas kryptisch: „Obwohl der chinesische Automobilmarkt nach wie vor zu den wettbewerbsintensivsten Märkten der Welt gehört, sind wir der Meinung, dass wir mit unserer Kostenstruktur und der Konzentration auf Kernfunktionen, die den Kunden einen Mehrwert bieten – einschließlich Autonomie -, langfristig gut aufgestellt sind.“

Tesla erwartet geringeres Wachstum als 2023

Die Produktion des E-Lkw Semi in Nevada läuft weiterhin als „Pilot production“ ohne Angabe einer Kapazität. Auch zur „Next Gen Plattform“ und zum Roadster macht Tesla keine neuen Angaben. Allerdings liegt auf den Fahrzeugen der nächsten Generation der Fokus der Entwickler. „Unser Unternehmen befindet sich derzeit zwischen zwei großen Wachstumswellen: Die erste begann mit der globalen Expansion der Model-3/Y-Plattform, und wir glauben, dass die nächste durch Fortschritte bei der Autonomie und die Einführung neuer Produkte, einschließlich solcher, die auf unserer Fahrzeugplattform der nächsten Generation aufbauen, eingeleitet wird. Im Jahr 2024 könnte die Wachstumsrate unseres Fahrzeugvolumens deutlich geringer ausfallen als im Jahr 2023, da unsere Teams an der Einführung der nächsten Fahrzeuggeneration und anderer Produkte arbeiten“, schreibt Tesla.

In anderen Bereichen wächst das Auto-Geschäft von Tesla beständig: Die Zahl der Tesla-Standorte hat auf Jahressicht um 12 Prozent auf 1.286 Locations zugelegt, die Mobile Serviceflotte wuchs um sieben Prozent auf 1.896 Fahrzeuge. Und bei den Superchargern sind es nun 6.473 Standorte (+23 Prozent) mit 59.596 Ladepunkten (+24 Prozent).

Noch kurz ein Blick auf das Geschäft mit stationären Energiespeichern: Hier weißt Tesla satte 9,4 GWh installierte Kapazität im Q2 aus. Im ersten Quartal waren es noch 4,1 GWh. Das Wachstum soll sowohl auf Rekorde bei den Powerwalls als auch den Megapacks zurückzuführen sein. Im Q1 2025 soll zudem die Shanghai Megafactory für stationäre Speicher in Betrieb gehen. Damit will Tesla die Produktion weiter steigern – geht aber von weiterhin stark schwankenden Installationen aus. Das Geschäftsfeld wird aber immer wichtiger: „Im Jahr 2024 sollten die Wachstumsraten der Energiespeicherinstallationen und des Umsatzes in unserem Geschäftsbereich Energieerzeugung und -speicherung höher sein als im Geschäftsbereich Automotive“, so Tesla.

tesla.com (PDF)

13 Kommentare

zu „Tesla steigert wieder Gewinn“
Dixi K.
24.07.2024 um 05:47
Es gab Informationen zum Roadster, er soll nächstes Jahr kommen. Quelle Elon im earnings call gestern
Volker Eckhardt
24.07.2024 um 07:28
Kann man Kunst vom Künstler trennen? Kann man ein Menue unabhängig vom Koch genießen? Kann man ein Auto fahren ohne den Hersteller zu berücksichtigen? Für mich kommt ein Tesla nach den letzten Handlungen von Elon Musk nicht in Frage. Das unterstütze ich nicht mit meinem Geld.
bugs
24.07.2024 um 10:50
Da bist du nicht der Einzigste ... Es gibt mittlerweile reichlich Alternativen.
Fjotta
25.07.2024 um 01:19
Ja, es gibt inzwischen viele EV Modelle. Aber leider gibt es noch nichts Gleichwertiges zu einem Tesla M3 oder MY. Entweder, die Technik ist veraltet, kümmerlich bzw. unvollständig (VW, Audi, MG, Volvo, Mercedes etc.), oder die Preise sind erheblich höher (BMW, Audi). Zumeist trifft alles auf einmal zu.
Gregor
24.07.2024 um 08:40
Hauptsache Gewinn, damit Musk das Geld an Trump spenden kann und die Welt einen Schritt weiter am Abgrund steht. Für viele viele mehr sollte Tesla langsam gestorben sein. Schade drum, bin die Wagen gern gefahren.Andererseits kann man auch etwas Hoffnung haben. Musk rammt derzeit vieles in den Boden, wie zB Twitter. Daher kann man hoffen das sich das Schema durchsetzt. Trump hat einen guten Lauf, wenn es darum geht, das seine Gefolgsleute im Knast landen. Das kann ja alles auch ganz gut ausgehen.
Juergen Raab
24.07.2024 um 14:10
Hallo Gregor, ich denke nicht, dass Elon die Werte eines Donald Trumps teilt. Mit den Firmen TESLA und SPACEX ist er auf die Kooperation mit der US Regierung angewiesen. Donald Trump kann mit der Rücknahme des Verbrennerverbots und mit einem Stopp der NASA Aufträge beide Firmen extrem schädigen. Leider berichten ARD und ZDF nie positiv über Elon und Tesla. Ich fahre meinen Tesla weiterhin mit guten Gewissen und bin kein Trump Anhänger.
Robin Baumgart
24.07.2024 um 16:39
Elon Musk ist ein Unterstützer Trumps. Gleichwohl er von diesen Dingen weiss. Das ZDF und ARD nur schlechtes berichten ist nicht richtig. Zudem hat Herr Musk sich in der letzten Zeit auch nicht positiv präsentiert.Er macht Twitter jetzt X zu einer Plattform ohne Sichheitsmanagement. Verifizierung ist für jeden zu haben. Jetzt möchte er doch ein dickes Gehalt von Tesla, wo er meinte er brauche es nicht. Durch seine ganzen Projekte fehlt im Geld und immer Aktien verkaufen und flüssig zu bleiben, ist auf Dauer keine Möglichkeit und bringt ihn nicht weiter. Viele Projekte sind gescheitert oder würden in die Schublade gesteckt. Er hat mit zuviel Wachstum kalkuliert und hat sich von dem Anfängen blenden lassen. Er macht Politik auf der Welt, wo ich mich frage.. wieso.
Markus
24.07.2024 um 15:06
Zuletzt war er zumindest Pro Trump. Die aktuelle Regierung ist ihm halt wohl hier und da auf die Füße getreten damit er nicht die alleinige Marktmacht hat und schon ist man beleidigt. Die Superreichen wollen vor allem eins: Keine Regulierung, radikale Flüchtlingsabwehr, weniger Steuern, etc. Daher sind sehr viele von Ihnen für Trump. Ob es jetzt Elon Musk ist, Harold Hamm oder Stephen Schwarzman. Wer nach Ihrer Pfeife tanzt und was er sonst anstellt ist diesen Menschen völlig egal. Da braucht man auch einen Musk nicht schönreden der sicherlich auch schon jeglichen Bezug zur Normalität eines Geringverdieners verloren hat. Warum für den die Tesla-Fans noch in die Bresche springen ist mir schleierhaft. Ganz unabhängig vom Auto.
WernerSryp
24.07.2024 um 18:08
Ich bin auch Eigentümer von Tesla. Tesla gehört nur zu ca. 25 Prozent Elon Musk. Der norwegische Staatsfond und andere Fonds sind große Investoren und halten deren Aktien. Wenn ich so lachen Mist höre, wie ich kaufe kein Auto von Tesla weil er Trump wählt und unterstützt. Frage ich mich, hinterfragen wir, was die Vorstände der deutschen Unternehmen wählen? Oder noch schlimmer, welchen Betrug VW-Eigner und Top-Manager in Deutschland und der Welt gemacht haben? Na dann kaufen wir eben eine technologisch überholte ID3 Dose.
rohlfes
24.07.2024 um 09:47
Der Gewinn pro Aktie ist gesunken und damit auch massiv der Aktienkurs. Unter Trump gab es keine Kriege und er könnte den Gazakrieg und den Ukrainekrieg beenden. Unter Biden und der Ampel gab es massive Militarisierung und riesige wirtschaftliche Probleme . Das wird sich mit Harris und Von der Leyen nicht ändern
ID.alist
24.07.2024 um 11:08
- 45% weniger Gewinn als im 2. Quartal 2023 klingt nicht nach "Gewinnsteigerung".
Marius
24.07.2024 um 12:34
Die Gewinnsteigerung bezieht sich auf Q2 2024 zu Q1 2024. Steht auch im Artikel. Dein Kommentar ist somit überflüssige Polemik.
Ossisailor
24.07.2024 um 13:05
Wenn man die knapp 900 Mio $ Kompensationszahlungen vom Gewinn abzieht, muss man feststellen, dass Tesla mit dem Autobusiness so gut wie nix mehr verdient. Da ist Rock-Bottom.

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