Großbritannien will Verbrenner-Verbot wieder auf 2030 vorziehen

Erst vergangenes Jahr hatte die britische Regierung ein Verkaufsverbot für Neuwagen mit Verbrennungsmotoren von 2030 auf 2035 verschoben. Nun, da eine neue Regierung in der Downing Street 10 eingezogen ist, soll das wieder auf 2030 vorgezogen werden.

Bild: Pixabay

Das britische Portal Fleet News berichtete als erster darüber und erklärte, der Plan sei nicht Teil der Rede des Königs, in der traditionell die Gesetzesvorhaben der Regierung vorgestellt werden. Dennoch bestätigte das Verkehrsministerium (DfT) gegenüber Fleet News, dass es zu einem späteren Zeitpunkt weitere Einzelheiten bekannt geben wird.

In dem Artikel wird darauf hingewiesen, dass sich das DfT bisher nur auf „Autos“ bezogen hat, so dass unklar ist, ob die neue Frist auch für Kleintransporter gelten könnte oder nicht. Es bleibt auch abzuwarten, wie sich die Änderung der Politik auf Plug-in-Hybride und andere Hybridautos auswirken wird. Die ursprüngliche Gesetzgebung sah vor, dass Hybride, die „eine beträchtliche Strecke fahren können, ohne dass Kohlenstoff aus dem Auspuff austritt“, bis 2035 zugelassen werden sollten.

Im vergangenen September verschob der ehemalige britische Premierminister Rishi Sunak (Tories) das geplante Datum für den Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor von 2030 auf 2035 und begründete dies mit den hohen Kosten für Familien und kleine Unternehmen. Nur wenige Tage später kündigte die Regierung jedoch an, dass sie an den zuvor festgelegten Zielen für Elektrofahrzeuge in den kommenden Jahren festhalten werde. Das so genannte ZEV-Mandat („Zero Emission Vehicle“) besagt, dass seit Januar dieses Jahres lokal emissionsfreie Autos mindestens 22 Prozent des Gesamtabsatzes eines Herstellers ausmachen müssen. Für Kleintransporter gibt es eine Zielvorgabe von zehn Prozent. Die Quote wird bis 2030 auf 80 Prozent für Pkw und 70 Prozent für neue Transporter steigen. Bis 2035 müssen alle verkauften Neufahrzeuge elektrisch sein.

Die Verschiebung des Ausstiegsdatums bei gleichzeitiger Aufrechterhaltung der ZEV-Mandate stieß bei den Automobilherstellern auf Kritik. Ein namentlich nicht genannter Automobilhersteller erklärte damals gegenüber der BBC, dass es für die Unternehmen schwieriger wäre, Elektrofahrzeuge zu verkaufen, wenn sie gezwungen wären, das Ziel für den Verkauf von Elektrofahrzeugen zu erreichen, während das Verbot für neue Benzin- und Dieselfahrzeuge verschoben würde.

Die Labour-Partei, die jetzt im Vereinigten Königreich an die Macht gekommen ist, hatte bereits während des Wahlkampfs angekündigt, dass sie die ursprüngliche Frist bis 2030 wiederherstellen würde. Der Schritt ist also keine große Überraschung.

„Wir gratulieren Sir Keir Starmer und der Labour-Partei zu ihrem Wahlerfolg. Das Bekenntnis der neuen Regierung zu einer Industriestrategie und ihr bereits veröffentlichter Plan für den Automobilsektor können die Wettbewerbsfähigkeit des verarbeitenden Gewerbes stärken, die Handelsbeziehungen verbessern und die Verbraucher unterstützen“, sagt Mike Hawes, SMMT Chief Executive nach der Wahl. „Die Industrie ist von grundlegender Bedeutung für das Erreichen der Netto-Nullrunde, die unter den richtigen Bedingungen das notwendige Wachstum für die Wirtschaft bringen wird. Wir wollen nun unsere produktive Partnerschaft mit der Regierung fortsetzen, um den langfristigen Erfolg des Sektors und all derer zu sichern, die für ihre Mobilität, ihre Dienstleistungen und ihren Lebensunterhalt auf ihn angewiesen sind.“

Die Society of Motor Manufacturers & Traders (SMMT), die die Interessen der britischen Automobilindustrie unterstützt und fördert, berichtete kürzlich, dass Batterie-elektrische Autos im Juni einen Marktanteil von 19 Prozent erreicht haben, den höchsten monatlichen Marktanteil in Großbritannien seit Dezember 2023. Und im Vergleich zum Vorjahresmonat stiegen die BEV-Verkäufe um 7,4 Prozent.

fleetnews.co.uksmmt.co.uk (Verkaufszahlen)

Dieser Artikel von Carla Westerheide ist zuerst auf electrive.com erschienen.

4 Kommentare

zu „Großbritannien will Verbrenner-Verbot wieder auf 2030 vorziehen“
Musicman
24.07.2024 um 10:55
In Äthiopien ist das Verbrennerverbot bereits seit 1.1.2024 beschlossene Sache. Zeigt alles in allem aber wie dramatisch rückwärtsgewandt Deutschland ist.
Marius
24.07.2024 um 12:36
In einem Artikel über Großbritannien auf die Unzulänglichkeiten Deutschlands hinzuweisen braucht auch niemand.
Carlito
24.07.2024 um 15:11
Ich glaube die Regierungen können sich nicht vorstellen, was für einen Stress, welche Kosten und welche Mehrarbeit sie mit diesem Hin und Her verursachen. Egal ob die Gesetze liberaler oder restriktiver werden, der Umstellungsaufwand ist enorm. Die Unternehmen müssen sich jetzt schon darauf einstellen, welche Modelle sie 2035 anbieten.Natürlich ist ein früheres Verbrenner-Aus besser als ein spätes. Aber die "liberalere" Einstellung der FDP hierzulande ist für die Autobauer genauso problematisch, wie ein erneutes Umschwenken der britischen Regierung. Die Entwicklung der Fahrzeugmodelle für diesen Zeitraum beginnt jetzt und entsprechend müssen auch Kapazitäten geplant werden. Das kann man nicht alle paar Monate über den Haufen werfen.Ich hoffe UK bleibt jetzt bei 2030. Und die EU hoffentlich auch. Und macht das auch entsprechend klar.
Moritz
24.07.2024 um 15:24
Ich finde es schade, dass der polemische Begriff des "Verbrenner-Verbots" hier in der Überschrift verwendet wird. Es gibt weder in GB noch in der EU ein Verbrenner-Verbot ab 2030. Es gibt ein Verbot für die Zulassung von Neuwagen, die mit fossilen Kraftstoffen betrieben werden. Diesel-Dieter kann seinen 2029 neu zugelassenen Wagen also weiter fahren, bis er sich den Sprit nicht mehr leisten kann bzw. er keinen erwerben mehr kann. Und dann müssen wir Steuerzahler dem Armen mit Subventionen aus der Patsche helfen, weil konnte ja keiner ahnen.

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